Als eine der großen Schauspielerinnen Südamerikas überzeugt sie auf der Bühne in fast allen klassischen Rollen, sie inszeniert Theaterstücke und spielt in ihrer langen Karriere in zahlreichen Spielfilmen mit – während China Zorrilla in Lateinamerika jahrzehntelang zu den beliebtesten Charakterdarstellerinnen gehört, bleibt sie in Europa nahezu unbekannt
China Zorrilla kommt am 14. März 1922 als Concepcion Zorrilla de San Martin im uruguayischen Montevideo zur Welt – sie ist die Tochter des Bildhauers José Luis Zorrilla de San Martín und die Enkelin von Uruguays Nationaldichter Juan Luis Zorrilla de San Martín. Ihre Kindheit verbringt sie in Paris, wo ihr Vater als Schüler von Antoine Bourdelle arbeitete.
1947 geht China Zorilla nach London, wo sie – ermöglicht durch ein Stipendium – an der Royal Academy Of Dramatic Art Schauspielerei studiert. Zurück in Südamerika agiert sie von 1950 bis 1965 als Hauptdarstellerin auf der Bühne des Uruguayan National Comedy in Montevideo zusammen mit den Schauspiellegenden Margarita Xirgu, Armando Discépolo und Orestes Caviglia.
1961 gründet China Zorilla zusammen mit Antonio Larreta und Enrique Guarnero in der uruguayischen Hauptstadt das „Teatro de la Ciudad de Montevideo“. Sie reist nach Buenos Aires, Paris und Madrid und lässt sich 1965 in New York nieder.
China Zorrilla überzeugt in fast allen klassischen Theaterrollen – sie ist unter anderem in Stücken von Shakespeare, Lope de Vega, Molière, Tirso de Molina, Garcia Lorca, Bertolt Brecht, Paul Claudel, Luigi Pirandello, Jean Cocteau, Anton Tschechow, Eduardo De Filippo, Ferenc Molnár und Igor Strawinsky zu sehen. Als Theaterregisseurin inszeniert sie „Lost in Yonkers“ von Neil Simon und „Arlecchino“ von Carlo Goldoni und als Opernregisseurin Verdis „Ein Maskenball“, Puccinis „La Bohème“ und Rossinis „Der Barbier von Sevilla“. Sie arbeitet für die Bühnen in Lima, Santiago, La Paz, Quito, Caracas, Bogotá, New York, Miami und Tel Aviv.
1971 geht China Zorilla zurück nach Buenos Aires um dort ihre Filmkarriere zu starten – sie spielt in Filmen wie „La tregua“ (1974), „Últimos días de la víctima“ (1982), „Contar hasta diez“ (1985), „Esperando la carroza“ (1985), „Pobre mariposa“ (1986), „Nunca estuve en Viena“ (1989), „Besos en la Frente“ (1996) und „Conversaciones con mamá“ (2004). 2005 kann man China Zorilla in der Seniorenkomödie „Elsa y Fred“ („Elsa & Fred“) sehen – der Film ist auch in Europa ein Erfolg und wird 2006 mit dem spanischen Filmpreis „Goya“ ausgezeichnet.
Für ihr künstlerisches Schaffen wird China Zorrilla von der argentinischen Regierung mit dem „Orden de Mayo“ und von der chilenischen Regierung mit dem „Gabriela Mistral Orden“ ausgezeichnet. In Montevideo, Buenos Aires und anderen argentinischen Städten ist sie „Illustrious Citizen“ – zwei Theater tragen ihren Namen. 2008 wird sie von der französischen Regierung zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt.
Bis zu ihrem Tod lebt China Zorrilla in Buenos Aires. Sie stirbt am 17. September 2014 mit zweiundneunzig Jahren im Krankenhaus “Asociación Española“ in Montevideo.
Die argentinische Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner ordnet anlässlich des Todes von China Zorrilla eine zweitägige Staatstrauer an und sagt: „Sie war eine der großen Repräsentanten der lateinamerikanischen Kultur“.