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Johannes Heesters

Mit seiner Paraderolle des Grafen Danilo aus der Operette „Die lustige Witwe“ steht er auf unzähligen Theaterbühnen, seine Liederabende, Tourneen und Fernsehauftritte werden begleitet von zahlreichen Ehrungen – Johannes Heesters gilt jahrelang als weltweit ältester aktiver Künstler und genießt trotz seiner fragwürdigen Rolle während des Nationalsozialismus besonders in Deutschland enorme Popularität

Johannes Heesters kommt als Johan Marius Nicolaas Heesters am 5. Dezember 1903 im niederländischen Amersfoort zur Welt. Er ist der jüngste von vier Söhnen des Kaufmanns Jacobus Heesters und seiner Ehefrau Gertruida und beginnt nach seiner Schulzeit zunächst eine kaufmännische Lehre, fasst jedoch mit sechzehn Jahren den Entschluss, Schauspieler zu werden. Nach einer Gesang- und Schauspielausbildung in Amsterdam steht er als Siebzehnjähriger dort zum ersten Mal auf der Bühne – danach folgen Engagements an Bühnen in Den Haag, Brüssel und Rotterdam, wo er die großen Theaterklassiker spielt.

1923 übernimmt Johannes Heesters seine erste Gesangrolle in Strindbergs „Traumspiel“ – mit weiteren Hauptrollen in diversen Operetten wie „Walzertraum“, „Dreimäderlhaus“ oder „König der Vagabunden“ avanciert er rasch zum Publikumsmagneten.

1924 kommt Johannes Heesters erstmals mit dem Film in Berührung – er wirkt im niederländischen Stummfilm „Cirque Hollandais“ mit. 1927 singt er bei den legendären „Comedian Harmonists“ vor, lehnt ein Engagement jedoch ab.

Nach mehreren Bühnenrollen in Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck geht Johannes Heesters 1936 nach Berlin, wo er von der UFA engagiert wird und an der Seite von Stars wie Marika Rökk, Brigitte Horney, Carola Höhn, Marte Harell und Dora Komarin in zahlreichen Operettenverfilmungen und Musikfilmen die männliche Hauptrolle übernimmt und vom Publikum seinen Spitznamen „Jopie“ erhält. Er singt und tanzt sich in die Herzen des Publikums und lässt so für kurze Zeit die Kriegswirren vergessen. 1938 ist Johannes Heesters erstmals als Graf Danilo in der Operette „Die lustige Witwe“ zu sehen – die Rolle spielt er fünfunddreißig Jahre lang und macht sie mit Nelke im Knopfloch, weißen Handschuhen und langem Seidenschal zu seinem Markenzeichen.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wird Johannes Heesters auf der sogenannten „Gottbegnadeten-Liste“ der unverzichtbaren Schauspieler von Propagandaminister Joseph Goebbels geführt. Er spielt in mehreren sogenannten „Ablenkungsfilmen“, was ihm von seinen niederländischen Landsleuten später verübelt wird. Doch bis zur deutschen Besatzung verfolgen die Niederländer seine deutsche Karriere mit Wohlwollen, seine Filme erhalten in seinem Heimatland fast ausnahmslos positive Kritiken und laufen – während er bei den niederländischen Widerstandsgruppen zunehmend in Ungnade fällt – auch nach 1940 mit großem Erfolg in den dortigen Kinos. Sympathiebekundungen von Johannes Heesters – der stets angibt an Politik nicht interessiert zu sein – für das NS-Regime sind nicht bekannt, weder nimmt er die deutsche Staatsangehörigkeit an noch ist er NSDAP-Mitglied. 1976 wird er von einem niederländischen Journalisten beschuldigt, er habe 1941 das Konzentrationslager Dachau besichtigt und dort einen Auftritt vor der SS gehabt – als für NS-Propagandazwecke missbraucht weist der diesen Vorwurf zeitlebens von sich. Heute wird Johannes Heesters von seinen Landsleuten als Kollaborateur und Mitläufer aus Karrieregründen gesehen, der in deutschen Diensten steht, als sein Heimatland von der Wehrmacht besetzt ist – den meisten Niederländern ist er heute allerdings völlig unbekannt.

Nach dem Krieg werden die Filme mit Johannes Heesters nicht als Nazipropaganda eingestuft, und so kann er seine Karriere ungehindert fortsetzen und bleibt ein viel gefragter Darsteller, dessen leichte Unterhaltungsstreifen wie „Leckerbissen“ (1948), „Wenn eine Frau liebt“ (1950) oder Operettenverfilmungen wie „Die Czardasfürstin“ (1951) und „Im weißen Rössl“ (1952) die Menschen scharenweise in die Kinos lockt.

Nachdem Johannes Heesters 1953 von Otto Preminger für den Film „Die Jungfrau auf dem Dach“ nach Hollywood engagiert wird ist er dann während der sechziger und siebziger Jahre hauptsächlich in Fernsehfilmen, Theateraufzeichnungen und TV-Shows zu sehen. Von 1996 bis 2001 spielt er in dem für ihn geschriebenen Theaterstück „Ein gesegnetes Alter“, was ihm 1997 einen Eintrag ins „Guinness-Buch der Rekorde“ einbringt – als weltweit ältester Schauspieler, der über zweihundertfünfzig Mal en suite in der Hauptrolle eines Drei-Stunden-Stücks auf der Bühne steht.

2004 tritt Johannes Heesters in Köln im „Jedermann“ auf, 2005 geht er mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg auf Tournee durch mehrere deutsche Städte und kurz vor seinem hundertundzweiten Geburtstag ist er Stargast bei einer Feierveranstaltung zum hundertvierzigjährigen Bestehen des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München. Bei der Gala der „Elblandfestspiele Wittenberge“ wird ihm der Titel „Kammersänger“ verliehen und 2006 findet die erste Ausstellung über ihn in der Berliner Akademie der Künste statt. 2010 steht er in Rolf Hochhuths „Inselkomödie“ auf der Bühne des Berliner Theaters am Schiffbauerdamm und 2011 wirkt er im Kurzfilm „Ten“ mit.

2008 steht Johannes Heesters nach über vierzig Jahren erstmals wieder in seiner Geburtsstadt Amersfoort auf der Bühne – in den sechziger Jahren wird er in Amsterdam noch von der Bühne gebuht. Im selben Jahr übernimmt er eine Nebenrolle in der Komödie „1 1/2 Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde“ – dies ist sein erster Auftritt in einem Kinofilm seit „Otto – Der Film“ (1985).

Insgesamt wird Johannes Heesters neunmal mit einem „Bambi“ ausgezeichnet – weitere Auszeichnungen sind das „Filmband in Gold“ (1975), der „Bayerische Verdienstorden“ (1984) und der „Verdienstorden des Landes Berlin“ (1993). 2001 erhält er den österreichischen Filmpreis „Romy“ in Platin für sein Lebenswerk, auch ehrt ihn die Stadt Wien zum hundertundsechsten Geburtstag mit einer Feierstunde.

Von 1930 bis zu ihrem Tod 1985 ist Johannes Heesters mit der belgischen Schauspielerin Louise „Wiske“ Ghijs verheiratet – aus der Ehe gehen die Töchter Wiesje Herold-Heesters und Nicole Heesters, die ebenfalls Schauspielerin ist, hervor. 1992 heiratet Johannes Heesters die Schauspielerin Simone Rethel. Im hohen Alter verliert Johannes Heesters zunehmend seine Sehkraft – 2009 erblindet er vollständig.

„Ich hab mein Leben gelebt und bin zufrieden mit meiner Karriere – ich habe mich auch stets bemüht, den Weg meines Lebens gerade zu gehen, auch im Sturm der Zeit“ sagt Johannes Heesters rückblickend auf sein langes Leben. Seinen künstlerischen Nachlass übernimmt die Berliner Akademie der Künste.

Johannes Heesters stirbt am 24. Dezember 2011 im Alter von einhundertundacht Jahren im oberbayerischen Starnberg.