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Friedrich Ebert

Er gehört zu den bekanntesten Köpfen der SPD und geht als erster deutscher Reichspräsident in die Geschichtsbücher ein – wie kaum ein anderer Politiker steht Friedrich Ebert für die Weimarer Republik, zu deren kurzweiliger Stabilität er mit Diplomatie und Behutsamkeit entscheidend beiträgt

Friedrich Ebert wird am 4. Februar 1871 in Heidelberg als viertes von sechs Kindern des Schneidermeisters Karl Ebert und dessen Frau Katharina geboren und wächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Nach dem Besuch der Volksschule lernt er den Beruf des Sattlers, eine Gesellenprüfung legt er nicht ab. Wie damals üblich geht er danach auf Wanderschaft durch Deutschland.

1889 tritt Friedrich Ebert in die SAP („Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands“) – die Vorgängerpartei der SPD – ein, er engagiert sich für den Zusammenschluss von Handwerkern in Gewerkschaften und Fachvereinen und liest Schriften von Karl Marx und Ferdinand Lassalle. 1889 wird er Schriftführer des Sattlerverbandes in Hannover.

1891 lässt sich Friedrich Ebert in Bremen nieder, wo er ab 1893 Redakteur der Bremer Bürgerzeitung ist und eine Gastwirtschaft eröffnet, die sich zum Treffpunkt von Gewerkschaftsmitgliedern und Sozialisten sowie zur Anlaufstelle für Ratsuchende entwickelt. Schon bald wird er als unliebsamer Agitator auf „schwarzen Listen“ von Arbeitgebern geführt.

Wegen seines Redetalentes erlangt Friedrich Ebert schnell Bekanntheit – seine Reden sind stets gut recherchiert und zeichnen sich durch Scharfzüngigkeit und Ironie aus, Kritiker werfen ihm mitunter Unbeherrschtheit und Arroganz vor. Er übernimmt die Leitung der Bremer SPD und wird 1905 zum Sekretär des Berliner SPD-Vorstandes gewählt, 1912 gelingt ihm der Einzug ins dortige Abgeordnetenhaus.

Nach dem Tod August Bebels wird Friedrich Ebert einer der Vorsitzenden der angesichts des drohenden Krieges zerstrittenen SPD. Während des Ersten Weltkrieges gilt er als Verfechter des „Burgfriedens“, des innenpolitischen Stillhaltens der verschiedenen deutschen Parteien – legendär ist sein Satz: „Wir lassen das Vaterland in der Stunde der Gefahr nicht im Stich“.

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, der Novemberrevolution und Kaiser Wilhelms Gang ins Exil wird Ende 1918 in Berlin die Republik ausgerufen. Um die revolutionären Stimmung im Land in parlamentarische Bahnen zu lenken, setzt sich Friedrich Ebert als „Vernunftmonarchist“ zunächst für eine parlamentarische Monarchie ein – er weiß, dass die Mehrheit der Deutschen nach wie vor hinter dem Kaiser steht und auf eine parlamentarische Regierung nicht wirklich vorbereitet ist. Doch als die revolutionäre Bewegung im Land immer stärker wird, drängt er das Haus Hohenzollern zum endgültigen Thronverzicht und wird 1919 zum ersten deutschen Reichspräsidenten ernannt.

Friedrich Ebert definiert sein Amt als Wahrer der nationalen Einheit, als Schützer des Rechts sowie der allgemeinen Sicherheit. Zu seinen größten Herausforderungen gehören die Demobilisierung des Heeres, die Beseitigung des preußisch-deutschen Obrigkeitsstaates, die Etablierung einer klassischen Demokratie westlichen Musters, die Aufrechterhaltung des politischen Bündnisses zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum, die Währungsreform sowie die Besetzung des Rheinlandes durch französische und belgische Truppen.

Auch wenn Friedrich Ebert in jenen unruhigen Jahren stets für den Ausgleich der verschiedenen Interessen eintritt, polarisiert er das Volk und dient als „Blitzableiter“ der unzufriedenen Nation. Er lässt mehrere Aufstände mit Waffengewalt niederschlagen und geht entschieden gegen Putschversuche vor – nicht zuletzt vor dem Hintergrund der bolschewistischen Diktatur Russlands. Radikale Linke nennen ihn deswegen „Verräter der Arbeiterklasse“ und „Agent der Bourgeoisie“ und rechte Gruppierungen bezeichnen ihn – weil er wie kein anderer die Weimarer Verfassung verkörpert und maßgeblich die Unterzeichnung des Versailler Vertrages zu verantworten hat – als „Novemberverbrecher“ und „Landesverräter“.

Zum Skandal kommt es 1919, als eine Zeitung ein Foto veröffentlicht, welches Friedrich Ebert zusammen mit Reichswehrminister Gustav Noske – unerhört für die damalige Zeit – nur mit Badehose bekleidet am Ostseestrand zeigt. Die verunglimpfende Aufnahme wird später auch als „pöbelhaftestes Argument gegen die junge Republik“ bezeichnet.

Friedrich Ebert ist von 1894 bis zu seinem Tod mit Louise Rump verheiratet – aus der Ehe gehen die Kinder Amalie, Georg, Heinrich, Friedrich und Karl hervor. Friedrich wird nach dem Zweiten Weltkrieg Oberbürgermeister von Ost-Berlin und Karl ist von 1946 bis 1964 SPD-Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg.

Friedrich Ebert stirbt am 28. Februar 1925 mit vierundfünfzig Jahren in Berlin an den Folgen einer Blinddarmentzündung – er wird auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt. Sein Tod und die darauf folgende Wahl Paul von Hindenburgs an die Staatsspitze stellen eine Zäsur in der deutschen Geschichte dar.

Von Historikern wird Friedrich Eberts Wirken ambivalent diskutiert – sozialisiert im deutschen Kaiserreich, stets um Verbesserungen für die lohnabhängige Bevölkerung bemüht, ist er dennoch nie ein Revolutionär, alles radikale ist ihm fremd. Als einheitsstiftender „Roter Kaiser“ und Vertreter der kleinen Leute wird er von zahlreichen Deutschen bewundert – nicht zuletzt, weil er das erste deutsche Staatsoberhaupt ist, dass aus einfachen Verhältnissen kommt. Kritiker werfen ihm dagegen die Spaltung der Arbeiterklasse vor sowie zu viel Passivität beim Vorgehen gegen den vorwiegend noch monarchistisch gesinnten Beamtenapparat, auch wird sein geringer Einsatz beim Umbau der Armee nach republikanischen Maßstäben bemängelt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die SPD-nahe „Friedrich-Ebert-Stiftung“ gegründet – auch werden Straßen, Schulen und Plätze in zahlreichen deutschen Städten nach ihm benannt.