Wegen des melodramatischen Endes, das ihre Filmfiguren häufig nehmen, geht sie als „Reichswasserleiche“ in die deutsche Kinogeschichte ein – Kristina Söderbaum gilt während der Zeit des Nationalsozialismus als Idealbild der deutschen Frau und zählt in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts zu den erfolgreichsten Schauspielerinnen Deutschlands
Beata Margareta Kristina Söderbaum wird am 5. September 1912 in Stockholm geboren. Als Tochter des Chemieprofessors und zeitweiligen Vorsitzenden des Nobelpreiskomitees Henrik Gustaf Söderbaum und dessen Frau Margareta Charlotta Katarina kommt sie aus bestem Hause und verbringt ihre Schul- und Internatszeit in Stockholm, Paris und in der Schweiz – unter anderem besucht sie ab 1929 zwei Jahre lang das Pariser Collège feminin du Boffémont. Nach dem Tod der Eltern geht sie 1934 nach Berlin, wo sie Kunstgeschichte studiert und nebenher Schauspielunterricht nimmt.
1936 sieht man Kristina Söderbaum erstmals in der Rolle eines Bauernmädchens im wenig beachteten Fritz Reuter-Film „Onkel Bräsig“. 1937 wird der Regisseur Veit Harlan auf sie aufmerksam, der ihr die Hauptrolle des Ännchen im Drama „Jugend“ (1938) überträgt – 1939 heiraten Kristina Söderbaum und Veit Harlan, aus der Ehe gehen die Söhne Kristian und Caspar hervor. Er bleibt bis zu seinem Tod der einzige Regisseur, unter dem die Schauspielerin arbeitet.
Als unterwürfig-gefolgsame Ehegattin entspricht die blonde und blauäugige Schwedin dem Idealtypus der nordischen Frau im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie. Zwischen 1939 und 1945 dreht Kristina Söderbaum mit ihrem Mann zahlreiche Publikumserfolge – darunter „Verwehte Spuren“ (1938), „Das unsterbliche Herz“ (1939), „Die goldene Stadt“ (1942) und „Opfergang“ (1944). Man kann sie auch im Durchhaltefilm „Kolberg“ (1944) sowie im antisemitischen Hetzfilm „Jud Süß“ (1940) neben Heinrich George sehen – beide Filme von Veit Harlan gelten heute als Vorbehaltsfilme und dürfen in Deutschland nicht öffentlich vorgeführt werden.
Während der letzten Kriegstage 1945 geht die Schauspielerin mit ihren Söhnen nach Hamburg. Aus Solidarität mit ihrem Mann – der wegen Verfilmung nationalsozialistischer Propaganda und aufgrund seines Films „Jud Süß“ wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ angeklagt ist – lehnt Kristina Söderbaum sämtliche Filmangebote ab, solange Veit Harlan mit Berufsverbot belegt ist. Sie spielt jedoch in Hamburg und auf Tourneen in Theaterstücken mit, die ihr Mann anonym inszeniert.
Erst ab 1950 kann man die in Deutschland noch immer sehr populäre Schauspielerin wieder in einigen Filmen sehen – so spielt sie erneut unter der Regie von Veit Harlan in „Die blaue Stunde“ (1952), in „Die Gefangene des Maharadschas“ (1953), in „Sterne über Colombo“ (1953), in „Verrat an Deutschland“ (1954), in „Das dritte Geschlecht“ (1957), in „Ich werde Dich auf Händen tragen“ (1958) und im letzten Film von Veit Harlan „Ein Traumspiel“ (1963). An ihre großen Erfolge in den vierziger Jahren kann die Schauspielerin damit jedoch nicht anknüpfen.
Nach dem Tod von Veit Harlan auf Capri 1964 lässt sich Kristina Söderbaum in München zur Fotografin ausbilden und arbeitet als selbständige Mode- und Porträtfotografin. 1974 kann man sie noch einmal in „Karl May“ sehen, auch übernimmt sie Rollen in kleineren Produktionen wie „Lets Go Crazy“ (1986), „Night Train To Venice“ (1993) sowie in der TV-Serie „Der Bergdoktor“.
Am 12. Februar 2001 stirbt Kristina Söderbaum in einem Pflegeheim im niedersächsischen Hitzacker. Sie wird auf dem Friedhof im oberbayerischen Seeshaupt am Starnberger See beigesetzt.