Als Stimme der 68er-Bewegung prägt der „singende Anwalt“ mit seinen zeit- und sozialkritischen Liedern die Protestkultur der sechziger und siebziger Jahre – immer wieder kritisiert er in seinen Liedern und Büchern die Zustände in der Bundesrepublik. Bekanntheit erlangt Franz Josef Degenhardt durch seine Ballade „Spiel nicht mit den Schmuddel-Kindern“, die bis heute unter politisch ausgerichteten Musikern Kultstatus genießt
Franz Josef Degenhardt wird am 3. Dezember 1931 im westfälischen Schwelm geboren und wächst in einer katholischen Familie auf. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Köln und Freiburg und dem Ablegen der beiden juristischen Staatsexamen arbeitet er ab 1961 für das Institut für Europäisches Recht der Universität des Saarlandes. 1966 promoviert er mit einer Studie über „Die Auslegung und Berichtigung von Urteilen des Gerichtshofs der Europäischen Gemeinschaften“. 1968 verteidigt Franz Joseph Degenhardt als Rechtsanwalt in mehreren Prozessen Sozialdemokraten und Kommunisten, die wegen Aktionen der APO angeklagt sind, 1972 und 1973 verteidigt er auch Mitglieder der“Baader-Meinhof-Gruppe“. Bald wird er – halb despektierlich, halb bewundernd – „der singende Anwalt“ genannt.
1961 tritt Franz Joseph Degenhardt der SPD bei, wird jedoch 1971 wieder ausgeschlossen, weil er in Schleswig-Holstein zur Wahl der DKP aufruft. 1978 tritt er in die DKP ein.
Als Liedermacher ist Franz Josef Degenhardt eine Stimme der 68er-Bewegung – er engagiert sich für die Ostermarsch-Bewegung, die Proteste gegen den Vietnamkrieg, die Notstandsgesetze und die „Berufsverbote“. Seine ersten Auftritte hat er auf den Burg-Waldeck-Festivals im Hunsrück. 1965 erscheint sein Album „Spiel nicht mit den Schmuddel-Kindern“, was ihn bundesweit berühmt macht. 1967 produziert er mit Hanns Dieter Hüsch, Wolfgang Neuss und Dieter Süverkrüp die gemeinsame Platte „Da habt ihr es!“. Im Album „Wildledermantelmann“ (1977) kritisiert er die sozial-liberale Einstellung vieler seiner ehemaligen Kampfgenossen. Franz Josef Degenhardt tritt bei Veranstaltungen der DKP sowie bei zahlreichen Konzerten der westdeutschen Friedensbewegung auf und setzt sich in zahlreichen Liedern mit dem Zweiten Weltkrieg, dem Vietnamkrieg und der Gefahr eines Atomkriegs auseinander.
Franz Josef Degenhardt verfasst mehrere Romane mit zum Teil autobiografischen Zügen – in denen meist Rechtsanwälte oder Liedermacher die Protagonisten sind – wie „Brandstellen“, „Für ewig und drei Tage“ und „Der Liedermacher“. Sein sehr erfolgreicher und fürs Fernsehen verfilmter Roman-Erstling „Zündschnüre“ befasst sich mit den legendären Edelweiß-Piraten am Ende des Zweiten Weltkriegs in seiner Heimatstadt Schwelm.
Zu Franz Joseph Degenhardts Vorbildern zählen François Villon, Georges Brassens, Kurt Tucholsky und Bertolt Brecht. Der Liedermacher legt rund dreißig Alben und mehrere Textbücher vor.
Von 1983 bis zum Ende der DDR ist Franz Josef Degenhardt korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR, auch tritt er seit den siebziger Jahren mehrmals beim Festival des politischen Liedes auf. Noch bis 2004 füllt – unterstützt von seinem Sohn Kai an der Gitarre – der von seinen inzwischen meist älteren Fans liebevoll „Väterchen Franz“ genannte Liedermacher die Konzertsäle.
Überzeugter Kommunist ist Franz Joseph Degenhardt bis zum Schluss, dem Zusammenbruch des Sozialismus zum Trotz. „Ich bleibe meinen Grundsätzen treu“ sagt er in einem Interview. Sein Lebensmotto ist es, Grundsätze, die sich für ihn als richtig erwiesen haben, nicht aufzugeben. „In dieser Epoche haben wir die Schlacht verloren. Aber es geht weiter. Ich hoffe da ganz auf unsere Enkel und Urenkel.“
Franz Josef Degenhardt stirbt am 14. November 2011 im Alter von neunundsiebzig Jahren in seinem Haus im schleswig-holsteinischen Quickborn im Kreis seiner Familie.