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Joan Sutherland

Sie gilt als eine der bedeutendsten Sopranistinnen ihrer Generation – Joan Sutherland ist mit einer der schönsten Stimmen des zwanzigsten Jahrhunderts ausgestattet. Die von ihren Verehrern liebevoll „La Stupenda“ („Die Gewaltige“) genannte Australierin brilliert in den größten Opernhäusern der Welt – in zahlreichen Koloratur-Rollen der italienischen Oper bezaubert sie ihr weltweites Publikum und setzt neue Standards im Belcanto-Fach

Joan Sutherland kommt am 7. November 1926 im australischen Point Piper bei Sydney zur Welt. Schon früh wird sie von ihrer Mutter an die klassische Musik herangeführt – mit neunzehn Jahren beginnt sie ein Studium am Konservatorium in Sydney. Nachdem sie mehrere Gesangwettbewerbe gewinnt und mit einundzwanzig Jahren in ihrer Heimatstadt mit der Titelrolle von Purcells „Dido and Aeneas“ auf der Bühne steht, schifft sie sich 1950 mit ihrer Mutter nach Europa ein, um in London an der Royal School Of Music Gesang zu studieren. Bereits ein Jahr später debütiert sie als erste Dame in Mozarts „Zauberflöte“ am Royal Opera House im Londoner Covent Garden, wo ihre Begabung als Koloratur-Sopranistin entdeckt wird – schon bald wird ihr Landsmann Richard Bonynge ihr Privatlehrer und Mentor und wenig später auch ihr Ehemann.

Als 1953 Bellinis „Norma“ mit Maria Callas in der Titelrolle inszeniert wird, bekommt Joan Sutherland die Partie der Clothilde. Nach diesem Erfolg bewährt sie sich daraufhin als Aida, als Amelia („Ein Maskenball“), als Eva („Die Meistersinger von Nürnberg“) und als Agathe („Der Freischütz“). Den großen Durchbruch hat sie dann 1959 mit der Titelpartie von Donizettis „Lucia di Lammermoor“ – die lyrische Sopranistin verwandelt sich in einen strahlenden, beeindruckenden Koloratursopran, der das Publikum förmlich von den Sitzen reißt. Joan Sutherland singt in den Folgejahren an den bedeutenden Opernhäusern – 1959 an der Wiener Staatsoper, 1960 an der Mailänder Scala und 1961 an der New Yorker Metropolitan Opera, wo sie in der Titelpartie in Gaetano Donizettis „Lucia di Lammermoor“ zu hören ist. Nach einigen Jahren Abstinenz von der „Met“ feiert sie dort 1982 ein umjubeltes Comeback in ihrer Glanzrolle der „Lucia di Lammermoor“.

Zwar sind ihre Bühnenauftritte keine „Gesamtkunstwerke“ wie die einer Maria Callas – deren Erbe sie antritt – doch Joan Sutherland erarbeitet sich mit äußerster Disziplin die hohe Schauspielkunst. Wegen ihrer stattlichen Größe scheinen die zarten Lucias, Gildas und Traviatas nicht immer zu ihr zu passen, aber dem Publikum bleibt genug Spielraum für Identifizierungen – womöglich einer der Gründe für die Beifallsstürme und für die zahlreichen Huldigungen, zu denen die Menschen in allen großen Opernhäusern der Welt immer wieder hingerissen werden.

1961 wird Joan Sutherland „Commander Of The British Empire“, 1978 „Dame Commander“ und 1991 von Queen Elizabeth II. persönlich mit dem „Order Of Merit“ ausgezeichnet. 1998 erklärt der damalige New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani den 6. Mai zum „Dame Joan Sutherland Day“.

Seit 1954 ist Joan Sutherland mit dem australischen Dirigenten Richard Bonynge verheiratet, unter dessen musikalischer Leitung sie häufig auftritt und mit dem sie zahlreiche Belcanto-Opern einspielt. Gemeinsam haben sie einen Sohn – Adam.

1990 spielt sie ihre letzte Bühnenrolle an der Oper von Sydney als Marguertie von Valois in Meyerbeers „Die Hugenotten“, am Silvesterabend desselben Jahres nimmt die Sängerin ihren Abschied von der Oper – im Londoner Royal Opera House hat sie in „Die Fledermaus“ an der Seite von Luciano Pavarotti und Marilyn Horne ihren letzten großen Auftritt.

Joan Sutherland stirbt am 10 Oktober 2010 im Alter von dreiundachtzig Jahren im schweizerischen Montreux-Les-Avants.