Als „Romancier der Unterprivilegierten“ schildert er in seinen Büchern zeitkritisch und höchst lebendig das Leben und die Sorgen der einfachen Leute, viele seiner Themen haben bis heute nicht an Aktualität verloren. Jahrelang in Vergessenheit geraten, erlebt Hans Fallada gegenwärtig eine Renaissance und wird als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts gefeiert
Hans Fallada wird als Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen am 21. Juli 1893 im pommerschen Greifswald geboren – er wächst in gutbürgerlichen Verhältnissen als ältester Sohn des Richters Wilhelm Ditzen und dessen Frau Elisabeth in der Ostsee-Stadt auf. 1899 zieht seine Familie mit ihm wegen der Berufung des Vaters zum Kammer-Gerichtsrat nach Berlin und 1909 nach Leipzig. Als Kind und als Jugendlicher ist Hans Fallada ein Außenseiter, er leidet unter dem schlechten Verhältnis zu seinem Vater und zieht sich zurück.
1911 versucht Hans Fallada im Alter von achtzehn Jahren mit einem Schulfreund einen Doppelselbstmord – beide wollen sich gegenseitig bei einem Duell erschießen. Während Hans Fallada dabei nur leicht verletzt wird, stirbt sein Freund an den Folgen des Duells. Hans Fallada wird daraufhin wegen Totschlags angeklagt und zwangsweise in eine psychiatrische Klinik eingewiesen – das Gymnasium muss er ohne Abschluss verlassen.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldet sich Hans Fallada als Kriegsfreiwilliger – wird jedoch als untauglich abgewiesen. Er schlägt sich als Gutsangestellter, Assistent der Landwirtschaftskammer in Stettin und Angestellter der Kartoffelbaugesellschaft in Berlin durch und verbringt die Zeit von 1917 bis 1919 aufgrund seiner Alkohol- und Morphinsucht hauptsächlich in Entzugsanstalten und Privatsanatorien.
Zu Beginn der zwanziger Jahre startet Hans Fallada mit „Der junge Goedeschal“ seine schriftstellerische Karriere – sein Erstlingswerk ist jedoch wenig erfolgreich. Weil er zur Finanzierung seiner Drogen- und Alkoholsucht Betrugs- und Unterschlagungsdelikte begeht wird er 1923 zu drei Monaten Haft verurteilt, von 1926 bis 1928 verbüßt er eine weitere Gefängnisstrafe wegen Betrugs. Nach der Haftentlassung lernt er 1928 in Hamburg die Lageristin Anna Margarete Issel kennen – beide heiraten ein Jahr später. Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor, von denen eines nach der Geburt und ein zweites noch in Jugendjahren stirbt. In jener Zeit arbeitet Hans Fallada im schleswig-holsteinischen Neumünster im Fremdenverkehrsverband sowie als Anzeigenwerber und Reporter für eine Lokalzeitung.
Der schriftstellerische Erfolg beginnt für Hans Fallada Anfang der dreißiger Jahre mit seinem Roman „Bauern, Bonzen und Bomben“, in dem er die Bauern-Unruhen in einer holsteinischen Kleinstadt gegen Ende der zwanziger Jahre beschreibt. Er zieht mit seiner Frau in die Nähe Berlins und veröffentlicht wenig später sein wohl berühmtestes Werk „Kleiner Mann – was nun?“, das ihm den Durchbruch als Schriftsteller sowie internationale Anerkennung bringt. In dieser Zeit wählt er auch seinen Künstlernamen Hans Fallada – angelehnt aus den Märchen „Hans im Glück“ und „Die Gänsemagd“ der Gebrüder Grimm.
Ab 1933 gerät Hans Fallada wegen seiner sozialkritischen Erzählungen zunehmend mit den Nationalsozialisten in Konflikt – sein Roman „Wer einmal aus dem Blechnapf frisst“, in dem er seine Erfahrungen im Gefängnis von Neumünster verarbeitet, kann nur erscheinen, weil das Buch sich gegen die Behandlung der Gefangenen in der Weimarer Republik – der von den Nationalsozialisten sogenannten „Systemzeit“ – richtet. Seine Mitgliedschaft in der Reichsschrifttumskammer wird abgelehnt, um ein drohendes Publikationsverbot zu verhindern, wendet sich Hans Fallada in jener Zeit politisch unverfänglicher Unterhaltungsliteratur zu.
1944 scheitert die erste Ehe von Hans Fallada – er schießt im Streit mit seiner geschiedenen Frau unter Drogeneinfluss mit einer Pistole in einen Tisch und wird daraufhin wegen versuchten Totschlags zur Beobachtung in eine Heilanstalt eingewiesen. Dort schreibt er einige Kurzgeschichten, den Roman „Der Trinker“ sowie einen Erfahrungsbericht über den NS-Staat.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges heiratet Hans Fallada die fast dreißig Jahre jüngere Ursula Losch – um Geld für Drogen und Spirituosen zu beschaffen, prostituiert sich seine Frau und infiziert dadurch sich und auch Hans Fallada mit Syphilis. Aufgrund seiner anhaltenden Drogensucht wird Hans Fallada 1946 in die Nervenklinik der Berliner Charité eingewiesen, wo er in schlechter körperlicher Verfassung in nur wenigen Tagen seinen letzten Roman „Jeder stirbt für sich allein“ schreibt.
Hans Fallada stirbt am 5. Februar 1947 an Herzversagen – er wird in einem Ehrengrab in Berlin-Pankow beigesetzt und später ins mecklenburgische Carwitz umgebettet.
1981 stiftet die Stadt Neumünster zu Ehren Hans Falladas einen nach ihm benannten Preis. In seinem ehemaligen Landgut in Carwitz entsteht das „Hans-Fallada-Archiv“ sowie ein Museum, das jährlich zahlreiche Besucher anzieht. In Feldberg, Neuenhagen bei Berlin, Berlin-Neukölln und in Weißwasser sind Schulen nach Hans Fallada benannt.