Er ist stockkonservativ, ein unverbesserlicher Snob und als wortgewaltiger Stilist bekannt für seinen ätzenden Humor – Evelyn Waugh gehört zu den wichtigsten britischen Autoren des letzten Jahrhunderts und wird besonders durch seinen Roman „Wiedersehen mit Brideshead“ weltberühmt
Arthur Evelyn St. John Waugh wird am 28. Oktober 1903 als Sohn des Verlegers Arthur Waugh und dessen Frau Catherine Charlotte Raban in London geboren und wächst in privilegierten Verhältnissen auf – nach dem Abschluss der Schule studiert er am Hertford College in Oxford Geschichte. Danach arbeitet er als Lehrer, reist nach Südeuropa, Südamerika, in die Arktis und nach Afrika – von wo er als Korrespondent für die „Times“ über die Krönung des abessinischen Kaisers Haile Selassie berichtet – und sich schließlich ganz der Schriftstellerei widmet.
Durch seine frühen schriftstellerischen Erfolge avanciert Evelyn Waugh schnell zum Mitglied der jungen und verwöhnten britischen Upper Class der zwanziger Jahre, der sich besonders durch sein Interesse an bildender Kunst sowie einem Faible für Aristokraten und Prominente hervortut.
Zu den bedeutendsten Büchern von Evelyn Waugh gehören „Decline And Fall“ („Auf der schiefen Ebene“, 1928), „Vile Bodies“ („Lust und Laster“, 1930), „A Handful Of Dust“ („Eine Handvoll Staub“, 1934), die Journalistensatire „Scoop“ („Der Knüller“, 1938), „Brideshead Revisited“ („Wiedersehen mit Brideshead“, 1945), die Kriegstrilogie „Sword Of Honour“ („Schwert der Ehre“) sowie „Helena“ (1950).
1928 heiratet Evelyn Waugh die jüngste Tochter des Lord Burghclere Evelyn Gardner – von Freunden werden beide He-Evelyn und She-Evelyn genannt. Die unglückliche Ehe wird schon zwei Jahre später geschieden. Evelyn Waugh konvertiert zum Katholizismus und beantragt eine Annullierung seiner ersten Ehe, um Laura Herbert zu heiraten – aus der Ehe, die bis zu seinem Tod andauert, gehen sieben Kinder hervor.
Während des Zweiten Weltkrieges dient Evelyn Waugh bei der britischen Marine und dem Heer – unter anderem wird er in Italien und Jugoslawien eingesetzt.
Zeit seines Lebens gilt Evelyn Waugh als erzkonservativ – als ein von der Moderne enttäuschter Moralist hasst er Politiker und Parteien, sämtliche Sportarten und den technischen Fortschritt, er verachtet Amerikaner und Deutsche, plädiert für die Todesstrafe und hegt Sympathien für Benito Mussolini und den spanischen General Franco. Seine frühen Werke sind geprägt von Antisemitismus, die innerkirchlichen Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils lehnt er ebenso ab wie die sozialen Reformen Großbritanniens nach dem Zweiten Weltkrieg.
In seinen Erzählungen enthüllt Evelyn Waugh in kühler und kunstvoller Prosa mit viel Witz, hintergründiger Satire und misogynem, zynischen und bissigen Ton die Kuriositäten des modernen Lebens und weist den Leser auf die Sinnlosigkeit seines Tuns sowie auf die Fragwürdigkeit seines absurd-phantastischen und chaotischen Daseins hin. Von Literaturkennern wird Evelyn Waugh für seinen makabren Humor und sein besonderes Gespür für Dialoge – von denen sich einige über mehrere Seiten hinziehen – geschätzt. Schriftsteller wie Muriel Spark sowie der Literaturnobelpreisträger V. S. Naipaul nennen ihn als Vorbild.
Evelyn Waugh stirbt am 10. April 1966 im englischen Taunton.
Jahre nach seinem Tod erlangt Evelyn Waugh durch mehrere Verfilmungen seiner Novelle „Brideshead Revisited“ („Wiedersehen mit Brideshead“) weltweite Bekanntheit – 1981 entsteht eine sehr erfolgreiche Mini-Serie mit Jeremy Irons und Laurence Olivier und 2008 ein Spielfilm mit Matthew Goode, Ben Whishaw und Emma Thompson.