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Dieter Hildebrandt

In seinen TV-Sendungen „Scheibenwischer“ und „Notizen aus der Provinz“ verspottet er scharfzüngig und unverblümt die Konservativen des Landes, die Fernsehübertragungen seiner „Lach- und Schießgesellschaft“ erreichen ein Millionenpublikum – Dieter Hildbrandt ist einer der einflussreichsten Kabarettisten des Landes und gilt jahrzehntelang als moralische Instanz und wichtige Stimme im Kampf für Demokratie und Gerechtigkeit

Dieter Hildebrandt wird am 23. Mai 1927 als Sohn des Oberlandwirtschaftsrats Walter Hildebrandt und dessen Frau Gertrud im niederschlesischen Bunzlau geboren – er wächst mit zwei Brüdern in behüteten Verhältnissen auf. Schon in der Schulzeit entdeckt er die Liebe zur Schauspielerei, er wird Mitglied einer Spielschar der Hitlerjugend. Als Teenager ist er Flakhelfer, kurz vor Kriegsende wird er zur Wehrmacht eingezogen. Nach kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft trifft er in der Oberpfalz mit seiner aus Schlesien vertriebenen Familie zusammen, 1947 holt er in Weiden das Abitur nach. Ab 1950 studiert er an der Münchner „Ludwig-Maximilians-Universität“ Literatur- und Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte.

Nach dem Scheitern der Aufnahmeprüfung an der Münchner „Otto-Falckenberg-Schule“ nimmt Dieter Hildebrandt privaten Schauspielunterricht – 1953 legt er am „Münchner Residenztheater“ die Prüfung der Schauspieler-Genossenschaft ab. Eine begonnene Doktorarbeit bricht er 1955 ohne Abschluss ab, als sich erste Erfolge bei seinen Auftritten in Studentenkabaretts einstellen.

Während seines Studiums arbeitet Dieter Hildebandt als Platzanweiser im Münchner Theater „Die Kleine Freiheit“, wo er das erste Mal mit Kabarett in Kontakt kommt. Er wirkt beim Studentenkabarett „Die Seminarren“ mit und gründet 1955 das Kabarett „Die Namenlosen“, dessen Aufführungen so erfolgreich sind, dass sie teilweise im Fernsehen übertragen werden.

1956 gründet Dieter Hildebrandt gemeinsam mit dem Sportreporter Sammy Drechsel die „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“, die sich im Laufe der Zeit zu einem der bedeutendsten Kabaretts in der Bundesrepublik entwickelt und deren Programme von Anfang an im Radio und Fernsehen übertragen werden. 1972 gibt die „Lach- und Schießgesellschaft“ ihre Abschiedsvorstellung, mit dem Amtsantritt von Bundeskanzler Willy Brandt gerät das politische Kabarett – Dieter Hildebrandt gilt als „SPD-Sympathisant“ – in eine Krise.

Schon bald findet Dieter Hildbrandt für eigene kabarettistische Unternehmungen im Österreicher Werner Schneyder einen neuen Partner – gemeinsam touren sie zwischen 1974 und 1981 durch Deutschland und Österreich. 1985 kommt es auf Einladung der „Leipziger Pfeffermühle“ zu einem gemeinsamen Gastspiel in der DDR. In den achtziger Jahren arbeitet Dieter Hildebrandt auch mit Gerhardt Polt zusammen – unter anderem ist er in dessen Filmen „Kehraus“ und „Man spricht deutsch“ zu sehen. 1986 spielt Dieter Hildebrandt an der Seite von Senta Berger und Franz-Xaver Kroetz in der Fernsehserie „Kir Royal“.

Dieter Hildebrandt gilt jahrzehntelang als führender Kabarettist Deutschlands – die Übertragungen der „Lach- und Schießgesellschaft“ erreichen ein Millionenpublikum. Seine kabarettistischen Auftritte zeichnen sich durch Schlagfertigkeit und Spontaneität aus, die Texte wirken improvisiert, wobei eine scheinbar verbindliche Plauderei in aktuelle politische Themen umschlägt. Charakteristisch für seinen unverkennbaren Sprachstil sind Zögern und Stottern, Auslassungen, Versprecher und Wortverdrehungen, wobei offizielle Formulierungen so lange sprachlich bearbeitet und zerlegt werden, bis sie ihre versteckte Absicht offenbaren. Mit seinem bürgerlichen und unauffälligen Erscheinungsbild gleicht Dieter Hildebrandt seine scharfe und bitterböse Kritik mit einem Element der Vertrautheit aus und nimmt ihr so die Bedrohlichkeit. Tabus respektiert er weitgehend, seine Pointen sprechen ein bürgerliches und intellektuelles Publikum an. Von konservativer Seite wird Dieter Hildebrandt häufig politische Einseitigkeit vorgeworfen, wiederholt sorgen seine Kabarettsendungen im Fernsehen für politische Kontroversen und Eklats und er selbst selbst wird häufig zum Ziel von Anfeindungen.

In den neunziger Jahren findet im deutschen Kabarett ein Generationswechsel statt und Dieter Hildebrandt wird vermehrt als „verehrungswürdige Institution“ wahrgenommen. Für einige der Kabarettisten der jüngeren Generation wie Josef Hader, Georg Schramm und Eckart von Hirschhausen ist Dieter Hildebrandt Vorbild.

Im neuen Jahrhundert hat Dieter Hildebrandt Gastauftritte in „Scheibenwischer“, er tritt mehrfach in der TV-Sendereihe „Neues aus der Anstalt“ auf und geht mit Lesereisen und seinen Programmen „Ich kann doch auch nichts dafür“ und „Vorsicht Klassik“ auf Tournee. 2012 wirkt er im Kinofilm „Zettl“ mit und engagiert sich beim Internet-TV-Projekt „störsender.tv“.

2006 veröffentlicht Dieter Hildebrandt seine Autobiografie „Ich mußte immer lachen“.

Dieter Hildebrandt wird im Laufe seines Lebens mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet – unter anderem erhält er den „Deutschen Kleinkunstpreis“, den „Alternativen Georg-Büchner-Preis“, den „Deutschen Kritikerpreis“, den „Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München“, den „Erich-Kästner-Preis“, den „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“ sowie mehrmals den „Adolf-Grimme-Preis“.

Dieter Hildebrandt ist von 1951 bis zu ihrem Tod 1985 mit Irene Mendler verheiratet – gemeinsam haben sie zwei Töchter. Von 1992 bis zu seinem Tod ist er mit der Kabarettkollegin und Schauspielerin Renate Küster verheiratet, mit der er im Münchner Stadtteil Waldperlach lebt.

Dieter Hildebrandt stirbt am 20. November 2013 im Alter von sechsundachtzig Jahren in einem Münchner Krankenhaus an den Folgen einer Krebserkrankung. Er wird auf dem „Neuen Südfriedhof“ in München beigesetzt.