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Anneliese Rothenberger

Sie steht auf den bedeutendsten Opernbühnen der Welt und gehört zu den erfolgreichsten Sängerinnen der Nachkriegszeit – berühmt wird Anneliese Rothenberger vor allem als Mozart- und Richard Strauss-Interpretin, später wechselt sie ins Operettenfach und wird durch ihre Musiksendungen im Fernsehen einem Millionenpublikum bekannt

Anneliese Rothenberger wird am 19. Juni 1926 in Mannheim geboren und stammt aus einfachen Verhältnissen. Ihre Gesangausbildung – die sie mit einem Stipendium absolviert – erhält sie an der Mannheimer Musikakademie bei Erika Müller. Mit sechzehn Jahren singt sie öffentlich in Konzerten und mit siebzehn Jahren tritt sie ein Elevinnen-Engagement am Koblenzer Theater an.

Während des Zweiten Weltkriegs lernt Anneliese Rothenberger bei einer Landverschickung eine untergetauchte Hamburger Jüdin kennen – diese Bekanntschaft stellt sich nach Kriegsende als Glücksfall heraus, denn die Dame führt sie in die wichtigen Hamburger Kreise ein, wo sie schnell an der dortigen Oper Fuß fasst und auch ihren späteren Mann Gerd Wendelin Dieberitz kennenlernt. 1947 debütiert Anneliese Rothenberger an der Hamburger Staatsoper in Verdis „Un Ballo in Maschera“.

1952 ist Anneliese Rothenberger erstmals bei den Edinburgh-Festspielen zu Gast und legt damit den Grundstein für ihre Weltkarriere. Bald darauf folgt eine Einladung zu den Salzburger Festspielen, denen sie bis 1973 die Treue hält – dafür wird sie später mit der „Max-Reinhardt-Plakette“ geehrt. 1956 wechselt sie nach Düsseldorf und ein Jahr später nach Wien.

1960 gibt Anneliese Rothenberger ihr Debüt an der New Yorker Metropolitan Opera als „Zdenka“ in der Strauss-Oper „Arabella“. Sie singt die Rolle der Musetta in Puccinis „La Boheme“, die Susanna in „Le Nozze di Figaro“, die Amore in Glucks „Orfeo ed Euridice“, die Sophie in „Der Rosenkavalier“ und die Adele in „Die Fledermaus“. Anneliese Rothenberger tritt auch im amerikanischen Fernsehen auf. Die Sängerin, die sich während ihrer Zeit an der Met schnell zum New Yorker Publikumsliebling entwickelt, singt dort auch die gewagte Rolle der Lulu in Alban Bergs gleichnamiger Oper und reißt damit das New Yorker Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.

1961 folgt ein Gastspiel an der Mailänder Scala. Lange Tourneen führen sie nach Südamerika und in die Sowjetunion – „ein unglaubliches Publikum“ so Anneliese Rothenberger. Weitere Stationen in ihrer Karriere sind Kopenhagen, Montreal, Zürich, Dortmund, Mannheim, Aix-en-Provence und Florenz.

Anneliese Rothenberger verfügt über ein umfassendes Repertoire – unter anderen singt sie Partien in Opern von Monteverdi, Purcell, Händel, Gluck, Haydn, Beethoven, Wagner, Verdi, Puccini, Weber, Lortzing, Humperdinck, Rossini, Donizetti, Bizet, Offenbach, Ravel, Hindemith, Britten, Strawinski, Orff und Berg. Vor allem aber macht sie die außergewöhnliche Interpretation von Rollen in Opern von Mozart und Strauss weltberühmt. Sie weiß stets die Stärken und die Schwächen ihrer Stimme einzuschätzen und dem entsprechende Angebote anzunehmen oder auch abzulehnen – ihre Verehrer bezeichnen sie als „Lady von damenhafter Schönheit, gewitzt, intelligent, geschäftstüchtig und begabt“.

Auch als Interpretin klassischer Lieder von Schubert, Schumann, Brahms und Wolff ist Anneliese Rothenberger sehr beliebt – sie gibt Liederabende in ganz Europa, Japan und Amerika. Jahrelang geht sie zweimal jährlich auf eine große Liedertournee.

Populär wird Anneliese Rothenberger auch durch Rollen in Musikfilmen – 1955 spielt sie in der englischen Verfilmung der „Fledermaus“ von Johann Strauß mit.

Anneliese Rothenberger gilt seit den siebziger Jahren als bedeutender Operettensopran – obwohl sie bei zahlreichen Aufnahmen mitwirkt, halten sich ihre Bühnenauftritte in diesem Genre in Grenzen. Umso mehr hält sie dem Operettenfach im Fernsehen die Treue, was ihr von einigen Kritikern übelgenommen wird. Sie moderiert unter anderem die ZDF-Shows „Anneliese Rothenberger gibt sich die Ehre“ und „Traumland Operette“, in denen sie auch Kostproben ihres Könnens darbietet.

Von 1954 bis zu dessen Tod 1999 ist sie mit dem Journalisten, Redakteur und Lyriker Gerd Wendelin Dieberitz verheiratet, der auch ihr Manager ist.

1983 beendet Anneliese Rothenberger ihre Karriere, 1989 gibt sie ihren letzten Liederabend – zu einem Comeback lässt sie sich nicht überreden. Lieber höre sie den Satz „Schade, man hört Sie gar nicht mehr“ als „Die Alte singt ja immer noch“ so die Sängerin in einem Interview. Anneliese Rothenberger leistet mit viel Engagement einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Nachwuchses. Auch wenn sie heute sagt: „Die moderne Oper ist eine Katastrophe. Die Sänger sind sicher gut, aber bei den Regisseuren fasse ich mich an den Kopf. Das war doch früher alles viel schöner!”

Anneliese Rothenberger stirbt am 24. Mai 2010 im Alter von dreiundachtzig Jahren im schweizerischen Münsterlingen.