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Herbert List

Er ist vor allem für seine surreal anmutenden Schwarzweiß-Fotografien bekannt, mittlerweile gilt er als „moderner Klassiker“ der Fotokunst. Als „Meister des magischen Auges“ übt Herbert List einen großen Einfluss auf die moderne Fotografie aus – heute zählt er zu den bedeutendsten Fotografen des vergangenen Jahrhunderts

Herbert List wird am 7. Oktober 1903 in Hamburg in eine jüdische Familie geboren, von 1912 bis 1920 besucht er die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg. Nach dem Abitur studiert er zwei Jahre in Heidelberg Literaturgeschichte und tritt 1924 als Lehrling in die väterliche Kaffee-Import Firma „List & Heinecken“ am Sandtorkai im Hamburger Freihafen ein. In deren Auftrag bereist er zwei Jahre lang als Kaffeekaufmann Nord- und Südamerika und wird 1929 Prokurist in der väterlichen Firma.

Nach dem Tode des Vaters übernimmt er zunächst die Geschäftsführung der Firma, überlässt diese jedoch schon bald seinem jüngeren Bruder. 1936 fasst er aufgrund der politischen Umstände im Zusammenhang mit seiner jüdischen Herkunft und seiner Homosexualität den Entschluss, nach Paris zu gehen um der Verfolgung durch die Gestapo zu entgehen.

Schon bald beginnt er sich für Fotografie zu interessieren und beschließt – ermutigt durch seinen Freund Andreas Feininger, der vom Dessauer Bauhaus kommt – Fotograf zu werden. Seine frühen Aufnahmen aus den Jahren 1929 bis 1930 sind stilistisch noch von der „Neuen Sachlichkeit“ geprägt, in den Jahren 1931 bis 1935 befasst er sich jedoch intensiv mit dem Surrealismus, gestaltet Stillleben und inszeniert „Visionen“ mit dem Ziel, „das Magische der Erscheinung im Bilde zu erfassen“. In der französischen Hauptstadt findet seine erste Fotografie-Ausstellung statt – während eines Aufenthaltes in London unternimmt Herbert List 1937 erste Versuche mit der Studiofotografie und arbeitet unter anderem für die Zeitschriften „Vogue“, „Harper’s Bazaar“ und „Life“.

Mit seinem Freund George Hoyningen-Huene unternimmt Herbert List eine Griechenland- und Italienreise – die Griechenland-Fotografien aus den Jahren 1937 bis 1941 fließen in den Bildband „Licht über Hellas“ ein. In seinen Bildern lässt Herbert List den Antikenmythos wieder auferstehen – er fotografiert antike Ruinen, Profanarchitektur, Landschaften und männliche Akte. Die auf Reisen nach Griechenland und Frankreich entstandenen Bilder erinnern an die Ästhetik Chiricos oder Magrittes und werden als „fotografia metafisica“ bezeichnet – Herbert List gilt als Hauptvertreter dieser Stilrichtung.

Die Invasion der Deutschen in Griechenland zwingt ihn zur Rückkehr nach Deutschland, wo er sich in München niederlässt. Von 1944 bis 1945 ist er als Soldat in Norwegen und kehrt nach Kriegsende nach München zurück, wo die berühmten Fotografien der in Trümmern liegenden bayerischen Hauptstadt entstehen – eine spätere Veröffentlichung im „Deutschen Lichtbild“ nennt er „Memento 1945“.

1948 unternimmt Herbert List seine erste Nachkriegsreise nach Paris, wo er Kunstredakteur bei „Heute“ – einer von den Besatzungsmächten in Deutschland herausgegebenen Zeitschrift – wird. Er bereist Südeuropa und Lateinamerika, veröffentlicht Fotos und Foto-Essays in zahlreichen Publikationen und gibt noch mehrere Bildbände heraus. Legendär sind seine in den fünfziger Jahren entstandenen Aufnahmen von süditalienischen Straßenszenen. Außerdem fertigt der vielseitige Fotograf diverse Landschafts- sowie Porträtaufnahmen unter anderem von Pablo Picasso, Sommerset Maugham, Marlene Dietrich, Jean Cocteau, Arthur Honegger, Marc Chagall und Joan Miró. Er hat er zahlreiche Ausstellungen in London, Zürich, München, Düsseldorf, Mailand und New York. 1963 erscheint sein letztes Buch „Bildwerke aus Nigeria“.

1964 wird Herbert List von der „Gesellschaft Deutscher Lichtbildner“ mit der „David-Octavius-Hill-Medaille“ ausgezeichnet. Seit Mitte der sechziger Jahre reist er zwar noch mehrfach nach Italien, Frankreich und Mexiko und baut seine Sammlung italienischer Handzeichnungen des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts aus, gibt das Fotografieren jedoch auf.

Herbert List stirbt am 4. April 1975 in München.