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Josef von Sternberg

Als Meister des Lichts setzt er neue Maßstäbe in der Filmtechnik, durch Auftritte in seinen Filmen „Der blaue Engel“, „Marokko“ und „Shanghai Express“ avanciert die bis dahin völlig unbekannte Marlene Dietrich zum Weltstar – Josef von Sternberg gilt als einer der einflussreichsten Filmregisseure des vorigen Jahrhunderts

Josef von Sternberg wird als Jonas Sternberg am 29. Mai 1894 in Wien geboren – er ist der älteste Sohn des österreichisch-jüdischen Geschäftsmannes Moses Sternberg und dessen Frau Serafine. 1908 wandert die Familie mit fünf Kindern nach New York aus, wo Josef von Sternberg schon bald die amerikanische Staatsbürgerschaft erhält. Nach Beendigung der Schule übernimmt er verschiedene Gelegenheitsarbeiten – unter anderem arbeitet er als Lagerist in einer Spitzenhandlung und als Verkäufer von Modeschmuck, seine Familie lebt ständig am Rande des Existenzminimums.

Bei einer Arbeit für eine Filmreparaturwerkstatt stößt er 1911 das erste Mal auf das neue Medium Film. 1917 wird er mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg für zwei Jahre in die Armee eingezogen und in Washington stationiert. 1923 gibt er sich den Namen Josef von Sternberg, zieht nach Hollywood und arbeitet dort zunächst als Dekorationsarbeiter, Cutter, Autor, Regieassistent und Darsteller.

1925 stellt Josef von Sternberg mit „The Salvation Hunters“ („Die Heilsjäger“) sein Regie-Debüt vor – der experimentelle Film entsteht mit äußerst bescheidenen Mitteln unter der Mitwirkung von Laiendarstellern auf einem großen Dampfbagger in den Sümpfen nahe San Pedro Bay. Einziger Profi am Set ist der Schauspieler Stuart Holmes, der jedoch so teuer ist, das man ihn sich nur einen Tag leisten kann. Den Rest der Zeit sieht man nur seinen Schatten, der auch noch gedoublet wird – Kritiker loben später den innovativen dramaturgischen Einsatz von Licht und Schatten.

Schon bald bekommt Josef von Sternberg einen Vertrag bei der Filmfirma „MGM“, die Arbeit in dem Filmstudio bleibt jedoch fruchtlos. Erst bei der „Paramount“ kann er erste größere Erfolge feiern – unter anderem 1927 mit „Children Of Divorce“ („Kinder aus geschiedenen Ehen“) mit Clara Bow sowie mit den Filmen „Underworld“ („Unterwelt“) und „The Last Command“ („Sein letzter Befehl“). Für seine Rolle in „The Last Command“ erhält der deutsche Schauspieler Emil Jannings den allerersten „Oscar“ der Filmgeschichte.

Danach folgen Filme wie „Street Of Sin“ („Der König von Soho“, 1928), „The Dragnet“ („Polizei“, 1928) und „The Docks Of New York“ („Die Docks von New York“, 1928). Auch der letzter Stummfilm von Josef von Sternberg „The Case Of Lena Smith“ („Eine Nacht im Prater“, 1929) beweist dessen großes Können – der Film hat zwar eine eher durchschnittliche Story, dafür aber eine umwerfende, expressionistische Bildgestaltung. Mit „Thunderbolt“ („Sie nannten in Thunderbolt“) dreht der Regisseur dann 1929 seinen ersten Tonfilm.

1930 verfilmt Josef von Sternberg in Berlin unter dem Titel „Der blaue Engel“ den Roman „Professor Unrat“ von Heinrich Mann – der erste Tonfilm der deutschen „Ufa“ entsteht in Zusammenarbeit mit Carl Zuckmayer als Drehbuchautor. Die Hauptrolle übernimmt gegen den Widerstand des Produktionsteams die unbekannte Kleindarstellerin Marlene Dietrich, die durch den Film zu Weltruhm gelangt.

Nach der Scheidung von Riza Royce – die Josef von Sternberg 1926 heiratet – geht der Regisseur mit der aufstrebenden Marlene Dietrich ein Verhältnis ein. Mit ihr dreht er in den folgenden Jahren die Filme „Morocco“ („Marokko“, 1931) mit Gary Cooper, „Dishonored“ („Entehrt“, 1931), „Shanghai Express“ (1931) mit Anna May Wong, „Blonde Venus“ (1932) mit Cary Grant, „The Scarlet Empress“ („Die scharlachrote Kaiserin“, 1934) und „The Devil Is A Woman“ („Der Teufel ist eine Frau“, 1934). Danach trennen sich die Wege von Marlene Dietrich und Josef von Sternberg.

1938 wird Josef von Sternberg von der österreichischen Regierung eine Stelle als Filmbeauftragter angeboten – er hofft, diese Position nutzen zu können, um sein Heimatland mit den Mitteln der Kunst gegen das NS-Regime zu stärken. Durch den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich kommt es nicht zur Verwirklichung dieses Plans.

In den folgenden Jahren dreht Josef von Sternberg Filme wie „I, Claudius“ (1937), „The Great Waltz“ („Der große Walzer“, 1938) mit Luise Rainer, „Sergeant Madden“ (1939), „The Shanghai Gesture“ („Abrechnung in Shanghai“, 1941), „Macao“ (1952), „The Saga Of Anathan“ (1953) und „Jet Pilot“ (1957) – der Regisseur kann nach der beruflichen und privaten Trennung von Marlene Dietrich jedoch nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen. Gegen Ende der fünfziger Jahre zieht er sich aus dem Filmgeschäft zurück.

1948 heiratet Josef von Sternberg Meri Otis Wilner – aus der Ehe geht ein Sohn hervor.

1960 begleitet Josef von Sternberg Marlene Dietrich auf ihrer Tournee durch die Bundesrepublik, auch wird er in die Berliner Akademie der Künste aufgenommen. 1963 erhält er den „Bundesfilmpreis“ für sein Lebenswerk und 1965 veröffentlicht er seine Autobiografie unter dem Titel „Fun In A Chinese Laundry“.

Josef von Sternberg stirbt am 22. Dezember 1969 in Hollywood an Herzversagen.