Seine Filme sind unbestrittene Meilensteine der Kinogeschichte – Ingmar Bergman gilt vielen Cineasten als bester Filmregisseur aller Zeiten. Einfühlsam und schonungslos erzählt er in seinen Werken von den Krisen der Bourgeoisie und der Suche nach dem Sinn, wobei er die gesamte Spannbreite menschlicher Zustände auslotet
Ernst Ingmar Bergman wird am 14. Juli 1918 im schwedischen Uppsala als mittleres von drei Kindern des lutherischen Pastors Erik Bergman und dessen Frau Karin geboren und streng religiös erzogen. Als sein älterer Bruder Dag zu Weihnachten einen Bildprojektor bekommt, tauscht der neunjährige Ingmar diesen gegen hundert Zinnsoldaten ein und lässt darauf immer wieder denselben Film laufen – „Frau Holle“. Schon damals führt er im Keller des elterlichen Wohnhauses Puppenspiele von Strindberg-Stücken auf, bei denen er alle Rollen spricht und auch für die Szenerie und Beleuchtung sorgt. Mit sechzehn Jahren kommt er als Austauschschüler ins thüringische Haina, wo der Hausherr, ein Pastor, aus der Bibel predigt – und aus „Mein Kampf“. Mit neunzehn Jahren verlässt Ingmar Bergman nach einem Zerwürfnis mit seinem Vater sein Elternhaus um an der Stockholmer Universität ein Studium der Literaturgeschichte zu beginnen, welches er jedoch nicht beendet.
Schon während seiner Studienzeit ist Ingmar Bergman vom Theater fasziniert, er schließt sich einer Studentengruppe an und beginnt eine Tätigkeit als Regieassistent am Theater. Er ist begeistert von den Stummfilmen seiner Heimat – die schwedischen Stummfilm-Regisseure Mauritz Stiller und Victor Sjöström sind seine Vorbilder, in seinem Film „Wilde Erdbeeren“ macht er Victor Sjöström zu seinem Hauptdarsteller. 1946 erscheint der erste Film von Ingmar Bergman – „Kris“ („Krise“). Seinen Durchbruch hat er dann 1955 mit „Sommarnattens leende“ („Das Lächeln einer Sommernacht“) – der Film wird bei den Filmfestspielen von Cannes ausgezeichnet.
Nach dem überwältigenden Erfolg seines Debüts erhält Ingmar Bergman die Zusage für die Finanzierung seines nachfolgenden Projekts „Det sjunde inseglet“ („Das siebente Siegel“, 1957) mit Max von Sydow und Bibi Andersson in den Hauptrollen. Eines seiner bekanntesten Werke – „Smultronstället“ („Wilde Erdbeeren“, 1956) mit Ingrid Thulin wird 1957 in Berlin mit dem „Goldenen Bären“ ausgezeichnet, 1960 erhält Ingmar Bergman für „Jungfrukällan“ („Die Jungfrauenquelle“) einen „Oscar“ für den „Besten ausländischen Film“. Danach folgen Filme „Djävulens öga“ („Das Teufelsauge“, 1960), „Såsom i en spegel“ („Wie in einem Spiegel“, 1961), „Nattvardsgästerna“ („Licht im Winter“, 1962), „Tystnaden“ („Das Schweigen“, 1963), „Persona“ (1966), „Vargtimmen“ („Die Stunde des Wolfs“, 1968), „Viskningar och rop“ („Schreie und Flüstern“, 1972) und „Scener ur ett äktenskap“ („Szenen einer Ehe“, 1973) mit Liv Ullmann.
Neben seiner Filmarbeit ist Ingmar Bergman auch an verschiedenen Theatern als Regisseur tätig – von 1944 bis 1946 leitet er das Stadttheater in Helsingborg, von 1946 bis 1949 ist er Regisseur am Stadttheater in Göteborg, danach von 1952 bis 1959 in Malmö. Ab 1960 ist Ingmar Bergman Regisseur und von 1963 bis 1966 auch Leiter des Königlichen Dramatischen Theaters in Stockholm. Nachdem er in seiner schwedischen Heimat zu Unrecht wegen Steuerhinterziehung angeklagt wird, geht er für einige Jahre nach Deutschland, wo er am Münchner Residenztheater tätig ist. Nach knapp hundertundzwanzig Oper- und Theater-Inszenierungen verabschiedet sich Ingmar Bergman 1995 endgültig vom Theater.
Während seiner Zeit in Deutschland dreht Ingmar Bergman den Film „Ormens ägg“ („Das Schlangenei“, 1977) mit Liv Ullmann, Gert Fröbe und Heinz Bennent, danach folgt „Höstsonaten“ („Herbstsonate“, 1978) mit Ingrid Bergman in ihrer letzten Filmrolle sowie das Familiendrama „Fanny och Alexander“ („Fanny und Alexander“, 1982). Ein letztes Mal steht Ingmar Bergman für den schwedischen Fernsehfilm „Saraband“ („Sarabande“, 2003) hinter der Kamera.
Für sein künstlerisches Schaffen wird Ingmar Bergman mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt – 1983 erhält er für sein Gesamtwerk den „Goldenen Löwen von Venedig“, 1984 wird „Fanny und Alexander“ mit vier „Oscars“ ausgezeichnet. 1988 erhält er den erstmals verliehenen europäischen Filmpreis „Felix“ für sein Lebenswerk. 2007 wird das „Ingmar Bergman-Archiv“ des Schwedischen Filminstitutes in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen.
Ingmar Bergman ist insgesamt fünfmal verheiratet und hat neun Kinder – von 1943 bis 1945 lebt er mit Else Fisher zusammen, sie bekommen Tochter Lena. Von 1945 bis 1950 ist er mit Ellen Lundström verheiratet – gemeinsam haben sie vier Kinder – Eva, Jan und die Zwillinge Anna und Mats. In dritter Ehe ist Ingmar Bergman von 1951 bis 1952 mit Gun Grut verheiratet – sie bekommen Sohn Ingmar. Danch folgt die vierte Ehe mit der Konzertpianistin Käbi Larete, mit ihr hat er Sohn Daniel. Von 1965 bis 1970 lebt Ingmar Bergman mit der norwegischen Schauspielerin Liv Ullmann zusammen – gemeinsam haben sie Tochter Linn Ullmann. Von 1971 bis zu ihrem Tod 1995 lebt Ingmar Bergman mit seiner fünften Ehefrau Gräfin Ingrid von Rosen zusammen – aus der Ehe geht Tochter Maria hervor.
Ingmar Bergman stirbt am 30. Juli 2007 im Alter von neunundachtzig Jahren in seinem Haus auf der schwedischen Ostseeinsel Fårö, wo er seit 1965 lebt.