Er wird auch „Herr der singenden Heerscharen“ genannt und bringt seit mehr als sechzig Jahren mit Taktstock und Gefühl die Menschen zum Singen – mit seinen berühmten Chören sorgt er für die Verbreitung des deutschen Liedguts in aller Welt. Gotthilf Fischer verkauft im Laufe seiner Karriere über sechzehn Millionen Tonträger, er tritt in unzähligen Fernsehsendungen auf und wird mit zahlreichen Musikpreisen geehrt
Gerhard Albert Gotthilf Fischer wird am 11. Februar 1928 im schwäbischen Plochingen am Neckar geboren. Einem Zufall verdankt er seinen Vornamen – seine hochschwangere Mutter verunglückt auf der Fahrt ins Krankenhaus so schwer, dass die Ärzte für sie und das ungeborene Kind kaum Chancen sehen, doch beide überleben. Für die Eltern ein göttliches Wunder, darum geben sie ihrem Sohn den Namen Gotthilf. Durch seinen Vater – ein Zimmermeister, der in seiner Freizeit viel musiziert – kommt Gotthilf Fischer früh mit Musik in Kontakt. Nach dem Besuch der Volksschule in seinem Heimatort Deizisau kommt er von 1942 bis 1945 an die Lehrerbildungsanstalt nach Esslingen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird er Leiter des „Concordia Gesangsvereins“ in Deizisau.
1949 gewinnt sein Chor unter seiner Leitung beim großen Schwäbischen Sängerfest in Göppingen die beiden Wettbewerbe in Volks- und Kunstgesang – durch diesen Erfolg gelangt Gotthilf Fischer zu erster lokaler Bekanntheit und in der Folge sammeln sich weitere Gesangvereine unter seiner Leitung. Diese Teilchöre bilden die so genannten „Fischer-Chöre“. Neben seinen musikalischen Erfolgen hat der Autodidakt – der niemals eine musikalische Ausbildung absolviert – stetige wirtschaftliche Erfolge zu verzeichnen.
Gotthilf Fischer versteht es gut, sich in Szene zu setzen – einer der Höhepunkte seiner Laufbahn ist der Auftritt der „Fischer-Chöre“ mit weit über tausend Sängern und Sängerinnen beim Abschluss der Fußball-Weltmeisterschaft 1974, wo die sie gemeinsam mit Freddy Quinn das Lied „Das große Spiel“ singen. Zahlreiche Welttourneen führen Gotthilf Fischer unter anderem nach Rom zum Papst, nach Jerusalem und in die USA zum damaligen amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter.
Neben seiner Chorarbeit komponiert Gotthilf Fischer auch zahlreiche Musikstücke – er vertont unter anderem das Vaterunser neu, schreibt den Chorsatz „Frieden“, bearbeitet als Hochzeitslied für die britische Prinzessin Anne ein Stück von Joseph Haydn, schreibt ein Lied zur Krönung von Königin Beatrix der Niederlande, ein Hochzeitslied für den schwedischen König Carl Gustaf XVI. und Königin Silvia und komponiert die Oper „Schicksal“. 1988 singen die „Fischer-Chöre“ das Lied „Lasst uns singen“ für die „ARD-Fernsehlotterie“.
Obwohl er eher dem volkstümlichen Schlager zuzuordnen ist, scheut Gotthilf Fischer nicht davor zurück, im Jahr 2000 als Zweiundsiebzigjähriger an der Berliner Loveparade teilzunehmen. Er ist der Initiator und Moderator der Fernsehreihe „Straße der Lieder“, die 2008 nach zwölfjähriger Laufzeit eingestellt wird.
Im Laufe seiner langen Karriere wird Gotthilf Fischer mit diversen Musikpreisen ausgezeichnet – neben zahlreichen „Goldenen Schallplatten“ erhält er unter anderem 1974 die „Hermann-Löns-Medaille“ und den „Goldenen Globus“, 1975 einen „Ehrenlöwen“ von Radio Luxemburg sowie das „Goldene Mikrophon“. 1977 wird ihm das „Bundesverdienstkreuz am Bande“ und 1982 für besondere Verdienste um das deutsche Volkslied das „Bundesverdienstkreuz I. Klasse“ verliehen. 1993 erhält Gotthilf Fischer die „Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg“. 2006 wird ihm durch Altbundespräsident Walter Scheel der erste „Weltfriedenspreis der Internationalen Chorolympiade“ überreicht. 2008 wird ihm in Chemnitz die „Krone der Volksmusik“ für sein Lebenswerk verliehen.
Seit 1949 ist Gotthilf Fischer mit seiner Frau Hildegard verheiratet – sie stirbt 2008 im Alter von neunundachtzig Jahren. Gotthilf Fischer lebt in Weinstadt in der Nähe von Stuttgart.