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Dusty Springfield

Dusty Springfield erfindet als „weiße Diva mit schwarzer Stimme“ praktisch im Alleingang das Genre des „Blue Eyed Soul“ – die charismatische Sängerin mit der Bienenkorb-Frisur und dem prägnanten Make-Up triumphiert in den sechziger Jahren mit Hits wie „I Only Want To Be With You“, „The Look Of Love“ und „You Don’t Have To Say You Love Me“ und gilt bis heute zahllosen Nachfolgerinnen als großes Vorbild

Dusty Springfield wird am 16. April 1939 in Londoner Stadtteil Hampstead als Mary Isabel Catherine Bernadette O’Brien in eine strenggläubige irische Familie hineingeboren – sie ist die Tochter eines Steuerprüfers. Ihren Spitznamen „Dusty“ bekommt sie als Kind durch ihr burschikoses Benehmen. Sie wächst mit der Musik von Cole Porter, Duke Ellington, Count Basie und Peggy Lee auf.

Bereits im Schulchor fällt Dusty Springfield mit ihrem dunklen Timbre auf – wie kaum eine andere weiße Sängerin kann sie Tonlage und Wesensart der schwarzen Musik zum Ausdruck bringen. Mitte der fünfziger Jahre beginnen ihre ersten professionellen Auftritte in der Formation „Lana Sisters“, später singt sie in dem von ihrem Bruder gegründeten und recht erfolgreichen Folk-Trio „The Springfields“. Titel wie „Island Of Dreams“ und „Say I Won’t Be There“ halten sich wochenlang in den britischen Hitparaden.

Ihren großen Durchbruch feiert Dusty Springfield 1963 mit dem Klassiker „I Only Want To Be With You“, ihr einziger Nummer-1-Hit folgt 1966 mit „You Don’t Have To Say You Love Me“ – ihrer englischen Version des italienischen Hits „Io che no vizo senta te“. In den USA nimmt sie den Titelsong „The Look Of Love“ für die James-Bond-Persiflage „Casino Royale“ auf. Weitere erfolgreiche Titel der Sängerin sind „I Close My Eyes And Count To Ten“, „How Can I Be Sure“, „Little By Little“, „Spooky“, „Summer Is Over“, „Wishin‘ And Hopin“, „All Cried Out“ und „Am I The Same Girl“.

1968 wird der Prediger Martin Luther King erschossen – da singt die Britin von der Liebe zum Sohn eines Predigers – „Son Of A Preacher Man“ ist ein harmloser Popsong, aber auch ein untergründiger Appell an die Verständigung zwischen Schwarz und Weiß. Das Lied trifft den Nerv der Zeit und wird zum Sensationserfolg. Auch für ihre Coverversionen wie „Windmills Of Your Mind“ und „If You Go Away“ ist Dusty Springfield bekannt, als eine der wenigen europäischen Sängerinnen gelingt es ihr ohne jede Anstrengung, das unnachahmliche Soul-Feeling amerikanischer Sängerinnen glaubhaft in ihre eigenen Interpretationen einzubringen.

1968 veröffentlicht Dusty Springfield ihr von Kritikern hochgelobtes Album „Dusty in Memphis“. Dusty Springfield arbeitet mit den größten Songschreibern der Popgeschichte wie Burt Bacharach, Jerry Wexler, Arif Mardin und den Paten des „Philly-Sounds“ Kenneth Gamble und Leon Huff zusammen.

1978 startet Dusty Springfield einen Comeback-Versuch, doch erst das britische Popduo „Pet Shop Boys“ bringt Dusty Springfield wieder in die Hitparaden – mit „What Have I Done To Deserve This“ stürmt sie 1987 zusammen mit den „Pet Shop Boys“ die internationalen Charts. Danach ist die Sängerin auch wieder als Solistin erfolgreich – „Nothing Has Been Proved“ wird 1989 ein weiterer Hit und Anfang 1990 feiert sie mit dem von Neil Tennant produzierten Album „Reputation“ und dem Titel „In Private“ einen weltweiten Erfolg.

Nach zweijähriger Pause erreicht Dusty Springfield 1993 mit „Heart And Soul“ – ein Duett mit der Kollegin Cilla Black – ein weiteres Mal die britischen Charts. 1995 singt sie im Duett mit Daryl Hall „Wherever Would I Be“. Der Titel erreicht sowohl die britischen als auch die deutschen Charts und stammt aus ihrem 1995 erschienenen letzten Album „A Very Fine Love“.

Etliche Biografen beschreiben Dusty Springfield als gespaltene Persönlichkeit – persönliche Probleme, Diven-Allüren, Depressionen, Selbstmordversuche und Drogenabhängigkeit werfen immer wieder Schatten auf ihre Karriere. Das Liebesleben der Diva sorgt Zeit ihres Lebens für wilde Spekulationen in den Medien. 1970 erklärt sie in einem Interview, dass sie bisexuell sei – zum Ende der siebziger Jahre avanciert sie zur Ikone der Gay-Community. Als die britische Prinzessin Margaret 1979 zu einem Comeback-Konzert in die Londoner Royal Albert Hall kommt, sagt Dusty Springfield begeistert: „Ich freue mich, dass der Adel nicht so engstirnig ist.“

Dusty Springfield stirbt am 2. März 1999 mit neunundfünfzig Jahren in ihrem Haus in Henley-On Thames im britischen Berkshire an den Folgen einer Krebserkrankung. Die New York Times schreibt an ihrem Todestag, dass die Welt die beste Popsängerin die Großbritannien je hervorgebracht hat, verloren hat – sie sollte an diesem Tag von der Queen geehrt werden. Posthum wird Dusty Springfield in die „Rock’n Roll Hall Of Fame“ aufgenommen.