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Herbert von Karajan

Er veröffentlicht unzählige klassische Einspielungen, tritt an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt auf und arbeitet mit den angesehensten Symphonieorchestern – Herbert von Karajan zählt trotz seiner umstrittenen Rolle im Dritten Reich zu den bedeutendsten Dirigenten des zwanzigsten Jahrhunderts

Herbert von Karajan kommt als Heribert Ritter von Karajan am 5. April 1908 im österreichischen Salzburg als jüngster Sohn des Chirurgen Ernst von Karajan und der Slowenin Marta Kosmač zur Welt – die Vorfahren seiner Familie väterlicherseits stammen aus dem nordgriechischen Makedonien. Herbert von Karajans Urgroßvater Theodor wird 1869 aufgrund zahlreicher Verdienste in den erblichen österreichischen Ritterstand erhoben.

Bereits mit drei Jahren erhält Herbert von Karajan eine pianistische Ausbildung, von 1916 bis 1926 besucht er das Salzburger Mozarteum und 1926 legt er dort am Humanistischen Gymnasium die Matura ab. Danach studiert er in Wien an der Technischen Hochschule Maschinenbau und an der Universität Wien sowie an der Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst Musikwissenschaft.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Zusammenbruch der Donaumonarchie wird in Österreich der Adel abgeschafft, wovon auch die Familie von Karajan betroffen ist, die von nun an auf ihr „von“ verzichten muss. Herbert von Karajan droht, nicht mehr in Österreich aufzutreten – daraufhin wird ihm sein voller Name als Künstlername zugestanden.

1929 tritt Herbert von Karajan zum ersten Mal öffentlich mit dem Orchester des Salzburger Mozarteums auf, worauf der Intendant des Ulmer Stadttheaters ihn zum Probedirigat einlädt. 1935 wird er am Stadttheater Aachen der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands und bereits 1938 leitet er als Gast die „Berliner Philharmoniker“ – das Orchester, das er in seinem Leben mehr als tausendfünfhundertmal dirigieren wird.

Schon 1933 tritt Herbert von Karajan in die NSDAP ein – nicht nur aus Karrieregründen gilt er als Anhänger der Nationalsozialisten und avanciert schon bald zu deren Vorzeigedirigenten. 1934 schreibt er in einem Brief an seine Eltern, dass er nicht mehr in der Wiener Volksoper dirigieren wolle, weil dort „das gesamte Palästina versammelt sei“. 1935 dirigiert er eine Tannhäuser-Vorstellung anlässlich des „Führergeburtstags“ und zur Premiere von Richard Wagners „Tristan und Isolde“ an der Berliner Staatsoper wird er 1938 als das „Wunder Karajan“ überschwänglich gefeiert. 1939 verleiht ihm Adolf Hitler den Titel „Staatskapellmeister“ und 1944 wird er in die „Gottbegnadeten-Liste“ der wichtigsten Dirigenten aufgenommen, was ihn vor einem Kriegseinsatz bewahrt.

Nachdem Herbert von Karajan 1939 in der Aufführung von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ in der Berliner Staatsoper falsche Einsätze gibt, sinkt er in der Gunst Adolf Hitlers, der veranlasst, dass dieser niemals bei den Bayreuther Festspielen dirigieren dürfe. Als Favorit von Hermann Göring leitet er jedoch weiterhin die Staatskapelle Berlin, mit der er in der Staatsoper bis 1944 hundertfünfzig Abende gestaltet.

1945 setzt sich Herbert von Karajan mit dem Flugzeug nach Italien ab, wo er am Comer See das Kriegsende abwartet. Nach dem Ende des „Dritten Reichs“ wird für ihn durch die Alliierten ein Arbeitsverbot verhängt. Mit der Begründung, er hätte „genug gelitten“ und stets nur für die Musik gelebt, wird Herbert von Karajans Entnazifizierungsverfahren ohne schriftliche Belege abgeschlossen und sein Arbeitsverbot aufgehoben.

1951 dirigiert Herbert von Karajan als erster Dirigent nach dem Krieg die Bayreuther Festspiele und 1954 löst er Wilhelm Furtwängler als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker ab. Im selben Jahr geht er mit den Berliner Philharmonikern auf eine US-Tournee, wo es in New York zu lautstarken antideutschen Demonstrationen kommt.

1956 wird Herbert von Karajan oberster Leiter der Salzburger Festspiele sowie künstlerischer Leiter der Wiener Staatsoper. 1960 wird mit ihm die Eröffnung des neuen Salzburger Festspielhauses gefeiert und 1963 die Wiedereröffnung des Münchner Nationaltheaters, wo er 1964 das Orchester der Mailänder Scala dirigiert.

Herbert von Karajan widmet sich neben den Hauptwerken des klassisch-romantischen Repertoires auch stets der Pflege von Raritäten. 1967 gründet er die Salzburger Osterfestspiele, die er bis zu seinem Tod leitet. 1961 wird ihm das österreichische „Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst“ verliehen, 1978 wird er zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt und im selben Jahr wird ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Salzburg verliehen.

1985 dirigiert Herbert von Karajan eine Aufführung von Mozarts Krönungsmesse im römischen Petersdom für Papst Johannes Paul II. und 1987 leitete er das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker – der Mitschnitt dieses Konzertes zählt zu den am häufigsten verkauften Aufnahmen klassischer Musik.

Mit siebenhundert eingespielten Werken von mehr als hundertdreißig Komponisten legt Herbert von Karajan mehr Tonträger vor als alle Kollegen vor ihm – zeitweise ist er für ein Drittel des Umsatzes der Deutschen Grammophon verantwortlich. Er fördert die Karrieren zahlreicher musikalischer Nachwuchsstars wie Hildegard Behrens, Christoph Eschenbach, Anne-Sophie Mutter, Jewgeni Igorewitsch Kissin, Mirella Freni, Agnes Baltsa und José Carreras.

Herbert von Karajan ist dreimal verheiratet – in erster Ehe mit der Sopranistin Elmy Holgerloef und in zweiter Ehe mit der Unternehmenserbin Anna Maria Gütermann. Gemeinsam mit seiner dritten Frau Eliette – mit der er die Töchter Isabel und Arabel hat – gehört er jahrelang zum internationalen Jet-Set, wo er sich wie ein Popstar als „Maestro“ feiern lässt. Das glamouröse Ehepaar pflegt Kontakte zu Berühmtheiten wie Jean Cocteau, Elisabeth Schwarzkopf, Helmut Schmidt, Romy Schneider und Marc Chagall. Herbert von Karajan ist als Freund schneller Autos bekannt, er besitzt eine Pilotenlizenz und fliegt seine Cessna – häufig medial begleitet – selbst. Auch Segeln gehört zu seinen Freizeitbeschäftigungen.

Herbert von Karajan stirbt am 16. Juli 1989 im Alter von einundachtzig Jahren in Anif bei Salzburg an den Folgen eines Herzinfarkts. Auf seine Veranlassung hin wird er ohne Benachrichtigung der Nachwelt auf dem dortigen Friedhof beerdigt. Sein Nachlassvermögen wird auf mehr als eine halbe Milliarde Mark geschätzt.

Nach seinem Tod wird in Salzburg der ehemalige Sigmundsplatz zum Herbert-von-Karajan-Platz umbenannt und 1996 wird ein Bereich neben der Wiener Staatsoper zum Herbert-von-Karajan-Platz ernannt. Seit 1997 finden im Festspielhaus Baden-Baden die Karajan-Pfingstfestspiele statt, dort wird ebenfalls seit 2003 der „Herbert-von-Karajan-Musikpreis“ verliehen.