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Bertolt Brecht

Er wird von den Linken vereinnahmt und in konservativen Kreisen geschmäht, greift mit literarischen Mitteln in Politik und Gesellschaft ein und trägt wesentlich zur Entwicklung des modernen Theaters bei – Bertolt Brecht schreibt zeitlose Klassiker und gilt als einflussreichster und bedeutendster deutschsprachiger Dramatiker des zwanzigsten Jahrhunderts

Eugen Berthold Friedrich Brecht kommt am 10. Februar 1898 als Sohn von Sophie Brecht und Berthold Friedrich Brecht – einem kaufmännischen Angestellten – in Augsburg zur Welt und wächst mit seinem Bruder Walter in sicheren Verhältnissen auf. Auf Wunsch der Mutter wird er protestantisch erzogen, was im katholischen Augsburg damals ungewöhnlich ist. Er besucht das Realgymnasium und erhält Klavier-, Geigen- und Gitarrenunterricht – frühzeitige Herzbeschwerden zwingen ihn, durch Kuraufenthalte mehrmals den Schulbesuch zu unterbrechen.

Mit dem Dichten beginnt Bertolt Brecht bereits als Jugendlicher – er schreibt Prosa und ein einaktiges Drama und gibt zusammen mit einem Freund eine Schülerzeitung heraus. Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs verfasst er einige patriotische Reportagen von der Heimatfront – seine Kriegsbegeisterung lässt jedoch bald nach. 1917 macht er ein Notabitur und meldet sich zum Kriegshilfsdienst, den er mit Schreibarbeiten abarbeitet. Danach beginnt er ein Medizin- und Philosophiestudium in München, was er jedoch nur halbherzig verfolgt. Während der Novemberrevolution von 1919 ist Bertolt Brecht Mitglied des Augsburger Arbeiter- und Soldatenrats, tut sich dort aber nicht hervor. In der bayrischen Hauptstadt freundet er sich mit dem bekannten Kabarettisten Karl Valentin an, 1922 wird dort sein erstes Stück „Trommeln in der Nacht“ aufgeführt und im gleichen Jahr erscheint die Buchausgabe seines Dramas „Baal“. In den folgenden Jahren verfasst Bertolt Brecht knapp fünfzig Dramen, zahlreiche Gedichtsammlungen sowie diverse Fragmente.

Zu Bertolt Brechts bekanntesten Werken gehören „Im Dickicht der Städte“ (1921), „Der Lindberghflug“ (1928), „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ (1929), „Leben des Galilei“ (1938), „Mutter Courage und ihre Kinder“ (1939), „Der gute Mensch von Sezuan“ (1939), „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ (1940) und „Der kaukasische Kreidekreis“ (1944) sowie die Gedichtsammlungen „Svendborger Gedichte“ (1934) und „Buckower Elegien“ (1953). Bertolt Brechts größter Erfolg – „Die Dreigroschenoper“ (1928) – wäre ohne die Musik von Kurt Weill nicht möglich gewesen. 1930 verursacht das Stück „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ einen der größten deutschen Theaterskandale.

Ende der zwanziger Jahre entwickelt sich Bertolt Brecht zum überzeugten Kommunisten, mit der Konsequenz, das in der Weimarer Republik einige seiner Stücke mit Aufführungsverbot belegt werden. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird er auf die schwarze Liste gesetzt, seine Werke werden verboten und bei Bücherverbrennungen vernichtet. Anfang 1930 verlässt Bertolt Brecht mit seiner Familie Berlin und geht zunächst nach Prag, Wien, Zürich und Paris um sich dann auf der dänischen Ostseeinsel Thurö bei Svendborg niederzulassen. 1939 wird Bertolt Brecht die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.

1941 erhält Bertolt Brecht ein Einreisevisum in die USA – mit der Vorstellung dort als erfolgreicher Drehbuchautor arbeiten zu können, lässt er sich in Hollywood nieder. Sein Bemühen ist nicht von Erfolg gekrönt, was an seiner Abneigung der amerikanischen Lebensart und am Desinteresse des amerikanischen Publikums an seiner literarischen Arbeit liegt. Nach dem Kriegseintritt der USA 1942 muss sich Bertolt Brecht als „feindlicher Ausländer“ registrieren lassen, 1947 wird er vom Ausschuss für unamerikanische Umtriebe befragt, ob er Mitglied einer „Kommunistischen Partei“ ist oder war, was er mit „nein“ beantwortet.

1949 kehrt Bertolt Brecht nach Europa zurück und lässt sich in Ost-Berlin nieder – in der damaligen DDR betrachtet man ihn als bürgerlichen Intellektuellen, der den Weg zum Kommunismus gefunden hat. Zusammen mit Helene Weigel gründet er in Ost-Berlin das Berliner Ensemble, mit dem er weltberühmt wird. Seine kraftvolle Sprache – die er teilweise bewusst an die Umgangssprache anlehnt – kommt beim Publikum an.

1950 erhalten Bertolt Brecht und Helene Weigel die österreichische Staatsbürgerschaft, was in Österreich auf Kritik stößt, da beide nicht die Absicht haben, aus der DDR nach Österreich überzusiedeln.

Nach dem Niederschlag des Ost-Berliner Volksaufstands vom 17. Juni 1953 nimmt Bertolt Brecht eine deutlich distanzierte Haltung zur DDR-Regierung ein. 1954 eröffnet er in Ost-Berlin mit einer Bearbeitung von Molières „Don Juan“ das Theater am Schiffbauerdamm, 1954 wird er in Moskau mit dem „Internationalen Stalin-Friedenspreis“ ausgezeichnet und im selben Jahr wird er zum Vizepräsidenten der „Deutschen Akademie der Künste“ ernannt.

In den jungen Jahren der Bundesrepublik kommt es wegen Bertolt Brechts linkspolitischen Engagements häufig zu Boykotten und Aufführungsverboten seiner Stücke – erst in den achtziger Jahren beginnt die Forschung, das Avantgardistische seines Schaffens herauszuarbeiten und nach der deutschen Wiedervereinigung etabliert sich ein eher sachbezogener Umgang mit seinem Œuvre.

Bertolt Brecht ist zweimal verheiratet und hat im Laufe seines Lebens mehrere Liebschaften – unter anderem mit der damals siebzehnjährigen Paula Banholzer, mit der er den gemeinsamen Sohn Frank hat. Nach einer Ehe mit der Sängerin Marianne Zoff, aus der Tochter Hanne hervorgeht, ist er von 1929 bis zu seinem Tod mit der Schauspielerin Helene Weigel verheiratet, mit der er Tochter Barbara hat.

Bertolt Brecht stirbt am 14. August 1956 in Ost-Berlin und wird am 17. August 1956 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und im Beisein von Vertretern aus Politik und Kultur auf dem Ost-Berliner Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt – bei der Beerdigung wird, wie es sich der Dichter gewünscht hat, nicht gesprochen.

Seit 1990 befindet sich in Bertolt Brechts Geburtshaus in Augsburg die Gedenkstätte „Brechthaus“. Das Haus im dänischen Svendborg, in dem Bertolt Brecht zeitweise lebt, wird unter dem Namen „Brechts hus“ als Künstler- und Forscherwohnung genutzt.

Bertolt Brechts Werk wird bis heute in über fünfzig Sprachen übersetzt, laut einer Umfrage haben 55% aller Deutschen Stücke von Bertolt Brecht in der Schule behandelt – nach wie vor ist er präsent auf den Spielplänen nationaler und internationaler Theaterbühnen. Heute erinnern zahlreiche Straßen, Schulen und wissenschaftliche Einrichtungen an den großen deutschen Dramatiker und Lyriker.