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Jürgen von Manger

Seit den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zählt er zu den populärsten deutschsprachigen Humoristen – im breitesten Ruhrgebietsdialekt persifliert Jürgen von Manger mit enormen Sprachwitz und unbestechlicher Logik den banalen Alltag des Durchschnittsdeutschen, seine knarzige Kunstfigur Adolf Tegtmeier erlangt quer durch die Generationen Kultstatus und seine Fernsehsendungen erreichen Topquoten

Hans Jürgen Julius Emil Fritz von Manger kommt am 6. März 1923 in Koblenz als zweiter von drei Söhnen des Staatsanwalts Fritz Koenig und dessen Ehefrau Antonia von Manger zur Welt. Im Alter von zehn Jahren zieht seine Familie mit ihm ins westfälische Hagen, wo sein Vater am Landgericht arbeitet. Jürgen von Manger besucht dort das Fichte-Gymnasium sowie das Albrecht-Dürer-Gymnasium – als er elf Jahre alt ist, stirbt sein Vater. 1941 besteht Jürgen von Manger das Notabitur, danach wird er zur Wehrmacht eingezogen und ist als Soldat an der Ostfront stationiert. 1943 erfolgt die Verlegung seiner Einheit nach Italien, wo er 1945 das Ende des Krieges erlebt.

Jürgen von Manger möchte zunächst gemäß der Familientradition Jurist werden, doch nach ersten Bühnenerfahrungen am Stadttheater in Hagen entscheidet er sich für die Schauspielerei. Er steht siebzehn Jahre im komischen Charakterfach am Schauspielhaus Bochum sowie in Gelsenkirchen auf der Bühne – nebenher studiert er in Köln und Münster Jura und Staatswissenschaften und absolviert eine Schauspiel- und Gesangausbildung.

Erste Bekanntheit erlangt Jürgen von Manger durch sein von ihm geschriebenes und im Rahmen einer Silvester-Hörfunksendung vorgetragenes Stück „Der Schwiegermuttermörder“. Schon bald folgen weitere Rundfunkauftritte – 1962 kann man ihn das erste Mal im Fernsehen sehen. 1963 geht er mit seinem Programm „Stegreifgeschichten“ auf Tournee. In der bundesdeutschen Presse wird Jürgen von Manger als Nachfolger des bayerischen Komödianten Karl Valentin gefeiert.

Seinen Bekanntheitsgrad über die Grenzen des Rheinlandes hinaus begründet Jürgen von Manger mit seiner Kunstfigur des Ruhrgebiets-Kleinbürgers Adolf Tegtmeier. Mit der charakteristischen Schirmmütze, dem schwarzen Oberlippenbart und den etwas schiefen Gesichtszügen – die Folgen einer in der Jugend erlittenen Gesichtslähmung – repräsentiert er den typischen Ruhrgebietsbewohner, der mit Schlitzohrigkeit, Selbstironie und unerschütterlichem Selbstvertrauen die Banalität des Alltags kommentiert. Kritiker werfen ihm zwar vor, er würde die im Ruhrgebiet lebende Bevölkerung als geistig minderbemittelten Menschenschlag der Lächerlichkeit preisgeben, doch Adolf Tegtmeier erlangt schon bald bundesweite Popularität.

Ab den siebziger Jahren feiert Jürgen von Manger neben zahlreichen Bühnenprogrammen auch mit verschiedenen Fernsehsendungen große Erfolge – unter anderem durch die Reihe „Tegtmeiers Reisen“, in der er aus der Sicht seines Alter Egos Adolf Tegtmeier beliebte touristische Zentren porträtiert. Nebenher nimmt er auch diverse Musiktitel auf wie „Bottroper Bier“ („Griechischer Wein“ von Udo Jürgens), „Dat bisken Frühschicht“ („Das bisschen Haushalt“ von Johanna von Koczian) und „De kleine Kneipe“ („Die kleine Kneipe“ von Peter Alexander).

Der privat als sparsam, bescheiden, introvertiert und bodenständig geltende Jürgen von Manger ist von 1952 bis zu seinem Tod mit der Fotografin Ruth Stanszus verheiratet.

1985 erleidet Jürgen von Manger einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholt – seine rechte Körperhälfte bleibt gelähmt und auch das Sprachzentrum ist nachhaltig geschädigt. Seine letzten Lebensjahre verbringt er in seinem Haus in Herne.

1987 wird Jürgen von Manger das „Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland“ und 1990 der „Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen“ verliehen.

Jürgen von Manger stirbt im Alter von einundsiebzig Jahren am 15. März 1994 im nordrhein-westfälischen Herne. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Hagen-Delstern.