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Emil Nolde

Er ist einer der bedeutendsten Vertreter des Expressionismus und zählt zu den großen Aquarellmalern seiner Zeit – mit seinen zahlreichen Themenbildern, Landschaftsimpressionen und Blumenmotiven gehört Emil Nolde zu den bekanntesten Malern des vorigen Jahrhunderts

Emil Nolde wird am 7. August 1867 als Hans Emil Hansen im nordfriesischen Nolde bei Buhrkall geboren, wo er auf dem elterlichen Hof mit drei Brüdern und einer Schwester in einfachen Verhältnissen aufwächst. Sein Geburtsort unweit von Tondern in der damaligen preußischen Provinz Schleswig-Holstein gehört seit einer Volksabstimmung im Jahr 1920 zu Dänemark. Als Angehöriger der deutschsprachigen Minderheit besucht Emil Nolde deutsche Schulen und bezeichnet sich später selbst als „Schleswiger mit Friesenblut“.

Mit siebzehn Jahren absolviert Emil Nolde eine Lehre als Holzschnitzer und Zeichner an der Kunstgewerbeschule in Flensburg, von 1888 bis 1891 arbeitet er in Möbelfabriken in München, Berlin und Karlsruhe – abends besucht er Kurse an Kunstgewerbeschulen. 1892 erhält er am Gewerbemuseum im schweizerischen St. Gallen eine Stelle als Lehrer für gewerbliches Zeichnen – er lehrt dort bis bis 1897. In jener Zeit reist Emil Nolde nach Mailand, Wien und München und entdeckt während ausgiebiger Wandertouren die Schönheit der Berge. Die von ihm entworfenen Postkarten mit Bergmotiven verkaufen sich so erfolgreich, dass er 1889 den Lehrerberuf aufgibt, um sich als freier Maler in München niederzulassen.

Weil Emil Nolde an der Münchner Kunstakademie abgelehnt wird, studiert er privat und verbringt ein Studiensemester an der Akadémie Julian in Paris. 1901 geht er nach Kopenhagen, wo er ein Atelier mietet und ein Jahr später die dänische Schauspielerin Ada Vilstrup heiratet – anlässlich der Hochzeit ändert er seinen Namen nach seinem Geburtsort in Nolde um. 1903 siedelt das Paar auf die Insel Alsen, wo es zurückgezogen die Sommermonate verbringt – die neue Umgebung veranlasst Emil Nolde, die Helligkeit und Intensität seiner Farben zu steigern. Im Winter lebt das Paar in Berlin, wo Emil Nolde ein Atelier anmietet.

Von 1906 bis 1907 ist Emil Nolde Mitglied der Künstlergruppe „Die Brücke“ und ab 1909 der „Berliner Secession“. Nach dem Bruch innerhalb der „Secession“ gründet er mit anderen Künstlern – unter anderem Max Pechstein – die „Neue Berliner Secession“. 1910 kommt es zur Ausstellung „Zurückgewiesene der Secession Berlin“. In jener Zeit malt Emil Nolde erste religiöse Bilder, wie das das neunteilige Altarwerk „Das Leben Christi“.

Nach einer ausgedehnten Reise als Mitglied der Deutsch-Neuguinea-Expedition des Reichskolonialamtes, in der Emil Nolde Russland, Korea, Japan und China bereist, zieht er mit seiner Frau auf eine Warft in Nordfriesland unweit von Tondern. Die heftigen Auseinandersetzungen um die deutsch-dänische Grenzziehung nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg sind ihm zuwider, als sein Geburtsort nach der Volksabstimmung 1920 an Dänemark fällt nimmt er – obwohl er sich als Deutscher fühlt – die dänische Staatsbürgerschaft an. 1930 lässt sich Emil Nolde mit seiner Frau auf der deutschen Seite der Grenze im neu erbauten Haus „Seebüll“ nieder.

Das Werk Emil Noldes umfasst neben Gemälden auch Lithografien sowie zahlreiche Aquarelle – er malt Landschaften, religiöse Motive, das Berliner Nachtleben und zahlreiche Blumen-Aquarelle. Ist er in seinem Frühwerk noch von Malern wie Vincent van Gogh, Paul Gauguin oder Edvard Munch beeinflusst – führt ihn später die Mitgliedschaft in der „Brücke“ hin zu expressionistischen Ausdrucksformen.

1931 wird Emil Nolde in die „Preußische Akademie der Künste“ aufgenommen, im selben Jahr erscheint seine Autobiographie „Das eigene Leben“.

Wie viele andere ist auch Emil Nolde antisemitisch eingestellt und davon überzeugt, das „germanische Kunst“ allen anderen überlegen ist – er agiert gegen jüdische Kunsthändler wie Paul Cassirer und Maler wie Max Liebermann und spricht sich dagegen aus, moderne französische Malerei im deutschen Kunsthandel anzubieten. 1934 wird er Mitglied der „Nationalsozialistischen Arbeitsgemeinschaft Nordschleswig“, die wenig später in der „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“ („NSDAP“) aufgeht. Trotz seiner Mitgliedschaft stufen die Nationalsozialisten 1937 seine Kunst als „entartet“ ein, über tausend seiner Werke werden aus öffentlichen Museen entfernt – auf der Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ werden seine Bilder im Mittelpunkt präsentiert.

Nachdem Emil Nolde wegen „mangelnder Zuverlässigkeit“ aus der Reichskammer der bildenden Künste ausgeschlossen und ihm ein Malverbot auferlegt wird, versteckt er seine Bilder, um sie vor dem Zugriff des NS-Regimes zu schützen. Seine in jener Zeit entstandenen Werke – vorwiegend Aquarelle im Kleinformat – bezeichnet er als „ungemalte Bilder“. 1944 wird Emil Noldes Wohnung in Berlin durch Bomben zerstört, wobei zahlreiche Bilder vernichtet werden.

Das Leben Emil Noldes in der Zeit des „Malverbots“ ab 1941 spiegelt sich im Roman „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz wider.

Nach dem Krieg erhält Emil Nolde diverse Ehrungen und Preise – 1952 wird er in die Friedensklasse des Ordens „Pour de Mérite“ aufgenommen. 1946 stirbt seine Frau Ada, zwei Jahre später heiratet er Jolanthe Erdmann – die Tochter des Komponisten und Pianisten Eduard Erdmann. Bis in die fünfziger Jahre hinein fertigt Emil Nolde noch etliche Gemälde und Aquarelle an, die unter anderem auch auf der „Documenta“ in Kassel gezeigt werden.

Emil Nolde stirbt am 13. April 1956 in seinem Haus in Seebüll – seine letzte Ruhestätte findet er neben seiner ersten Frau Ada im Garten von Seebüll. Das gemeinsame Testament enthält die Urkunde zur Errichtung der „Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde“, die im ehemaligen Wohnhaus des Malers das „Nolde-Museum“ errichtet und dort jährlich wechselnde Ausstellungen präsentiert – jedes Jahr zieht es tausende Besucher an. Seit 2007 gibt es eine Berliner Dependance der Stiftung, wo im Rahmen von wechselnden Ausstellungen neben Werken von Emil Nolde auch Exponate anderer Künstler präsentiert werden.