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Dietrich Fischer-Dieskau

Er gilt als einer der bedeutendsten Lied- und Opernsänger des zwanzigsten Jahrhunderts, von Klassikfreunden wird er als perfektester aller Sänger verehrt. Mit seinem vollendeten Bariton tut Dietrich Fischer-Dieskau mehr für die Wertschätzung des Liedgesangs als jeder andere Künstler des vorigen Jahrhunderts. In seiner knapp fünfzigjährigen Karriere nimmt er an die dreitausend Lieder von etwa hundert Komponisten auf und hinterlässt zusammen mit Opern- und Konzertmitschnitten eines der umfassendsten Schallplattenwerke eines einzelnen Künstlers

Dietrich Fischer-Dieskau wird am 28. Mai 1925 in Berlin geboren und wächst in behüteten bildungsbürgerlichen Verhältnissen im Berliner Vorort Zehlendorf auf. Er ist der jüngste von drei Söhnen eines promovierten Altphilologen und einer Lehrerin – zu seinen Vorfahren zählen der kurfürstlich-sächsische Kammerherr Carl Heinrich von Dieskau und der Pfarrer und Hymnologe Albert Fischer. Früh fördern die Eltern das Talent ihres Sohnes, ab seinem sechzehnten Lebensjahr absolviert er eine Gesangausbildung unter anderem an der Berliner Musikakademie.

Während des zweiten Weltkrieges wird Dietrich Fischer-Dieskau zur Wehrmacht eingezogen und gerät in Italien in amerikanische Kriegsgefangenschaft – in jener Zeit betreibt er seine Gesangstudien autodidaktisch weiter und gibt im Gefangenenlager erste Konzerte. Seine Karriere beginnt 1948 als er für den Berliner Sender RIAS Franz Schuberts „Winterreise“ singt. Kurz darauf wird er an die Städtische Oper Berlin engagiert, wo er unter anderem den Marquis Posa in „Don Carlos“ und den Wolfram im „Tannhäuser“ singt.

1949 nimmt Dietrich Fischer-Dieskau mit den „Vier ernsten Gesängen“ von Johannes Brahms seine erste Schallplatte auf – im selben Jahr gastiert er auf den Opernbühnen in München und Wien. 1951 singt er Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“ bei den Salzburger Festspielen unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler und im selben Jahr hat er sein Festivaldebüt in Edinburgh mit den Brahms-Liedern. 1952 kann man Dietrich Fischer-Dieskau erstmals bei den Bayreuther Richard-Wagner-Festspielen als Wolfram im „Tannhäuser“ erleben, er geht in den USA auf Tournee und tritt in der Wiener Staatsoper in der Titelpartie von Luchino Viscontis berühmter „Falstaff“-Inszenierung auf.

1962 wirkt Dietrich Fischer-Dieskau im Rahmen der Einweihung der neuen Kathedrale von Coventry bei der Uraufführung des „War Requiem“ von Benjamin Britten mit. Danach folgen Auftritte an der Carnegie Hall in New York, der Deutschen Oper Berlin, der Wiener Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper in München und am Londoner Royal Opera House. Knapp fünfzig Jahre lang ist Dietrich Fischer-Dieskau bis zu seinem Rückzug von der Bühne weltweit unterwegs – als Sänger, Rezitator, Dirigent, Autor und Pädagoge.

Dietrich Fischer-Dieskaus Repertoire umfasst etwa dreitausend Lieder von etwa hundert verschiedenen Komponisten – zusammen mit Opern- und Konzertmitschnitten schafft er eines der umfassendsten Schallplattenwerke eines einzelnen Künstlers überhaupt.

Ab 1983 ist Dietrich Fischer-Dieskau Professor an der Berliner Hochschule der Künste. Am 31. Dezember 1992 beendet er in München mit der Schlussfuge „Tutto nel mondo è burla“ aus Verdis „Falstaff“ seine aktive Gesangskarriere. Von 1991 bis zu seinem Tod ist er Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.

Dietrich Fischer-Dieskau macht sich nebenher auch als Maler einen Namen und seine von ihm verfassten Bücher über Franz Schubert, Robert Schumann und Johannes Brahms gelten bis heute als Standardwerke. Die Universitäten von Yale, Oxford, Heidelberg und die Pariser Sorbonne verleihen ihm Ehrendoktor-Würden, auch werden ihm unter anderem fünf „Grammys“, der „Siemens Musikpreis“ sowie der renommierte „Polar Music Prize“ verliehen. In München und Berlin wird er zum Kammersänger ernannt.

1949 heiratet Dietrich Fischer-Dieskau die Cellistin Irmgard Poppen, die 1963 bei der Geburt des dritten Sohns stirbt. Danach folgen von 1965 bis 1967 eine kurze Ehe mit der Schauspielerin Ruth Leuwerik und von 1968 bis 1975 eine dritte Ehe mit Christina Pugel-Schule. Seit 1977 ist Dietrich Fischer-Dieskau in vierter Ehe mit der Sängerin Julia Varady verheiratet.

Dietrich Fischer-Dieskau stirbt am 18. Mai 2012 mit sechsundachtzig Jahren im oberbayrischen Berg am Starnberger See.