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Estelle Getty

Durch ihren Auftritt in der beliebten US-Serie „Golden Girls“ wird sie zur komischsten Oma, die es je gab. In der Rolle der sarkastisch-humorvollen Seniorin Sophia wird Estelle Getty weltberühmt und hat bis heute zahlreiche Anhänger. Doch die klassische Späteinsteigerin ist auch für ernste Rollen zu haben und feiert am Broadway große Erfolge

Estelle Getty wird am 25. Juli 1923 als Estelle Scher im New Yorker Stadtteil Manhattan als Tochter der polnisch-jüdischen Einwanderer Sarah und Charles Scher geboren, Bühnenluft wittert sie schon als Kind, als ihr Vater sie in ein Vaudeville-Theater mitnimmt. Charles Scher eröffnet in New York ein Glaswarengeschäft, welches von ihrem späteren Ehemann Arthur Gettleman übernommen wird. 1947 heiraten Estelle Getty und Arthur Gettleman. Nach einer Schauspielausbildung hat Estelle Getty bald erste Engagements an New Yorker Bühnen, aber nach der Geburt der beiden Söhne gibt sie ihre Bühnenambitionen vorerst auf und kümmert sich um die Familie. Als die Kinder groß genug sind, tritt sie wieder in kleinen Theatern am New Yorker „Borscht Belt“ auf. Ob bei Tennessee Williams, Neil Simon oder Arthur Miller – Estelle Getty wird immer wieder auf die Rolle der Mutter festgelegt. Sie sagt: „Ich habe die Mutter von jedem gespielt, nur nicht von Atilla dem Hunnen.“

Estelle Getty wird von Harvey Fierstein entdeckt, der ihr anbietet, im Broadway-Stück „Das Kuckucksei“ seine Mutter zu spielen. Sie spielt die Rolle fünf Jahre lang sehr erfolgreich neben ihm am Broadway – in der Verfilmung übernimmt allerdings Anne Bancroft ihre Rolle. Danach folgen Nebenrollen in „The Mask“ („Die Maske“, 1984) neben Cher und im TV-Film „Copacabana“ (1985) an der Seite von Barry Manilow.

International bekannt wird die nur 1,49 große Schauspielerin erst im Alter von zweiundsechzig Jahren durch ihre Rolle der Sophia Petrillo in der Fernsehserie „Golden Girls“. Dort spielt sie neben Betty White, Rue McClanahan und Beatrice Arthur die sarkastische, humorvolle und lebenserfahrene Mitbewohnerin einer Seniorinnen-WG, für welche sie 1986 mit einem „Golden Globe“ und 1988 mit einem „Emmy Award“ ausgezeichnet wird. Die Serie wird weltweit zum Hit und es wird dort nichts ausgelassen – von Diskriminierung über Homosexualität bis Sterbehilfe und Altersarmut werden alle sozial relevanten Themen und Tabus angerissen. Mit Witz, aber nie unter Niveau. Und Estelle Getty, die die Sophia spielt, hat dabei die meisten Lacher auf ihrer Seite. Dabei ist die Schauspielerin, als sie die Rolle angeboten bekommt, fünfzehn Monate jünger als Beatrice Arthur, die ihre Tochter spielt. Mit weißer Perücke, überdimensionaler Brille und altbackenen Kleidern wird die Jüngere auf alt getrimmt und mit ihrem stoisch-trockenen Humor, für den sie auch privat bekannt ist, wird die zierliche Estelle Getty zum heimlichen Schlüsselreiz der Serie.

Nach dem Ende von „Golden Girls“ und dem eher erfolglosen Spin-Off „Golden Palace“ kann man Estelle Getty in verschiedenen Filmen sehen, unter anderem in „Stuart Little“ (1999) und in „Stop! Or My Mom Will Shoot“ („Stop! Oder meine Mami schießt!“, 1992) neben Sylvester Stallone.

Nachdem Estelle Getty an der Parkinson-Krankheit erkrankt, zieht sie sich 2000 aus der Öffentlichkeit zurück. Später wird bekannt, dass sie an Lewy-Körperchen-Demenz leidet. Nach dem Tod ihres Ehemannes 2004 lebt die Schauspielerin zurückgezogen in Los Angeles und stirbt dort am 22. Juni 2008. Sie hinterlässt zwei Söhne.