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Bernhard Grzimek

Er gilt als bekanntester Tierexperte Deutschlands und als einflussreichster Naturschützer seiner Zeit – legendär sind seine Auftritte als Moderator der beliebten TV-Sendung „Ein Platz für Tiere“. Als Pionier der Ökologie-Bewegung setzt sich Bernhard Grzimek bereits Jahre vor dem öffentlichen Umweltbewusstsein für die Natur ein, er bringt zahlreiche Bücher heraus und macht sich als Regisseur wegweisender Tierfilme einen Namen

Bernhard Klemens Maria Hoffbauer Pius Grzimek kommt am 24. April 1909 im oberschlesischen Neiße – dem heutigen polnischen Nysa – als jüngstes Kind des Rechtsanwalts und Notars Paulfranz Grzimek und dessen zweiter Ehefrau Margarete Wanke zur Welt. Mit fünf Geschwistern wächst er in behüteten Verhältnissen auf und besucht von 1915 bis 1919 die Volksschule und von 1919 bis zum Abitur ein Realgymnasium in seiner Heimatstadt.

Ab 1928 studiert Bernhard Grzimek erst in Leipzig und dann in Berlin Veterinärmedizin – 1932 macht er sein Staatsexamen. Da sein Vater früh stirbt, wird er mit neunzehn Jahren für volljährig erklärt – als Leiter einer Geflügelfarm und einer Spargelplantage im brandenburgischen Erkner muss er seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. 1933 ist er im Preußischen Landwirtschaftsministerium und von 1938 bis 1945 als Regierungsrat im Reichsernährungsministerium beschäftigt.

In jener Zeit beschäftigt sich Bernhard Grzimek erfolgreich mit Rinder- und Geflügelseuchen-Bekämpfung sowie mit der Verbesserung der Lagerung von Hühnereiern – mit der Senkung des Anteils fauler Eier schafft er die Voraussetzung für die Kühlhauslagerung einheimischer Eier, auch sein Handbuch über Geflügelkrankheiten wird immer wieder neu aufgelegt. Nebenher beschäftigt sich Bernhard Grzimek mit verhaltenskundlichen Themen – speziell mit Menschenaffen und Wölfen. Dank seines Fachwissens gelingt es ihm, eine Tigergruppe des Zirkus Sarrasani mehrfach allein dem Publikum vorzuführen.

Im Zweiten Weltkrieg dient Bernhard Grzimek als Veterinär in der Wehrmacht und nutzt die Tätigkeit unter anderem für Studien zur Farbwahrnehmung und zum Orientierungsverhalten von Militärpferden. Kurz vor Ende des Krieges durchsucht die Gestapo seine Berliner Wohnung – ihm wird vorgeworfen, versteckte Juden mit Lebensmitteln versorgt zu haben. Daraufhin flüchtet er zunächst nach Detmold und dann nach Frankfurt am Main, wo er nach Kriegsende zunächst als persönlicher Referent des provisorischen Oberbürgermeisters Hollbach arbeitet und noch im selben Jahr zum Direktor des Zoologischen Gartens berufen wird – diese Funktion füllt er bis zur Pensionierung 1974 aus. 1947 wird ihm von der US-Militärregierung die Mitgliedschaft in der NSDAP vorgeworfen – Bernhard Grzimek streitet dies jedoch stets ab.

Als Direktor des damals fast völlig zerstörten Frankfurter Zoos nutzt Bernhard Grzimek seine Position, eine dauerhafte Schließung des Parks zu unterlaufen. Er lässt einige der beschädigten Zoogebäude provisorisch wieder herrichten und macht den Tierpark bereits 1945 wieder der Öffentlichkeit zugänglich.

1954 gründet Bernhard Grzimek mit seinem Sohn Michael als regelmäßige Einkommensquelle und wirtschaftliche Absicherung die „Okapia KG“ – eine bis heute sehr erfolgreiche Bildagentur. Von 1970 bis 1973 ist er der Beauftragte der deutschen Bundesregierung für den Naturschutz, 1975 gründet er zusammen mit Horst Stern den „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ („BUND“) – bis zu seinem Tode ist er Präsident der „Zoologischen Gesellschaft Frankfurt“.

Zahlreiche Reisen führen Bernhard Grzimek immer wieder nach Afrika, wo er den drohenden Untergang der afrikanischen Tierwelt durch übermäßige Jagd und die Zerstörung der Lebensräume durch den Siedlungsdruck der Menschen beobachtet – dies veranlasst ihn zu einem lebenslangen Engagement für die Wildtiere Afrikas. Sein Dokumentarfilm „Serengeti darf nicht sterben“ (1959) wird als erster deutscher Film nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem „Oscar“ ausgezeichnet, die regelmäßige Fernsehsendung „Ein Platz für Tiere“ („Guten Abend, meine lieben Freunde“) machen Bernhard Grzimek seit den fünfziger Jahren landesweit bekannt und beliebt.

Auch als Buchautor feiert Bernhard Grzimek Erfolge – sein Buch „Kein Platz für wilde Tiere“ und seine dreizehnbändige Enzyklopädie „Grzimeks Tierleben“ sind bis heute Bestseller.

Bernhard Grzimek ist zweimal verheiratet – von 1930 bis 1973 mit Hildegard Prüfer, aus der Ehe gehen die Söhne Rochus, Michael und der Adoptivsohn Thomas hervor. Michael kommt 1959 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. 1978 heiratet Bernhard Grzimek in zweiter Ehe seine Schwiegertochter Erika – die Witwe seines Sohnes Michael – und adoptiert deren Kinder. Aus einer langjährigen außerehelichen Beziehung Bernhard Grzimeks gehen die Kinder Monika und Cornelius hervor.

Bernhard Grzimek stirbt am 13. März 1987 in Frankfurt am Main während einer Vorstellung des Zirkus Althoff. Seine Urne wird nach Tansania überführt und neben seinem Sohn Michael am Ngorongoro-Krater beigesetzt.