Er zählt zu den populärsten französischen Filmschauspielern seiner Zeit und wird in seinem Heimatland auch als „Liebling der Götter“ bezeichnet – mit einer geheimnsivollen Aura und enormen Talent brilliert Gérard Philipe auf der Theaterbühne wie vor der Filmkamera. Durch seinen frühen Tod wird der bereits zu Lebzeiten Kultstatus genießende Künstler zur Legende
Gérard Albert Philipe kommt am 4. Dezember 1922 als Sohn eines wohlhabenden Hoteliers im südfranzösischen Cannes zur Welt und wächst in gutsituierten Verhältnissen auf. Zunächst studiert er zum Missfallen seines Vaters in Paris Medizin – um später als Arzt in den Kolonien zu arbeiten – danach beginnt er ein Jurastudium. Während eines Wohltätigkeitsfestes wird er entdeckt und mit einer kleinen Rolle im Film „Les petites du quai aux fleurs“ (1944) bedacht, danach geht er zunächst mit einer Wanderbühne auf Tournee, bevor er als Engel in Jean Giraudaux‘ Stück „Sodom und Gomorra“ (1945) besetzt wird und danach als „Caligula“ (1945) nach Albert Camus brilliert – ab sofort ist der Erfolg nicht mehr aufzuhalten und Gérard Philipe avanciert zum Superstar auf der Bühne und im Kino.
Nach Filmen wie „L’Idiot“ („Der Idiot“, 1946), „Le Diable au corps“ („Teufel im Leib“, 1946), „La Chartreuse de Parme“ („Die Kartause von Parma“, 1947), „La Beauté du diable“ („Der Pakt mit dem Teufel“, 1949) und „La Ronde“ („Der Reigen“, 1950) feiert Gérard Philipe an der Seite von Gina Lollobrigida in „Fanfan la Tulipe“ („Fanfan, der Husar“, 1952) den bisher größten Erfolg seiner Karriere. Mit dem Film „Les orgueilleux – Die Hochmütigen“ (1953) nach Jean-Paul Sartre werden Gérard Philipe und Michèle Morgan zum französischen Kinotraumpaar. Danach folgen Filme wie „Si Versailles m’était conté“ („Versailles – Könige und Frauen“, 1954), „Le rouge et le noir“ („Rot und Schwarz“, 1955), „Les grandes manoeuvres“ („Das große Manöver“, 1955), „Le joueur“ („Das Spiel war sein Fluch“, 1958), „Les belles de nuit“ („Die Schönen der Nacht“) und Roger Vadims „Les liaisons dangereuses“ („Gefährliche Liebschaften“, 1959) an der Seite von Jeanne Moreau – der erst nach dem Tod von Gérard Philipe in die Kinos kommt.
Während seiner Arbeit für den Film setzt Gérard Philipe stets seine Theaterarbeit fort und umfangreiche Tourneen führen ihn durch ganz Europa – seit Kriegsende ist er am Théâtre National Populaire engagiert und erreicht große Popularität als romantischer Held durch Hauptrollen in „Le Cid“, „Der Prinz von Homburg“ und „Ruys Blas“.
Marcel Philipe – der Vater von Gérard Philipe – kollaboriert im Zweiten Weltkrieg mit den deutschen Besatzern und der Vichy-Regierung, auf der anderen Seite kämpft sein Sohn 1944 – während des Aufstands für die Befreiung von Paris – für die Résistance. In Grasse wird Marcel Philipe gefangen genommen und Gérard Philipe versucht, seine Beziehungen zu nutzen, um ihm zu helfen, was ihm jedoch nicht gelingt. Der Vater kann 1945 nach Spanien flüchten, wird in Abwesenheit zum Tode verurteilt und kehrt nach einer Amnestie erst zehn Jahre nach dem Tod seines Sohnes nach Frankreich zurück.
Die politischen Ansichten von Gérard Philipe, seine Vorliebe für den russischen Film, sein Versuch, eine französisch-chinesische Produktion zu realisieren und seine Zusammenarbeit mit der ostdeutschen DEFA schaden seiner Karriere nicht im geringsten. Viele Jahre bis zu seinem frühen Tod übt er die Funktion des Präsidenten der französischen Schauspielergewerkschaft aus. Als politisch interessierter Bürger nimmt er am Stockholmer Appell gegen die Nuklearbewaffnung teil und wird 1958 Präsident des „Syndicat français des acteurs“ („SFA“).
1951 heiratet Gérard Philipe die Schriftstellerin und Schauspielerin Nicole Fourcade – aus der Ehe gehen eine Tochter und ein Sohn hervor. Mit Luis Buñuel dreht er 1956 seinen letzten Film „La fièvre monte à El Pao“ („Für ihn verkauf‘ ich mich“).
Am 25. November 1959 stirbt Gérard Philipe im Alter sechsunddreißig Jahren in Paris an den Folgen eines Krebsleidens. Er wird – nach seinem Willen im Kostüm des El Cid – im südfranzösischen Städtchen Ramatuelle in der Nähe von St. Tropez beigesetzt.
Nach Gérard Philipe sind zahlreiche Theater und Kulturhäuser benannt – darunter das Centre Dramatique National in Saint-Denis sowie die städtischen Theater in Orléans, Montpellier, Meaux, Calais, Champigny-sur-Marne, Saint-Cyr-l’École, Lüttich, Saint-Jean-de-Maurienne und Saint-Nazaire.