Die legendäre Wiener Soubrette verbringt die Kriegsjahre im lateinamerikanischen Exil um danach in ihrer österreichischen Heimatstadt mit intelligenten Chansons Kabarett-Geschichte zu schreiben – Cissy Kraner geht mit ihrem Ehemann Hugo Wiener auf große Tourneen, wirkt in verschiedenen Radio-, Fernseh- und Bühnenproduktionen mit, tritt bis ins hohe Alter als Schauspielerin auf und spielt etliche Schallplatten ein
Cissy Kraner wird als Gisela Kraner am 13. Januar 1918 in Wien geboren. Von 1934 bis 1936 studiert sie Gesang, Schauspiel und Tanz am Konservatorium ihrer Heimatstadt und erhält bald Engagements als Soubrette am „Deutschen Theater“ und am „Raimundtheater“ in Wien. Danach ist sie in der Kleinkunstbühne „ABC“ und anderen literarischen Kabaretts tätig, bevor sie als Soubrette ins niederländische Scheveningen geht und von dort an die „Arena“ in Rotterdam engagiert wird.
Nach ihrer Rückkehr nach Wien 1938 probt sie kurz an der „Wiener Volksoper“ – zu einer Aufführung kommt es nicht mehr. Cissy Kraner fliegt 1938 wenige Monate nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland nach Südamerika, um dort bei der Wiener Revue „Femina“ aufzutreten. Während des Gastspiels lernt sie in Bogotá den Kabarettisten Hugo Wiener kennen, den sie 1943 heiratet. Gemeinsam eröffneten sie in Caracas die kleine, gutgehende Exilanten-Bar „Johnny’s Music-Box“, in der Cissy Kraner die Chansons ihres Mannes in fünf verschiedenen Sprachen vorträgt. Als man sie aus Venezuela zum „Reichsarbeitsdienst“ ins Deutsche Reich beordert, bleibt sie bei ihrem Partner, der Jude ist.
Die Soubrette kehrt nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1948 nach Wien zurück, wo sie ihre Karriere im Ensemble des Kabarett „Simpl“ beginnt. Bis 1965 entstehen dort die Chansons ihres Mannes wie „Der Nowak läßt mich nicht verkommen“, „Der Vamp von Favoriten“, „Eine verzwickte Verwandtschaft“, „Ich wünsch‘ mir zum Geburtstag einen Vorderzahn“ und „Ich kann den Novotny nicht leiden“, die durch ihren Vortrag legendär werden. Auch spielt Cissy Kraner am „Lachenden Kabarett“ in der „Melodies Bar“ neben Hugo Wiener und Maxi Böhm.
Ab 1965 ist Cissy Kraner vor allem in Rundfunk-, Fernseh-, und Bühnen-Produktionen als Schauspielerin und Sängerin zu sehen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann gibt sie Chansonabende im ganzen deutschsprachigen Raum und tritt als Kabarettistin auf. Nach dem Tod Hugo Wieners 1993 gastiert die Kabarettistin mit „ihren“ Chansons in Begleitung Herbert Prikopas und wirkt weiterhin als Schauspielerin.
Cissy Kraner stirbt am 1. Februar 2012 im Alter von vierundneunzig Jahren in Baden bei Wien.