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La Esterella

Sie ist die erste flämische Sängerin, die im Fernsehen auftritt und die erste belgische Künstlerin, die eine internationale Karriere vorweisen kann – wegen ihrer tiefen Stimme wird sie auch „belgische Zarah Leander“ genannt. Mit zahlreichen vorwiegend romantischen Liedern gehört La Esterella zu den beliebtesten Sängerinnen Belgiens, bereits vor ihrem Tod avanciert sie in ihrem Heimatland zum Nationalheiligtum

La Esterella kommt als Esther Lambrechts am 7. Mai 1919 im belgischen Antwerpen zur Welt – als junge Frau arbeitet sie als Näherin, singt auf Festen und wird schließlich vom Dirigenten Jacques Kluger entdeckt. Auch wenn ihre Eltern gegen eine Künstlerkarriere ihrer Tochter sind, beteiligt sie sich an Gesangwettbewerben und tritt in Bars auf – im Antwerpener Varieté Oud-België begegnet sie ihrem zukünftigen Ehemann Charly Schleimovitz, der dann ihr Manager wird.

Mit ihrer tiefen drei Oktaven umfassenden Stimme singt La Esterella ihre Lieder in mehreren Sprachen, sie tritt unter anderem in Paris, Stockholm, Amsterdam, London, Bratislava, Oslo, Prag und München auf und erlangt als „Belgische Zarah Leander“ europaweite Bekanntheit. Während des Zweiten Weltkrieges tritt sie auch in Deutschland auf, wo sie „Die Kanone“ genannt wird. Nach Kriegsende spielt sie in den Theatern der britischen Badeorte und 1948 ist sie im TV-Studio der BBC zu sehen – damit ist sie die erste flämische Sängerin, die im Fernsehen auftritt.

1953 erhält La Esterella von Philips-Records einen Plattenvertrag, das Unternehmen rät ihr, nur noch in niederländischer Sprache zu singen. 1953 feiert sie mit „Oh! Lieve Vrouwe toren“ ihren größten Erfolg – bis 1959 hat sie zahlreiche weitere Hits. Nach der Erkrankung ihres Mannes zieht sich die Sängerin aus dem Musikgeschäft zurück, nach dessen Tod 1962 beendet sie ihre Musikkarriere. In den folgenden Jahren arbeitet sie als Sekretärin, 1970 heiratet sie Victor Van Buel.

1982 feiert La Esterella ein überraschendes Comeback – sie tritt in der TV-Show „Vragen staat vrij“ auf und singt dort Frank Sinatras „Ol’ Man River“ – die zahlreichen positiven Kritiken veranlassen sie, ihre Karriere wieder aufzunehmen. An alte Erfolge kann sie jedoch nicht mehr anknüpfen.

La Esterella ist auch hin und wieder in TV-Produktionen zu sehen – zuletzt 2003 im Kurzfilm „A Piece of Cake“.

1988 erscheint mit „Liedjes die ik graag zong“ das letzte Album von La Esterella, 2007 hat sie in der TV-Show-Gala „Gaston 80“ ihren letzten öffentlichen Auftritt.

2008 erkrankt La Esterella und ein Jahr später zieht sie in ein Antwerpener Pflegeheim, wo sie am 11. April 2011 mit einundneunzig Jahren stirbt. Unter großer öffentlicher Anteilnahme wird in der Antwerpener Liebfrauenkathedrale Abschied von der Sängerin genommen – in einer Trauerrede wird sie als „Monument der flämischen Volkskultur“ gewürdigt. Ihre letzte Ruhestätte findet La Esterella in einem Ehrengrab des Friedhofes Schoonselhof ihrer Heimatstadt Antwerpen.

La Esterella wird 2001 in die Hall Of Fame der flämischen Musik aufgenommen, auch wird sie mit dem Leopolds-Orden als Offizier ausgezeichnet.