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Inge Borkh

Als Frau für alles Extreme gehört sie zu den großen Legenden der Opernwelt – Inge Borkhs Domäne sind die dramatischen Charaktere, mit denen sie ihre Anhänger zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Früh verlässt sie die Opernbühne, um danach als Kabarett-Künstlerin mit Solo-Abenden Erfolge zu feiern

Inge Borkh wird am 26. Mai 1921 in Mannheim als Ingeborg Simon geboren. Die Tochter eines Konsuls und einer Sängerin wächst in einem musikalischen Haus auf und beginnt ihre Karriere 1937 zunächst in Linz als Schauspielerin – während ihrer Ausbildung erhält sie auch Tanzunterricht. Nach einem Gesangstudium in Mailand gibt Inge Borkh ihr Opern-Debüt 1940 an der Oper Luzern als Czipra in „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauss. In der Schweiz bleibt sie bis 1951, unter anderem singt sie dort die Magda in der ersten deutschsprachigen Aufführung von Gian Carlo Menottis Oper „Der Konsul in Basel“ – was für sie der Durchbruch zu internationalen Erfolgen – gefolgt mit Engagements in den Opernhäusern von Wien, München, Berlin, London, New York und San Francisco – bedeutet.

Inge Borkh singt vor allem in dramatischen Rollen – Aida und Lady Macbeth von Giuseppe Verdi, Tosca und Turandot von Giacomo Puccini, Leonore in „Fidelio“ von Ludwig van Beethoven, Medea in der gleichnamigen Oper von Luigi Cherubini, Elsa, Sieglinde und Senta in den Musikdramen von Richard Wagner, die Ägyptische Helena, Kaiserin und Färbersfrau von Richard Strauss. Im Bereich der Moderne übernimmt sie die Antigone in der gleichnamigen Oper von Carl Orff. 1952 singt sie bei den Bayreuther Festspielen die Freia und die Sieglinde in „Der Ring des Nibelungen“. 1957 übernimmt sie bei den Salzburger Festspielen die Titelrolle in „Elektra“ von Richard Strauss.

Inge Borkh verabschiedet sich bereits 1971 im sizilianischen Palermo nach sieben Vorstellungen in der Titelrolle der Oper „Elektra“ von Richard Strauss von der Opernbühne. Zwischendurch kommt sie für kurze Zeit auf die Bühne als Schauspielerin zurück und spielt 1977 in Hamburg die Volumnia in „Coriolan“ von William Shakespeare als Partnerin von Boy Gobert. Danach tritt sie als Kabarett-Künstlerin mit Solo-Abenden, in denen sie unter anderem Lieder von Bert Brecht interpretiert, auf – in dieser Zeit entsteht auch eine Schallplatten-Aufnahme ihrer gesungenen Memoiren „Inge Borkh singt ihre Memoiren“.

Anlässlich ihres achtzigsten Geburtstages geht Inge Borkh noch einmal auf Tournee – als letzte Station gastiert sie in Düsseldorf, wo sie in der Deutschen Oper am Rhein wichtige Stationen ihres Lebens Revue passieren lässt und scharfsinnig die Fehlentwicklungen in der heutigen Opernszene anprangert. Besonders leid tun ihr die jungen Sänger, die sich nicht wehren können, weil angesichts des gesättigten Marktes gleich der oder die Nächste bereit steht – ein Vorwurf auch an arrivierte Künstler, die viel häufiger dem Treiben mancher Scharlatane Einhalt gebieten müssten und oft allzu sehr ans Kommerzielle und die eigene Karriere denken. „Oper steht und fällt doch mit den Sängern!“ sagt Inge Borkh ohne Kompromisse und betont, dass auch die heutigen Regisseure mit ihrem „Unsinn“ die Kolleginnen und Kollegen auf Dauer nicht kaputtmachen könnten.

Inge Borkh ist bis zu dessen Tod 1991 mit dem jugoslawischen Bass-Bariton Alexander Welitsch verheiratet.