Er ist Soziologe, Publizist und Weltbürger und weiß zu fast allen Themen etwas zu sagen – Alphons Silbermann avanciert im vergangenen Jahrhundert als „Haussoziologe des deutschen Fernsehens“ zum Medienstar mit hohem wissenschaftlichem Anspruch und analysiert jahrelang in den deutschen Hörsälen und Talkshows die Befindlichkeiten der Republik
Alphons Silbermann kommt am 11. August 1909 als Sohn des Druckereibesitzers Salomon Silbermann in Köln zur Welt. Nach einem Studium der Musikwissenschaft, Jura und Soziologie in Köln, Freiburg im Breisgau und in Grenoble ist er bis 1933 als Justizreferendar tätig und promoviert noch im gleichen Jahr. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigriert er in die Niederlande und geht danach nach Sydney, wo er sich zunächst als Tellerwäscher und Kellner durchschlägt. Bald gelingt es ihm sein eigenes Restaurant „Silver’s Food Bars“ zu eröffnen und mit insgesamt acht Restaurants die erste Fastfood-Kette Australiens zu etablieren.
Durch den damit einhergehenden finanziellen Erfolg kann Alphons Silbermann als Quereinsteiger seine musiksoziologische Arbeit finanzieren und wird nach der Veröffentlichung erster Studien am State Conservatory Of Music in Sydney als Dozent beschäftigt. Ab den fünfziger Jahren wendet sich der Wissenschaftler wieder Europa zu, an der Pariser Sorbonne hält er Vorlesungen über Musikästhetik und initiiert den ersten europäischen Kongress über Musikprogramme im Rundfunk, auch erhält er Lehrstühle in Lausanne und Bordeaux. 1970 wird er in seiner Heimatstadt Köln als Professor für Massenkommunikation und Kunstsoziologie auf Lebenszeit verbeamtet, trotz seiner zurückerhaltenen deutschen Staatsangehörigkeit bleibt er bis an sein Lebensende australischer Staatsbürger.
Alphons Silbermann macht sich auch als Publizist einen Namen, seine bevorzugten Themen sind Musik- bzw. Kunstsoziologie, Massenkommunikation und Kulturindustrie, Judenverfolgung und Antisemitismus, Homosexualität und Alltagssoziologie. Nebenher betätigt er sich auch als Berater großer Medienkonzerne. Dem Wissenschaftler, der der 68er-Bewegung an den Universitäten eher skeptisch gegenübersteht, wird aufgrund seiner außerordentlichen Verdienste das „Verdienstkreuz 1. Klasse“ und das „Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen.
Noch im vorgerückten Alter ist Alphons Silbermann ein gern gesehener Gast in deutschen Talkshows – bis in seine letzten Lebensjahre ist der humorvolle Rheinländer, der aus seiner Homosexualität nie ein Geheimnis macht, ein gefragter öffentlicher Redner und witziger Diskussionsredner mit hohem Unterhaltungswert.
Alphons Silbermann stirbt am 4. März 2000 in seiner Heimatstadt Köln.