Der exzentrische Österreicher mit dem beeindruckenden Leibesumfang ist Schauspieler, Schriftsteller, Moderator und selbsternannter Extrem-Erotiker und führt mit Vorliebe respektlose Interviews, in denen er Tabus bricht – Hermes Phettberg lässt sich als Gesamtkunstwerk feiern und avanciert in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht nur in der Wiener Gay-Community zur gefeierten Kultfigur
Hermes Phettberg wird am 5. Oktober 1952 im österreichischen Hollabrunn als Josef Fenz geboren – der Sohn eines Weinbauern wächst im niederösterreichischen Unternalb bei Retz auf, wo er auch die Schule besucht. Danach arbeitet er zunächst bei einer Bank und nach einigen theologischen Fortbildungen als Pastoralassistent in der Erzdiözese Wien und danach als Kanzlist bei der niederösterreichischen Landesregierung.
Mitte der achtziger Jahre gehört Hermes Phettberg zu den Gründern des Wiener Vereins „Sadomasochismusinitiative Wien“ sowie des Projektes „Polymorph Perverse Klinik Wien“, auch setzt er sich seit Jahren für die Gründung eines Vereins zur Schaffung einer „Hochschule für Pornographie und Prostitution“ ein.
1993 hält Hermes Phettberg in einer Wiener Buchhandlung erstmals eine seiner legendären Nikolaus-Lesungen ab, für die er in der folgenden Zeit jährlich engagiert wird. 1994 liest er um fünf Uhr früh auf einer öffentlichen Bedürfnisanstalt in Wien aus seinen Texten, was ihn endgültig zum Underground-Star der Wiener Gay-Community macht – bei der Wiener Regenbogenparade lässt er sich alljährlich Zeitung lesend über den Wiener Ring kutschieren.
Einer größeren Öffentlichkeit wird Hermes Phettberg 1994 als humoristischer Gastgeber der Bühnen-Talkshow „Phettbergs Nette Leit Show“, in welcher er zahlreiche österreichische Prominente empfängt – legendär ist die Anfangsfrage der Show „Frucade oder Eierlikör?“. Ab 1996 wird die Show – deren Erkennungsmerkmale unkonventionelle Fragen, schonungslose Darstellungen eigener Probleme, erotische Fantasien und das genüsslich Ausweiden von Wissenslücken anderer sind – im gesamten deutschsprachigen Raum auch im Fernsehen ausgestrahlt.
1993 wird Hermes Phettberg der „Franz-Grillparzer-Preis“ der „Anonymen Aktionisten“ und 2002 der „Preis der Stadt Wien für Publizistik“ verliehen.
2000 avanciert Hermes Phettberg durch eine wöchentlich online ausgestrahlte Fernsehsendung – in der er sich fesseln und auspeitschen lässt und währenddessen seinen Predigtdienst vorträgt – zu einem Pionier des Internetfernsehens.
Im neuen Jahrhundert wird es ruhiger um Hermes Phettberg – 2007 erleidet er zum wiederholten Mal einen Schlaganfall und wird nach ärztlicher Behandlung in ein Rehabilitationszentrum eingewiesen. Zwischenzeitlich ist er stark verschuldet und auf Sozialhilfe angewiesen.
Von 2004 bis 2005 moderiert Hermes Phettberg eine TV-Show namens „Beichtphater Phettberg“, 2008 veröffentlicht er eine DVD-Box mit den interessantesten Begegnungen seiner TV-Karriere.
Hermes Phettberg lebt im Wiener Stadtteil Mariahilf.