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Gesine Schwan

Die streitbare Demokratin, eloquente Diskussionspartnerin und ausgewiesene Osteuropa-Kennerin setzt sich seit vielen Jahren mit viel Engagement für die Ost-West-Verständigung ein – Gesine Schwan ist Schirmherrin zahlreicher Stiftungen und Vereine, kandidiert zweimal für das Amt des Bundespräsidenten und gilt als eine der führenden Intellektuellen Deutschlands

Gesine Marianne Schwan wird als Gesine Marianne Schneider am 22. Mai 1943 in Berlin geboren – die Tochter des Lehrers und späteren Oberschulrats Hans R. Schneider und dessen Frau Hildegard wächst mit einem Bruder und einer Schwester im Berliner Stadtteil Reinickendorf in einem sozial engagierten Elternhaus auf.

Gesine Schwan legt am Französischen Gymnasium in West-Berlin ihr Abitur ab und studiert ab 1962 an der Freien Universität in Berlin und Freiburg im Breisgau Romanistik, Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft – Studienaufenthalte führen sie nach Warschau und Krakau.

1970 promoviert Gesine Schwan mit einer Doktorarbeit über den polnischen Philosophen Leszek Kolakowski – als dieser 1977 den „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels“ erhält, hält Gesine Schwan bei der Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche die Laudatio.

1971 wird Gesine Schwan Assistenz-Professorin am Fachbereich Politische Wissenschaft der Freien Universität in Berlin, 1975 habilitiert sie dort. Ab 1977 lehrt sie als Professorin für Politikwissenschaft am Berliner Otto-Suhr-Institut und von 1992 bis 1995 ist sie dort Dekanin. Die wissenschaftlichen Schwerpunkte von Gesine Schwan sind politische Theorie und Philosophie, Demokratietheorie sowie Politische Kultur, während ihrer Professorentätigkeit forscht sie unter anderem in Washington und in New York.

Die Versöhnungspolitik von Willy Brandt gegen Ende der sechziger Jahre beeindruckt Gesine Schwan nachhaltig – 1970 tritt sie in die SPD ein. Sie ist an der Gründung des „Seeheimer Kreises“ beteiligt, der in den siebziger Jahren unter anderem neomarxistischen Positionen in der SPD entgegentritt. Zu Beginn der achtziger Jahre tritt die überzeugte Katholikin und Antikommunistin für den NATO-Doppelbeschluss ein – weil sie die leichtfertige Art der SPD öffentlich kritisiert, mit kommunistischen Regimes umzugehen, wird sie 1984 aus der SPD-Grundwertekommission ausgeschlossen – 1996 wird sie wieder in das Gremium aufgenommen.

Gesine Schwan ist vielfältig engagiert – seit 1999 ist sie Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder und seit 2005 Schirmherrin der „Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa“, einem ehrenamtlich arbeitenden Verein, der den Austausch von Studierenden aus Osteuropa und Deutschland ermöglicht. Seit 2006 sitzt Gesine Schwan im Kuratorium des Europäischen Jugendparlaments und 2007 wird sie Schirmherrin des deutsch-polnischen Begegnungs- und Dokumentarfilmprojekts „Stereo Cultura“ – einem Projekt über deutsch-polnische Stereotype. Von 2004 bis 2009 ist Gesine Schwan Koordinatorin für die deutsch-polnische Zusammenarbeit der Bundesregierung – in dieser Funktion wirbt sie für ein tieferes Verständnis für Polen in der Bundesrepublik.

Jeweils 2004 und 2009 kandidiert Gesine Schwan als SPD-Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin, womit sie in Deutschland einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wird – beide Male verliert sie jedoch gegen Horst Köhler.

Für ihre Arbeit im Interesse der deutsch-polnischen Aussöhnung wird Gesine Schwan 2004 mit dem „Marion-Dönhoff-Preis“ für internationale Verständigung geehrt, 2005 erhält sie den Preis „Frauen Europas – Deutschland 2005“.

Gesine Schwan ist von 1969 bis zu dessen Tod 1989 mit dem Politikwissenschaftler Alexander Schwan verheiratet – gemeinsam habe sie zwei Kinder. Seit 2004 ist Gesine Schwan mit dem ehemaligen Weltbank-Manager und Gründer der Anti-Korruptions-Organisation „Transparency International“ Peter Eigen verheiratet.