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Josephine Baker

Die Exotik der Tänzerin im Bananen-Röckchen zieht das vergnügungssüchtige Publikum der zwanziger und dreißiger Jahre in Scharen an – Josephine Baker avanciert in jener Zeit zum höchstbezahlten Revuestar der Welt und trägt nebenbei zum europäischen Siegeszug des Jazz und Charleston bei. Immer wieder setzt sie sich für die Gleichberechtigung der Rassen ein – später lässt sich „La Baker“ in Europa nieder, wo sie als Chansonsängerin große Erfolge feiert

Josephine Baker, 1926, Foto: By Walery, French, 1863-1935, via Wikimedia Commons

Josephine Baker wird am 3. Juni 1906 in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri geboren. Sie ist die uneheliche Tochter des jüdischen Schlagzeugers Eddie Carson und der Waschfrau Carrie McDonald und hat einen älteren Bruder. 1904 verlässt der Vater die Familie und ihre Mutter heiratet 1911 ein zweites Mal – Josephine Baker wird von ihrem Stiefvater Arthur Martin adoptiert. 1917 erlebt das junge Mädchen ein Pogrom in East St. Louis, bei dem etliche Afro-Amerikaner ermordet werden. Dieses Erlebnis prägt sie stark – später wird sie zu einer engagierten Kämpferin gegen den Rassismus.

Josephine Baker wächst in einfachen Verhältnissen zunächst in ihrer Heimatstadt und dann bei ihrer Großmutter in Philadelphia auf – bereits in der Schule zeigt sich ihre Neigung für die musischen Fächer. Mit dreizehn Jahren wird Josephine Baker von ihrer Mutter gezwungen, den wesentlich älteren Willie Wells zu heiraten – die Ehe hält nur wenige Jahre. 1921 heiratet sie den Zugbegleiter Willie Baker, den sie zwar 1925 verlässt, dessen Nachnamen sie aber zeitlebens behält.

Im Alter von sechzehn Jahren hat Josephine Baker am Standard Theatre in Philadelphia ihr Bühnen-Debüt. In New York erhält sie wenig später ein Engagement in einer Vaudeville-Truppe, mit der sie ein halbes Jahr durch die USA tourt. Danach ist sie Chorus-Girl in der musikalischen Komödie „Shuffle Along“ und tritt in der schwarzen Revue „The Chocolate Dandies“ auf.

Mit neunzehn Jahren geht Josephine Baker nach Europa und sorgt nach Auftritten in Berlin und London im Pariser Théâtre des Champs-Elysées in der Premiere der Revue „Nègre“ für Furore. Als der Vorhang fällt, ist sie der Star von Paris und eine beispiellose Karriere beginnt. Sie hat Auftritte in den Folies-Bergères, im Casino de Paris und bald ein eigenes Theater – das „Chez Joséphine“ in der Rue Fontaine. Schon 1926 nimmt ihre Popularität gigantische Ausmaße an, die Pariser Damen kleiden und frisieren sich wie die berühmte Tänzerin und Sängerin. Josephine Baker fährt einen teuren, mit Schlangenleder gepolsterten Sportwagen, flaniert mit einem Leoparden über die Champs-Elysées, reitet im Bois de Boulogne und avanciert zum Inbegriff des „Flapper“ – der emanzipierten jungen Frau der zwanziger Jahre. Auch spielt sie in einigen Filmen mit – darunter in „La Sirène des Tropiques“ (1927), in „Zouzou“ (1934) neben Jean Gabin und in „Princesse Tam-Tam“ (1935). Als Sängerin zählen „J’ai deux amours“, „Aux Îles Hawai“ und „Pretty Little Baby“ zu ihren erfolgreichsten Liedern.

Durch ihre Heirat mit dem sizilianischen Steinmetz Giuseppe Pepito Abatino – der sich als Graf Di Albertini ausgibt – trägt Josephine Baker als erste schwarze Amerikanerin einen europäischen Adelstitel. Wegen ihrer unglaublichen Kostüme und Tänze erhält die Künstlerin in einigen Städten Auftrittsverbote. Josephine Baker wird auf ihren Tourneen immer wieder mit Rassendiskriminierung konfrontiert. In Wien werden 1928 anläßlich ihres Gastspiels Sondergottesdienste abgehalten – „als Buße für schwere Verstöße gegen die Moral“. 1935 ersucht man die Urlauberin in St. Moritz, den Dienstboteneingang zu benutzen, und in New York wird der Schwarzen im weißen Nerz der Zugang zu einem Nachtclub verweigert. Im nationalsozialistischen Deutschland werden ihre Auftritte verboten – zu dieser Zeit ist sie mit dem jüdischen Makler Jean Lion verheiratet und somit doppelt stigmatisiert.

Josephine Baker kauft 1936 in der französischen Dordogne ein Schloß aus dem fünfzehnten Jahrhundert und nimmt 1937 die französische Staatsbürgerschaft an. Während des Zweiten Weltkrieges tritt sie vor französischen Truppen auf und ist für die Résistance und den französischen Geheimdienst aktiv, wofür sie später mit dem „Croix de Guerre“ und der „Rosette de Légion d’honneur“ ausgezeichnet wird.

Nach dem Krieg heiratet Josephine Baker den Orchesterleiter Jo Bouillon und gründet eine Familie. Das Paar adoptiert zwölf Kinder aus diversen Ländern und die Künstlerin zieht sich vorläufig aus dem Showgeschäft zurück – 1961 wird die Ehe geschieden.

1963 ist Josephine Baker – neben Martin Luther King – Hauptrednerin beim „Marsch auf Washington“. Ihre letzten großen Auftritte hat Josephine Baker 1968 im Berliner Friedrichstadtpalast, 1973 in der New Yorker Carnegie Hall und 1974 im Hamburger Palladium.

Am 8. April 1975 feiert die Künstlerin ihr fünfzigjähriges Bühnenjubiläum, zwei Tage später erleidet sie – wenige Stunden vor ihrem abendlichen Auftritt – einen Schlaganfall. Josephine Baker stirbt am 12. April 1975 in Paris. Sie wird mit einem französischen Militärbegräbnis geehrt und in Monaco beigesetzt.