Generationen von Bundesbürgern kennen sie aus dem Fernsehen, sie ist die ungekrönte Jodel-Königin und wenn sie auftritt hat die schlechte Laune Ruhepause. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang wird die beliebte Volksmusik-Sängerin als Botschafterin deutscher Folklore weltweit gefeiert. Wann immer Maria Hellwig auf der Bühne steht, tut sie das, was sie am Besten kann – Frohsinn verbreiten
Maria Hellwig wird am 22. Februar 1920 als Tochter des Elektrikers Heinrich Neumeier und dessen Ehefrau Maria geboren. Mit fünf Jahren steht sie zum ersten Mal auf der Bühne des Bauerntheaters ihres oberbayerischen Heimatortes Reit im Winkl. Obwohl sie Schauspielerin werden will, macht sie zunächst eine Lehre als Verkäuferin, danach arbeitet sie in einem Feinkost-Laden. In ihrer freien Zeit nimmt sie Schauspiel- und Gesangunterricht und ist so talentiert, dass sie ein Stipendium an der Münchner Akademie für Tonkunst erhält.
Am 5. Juli 1941 wird Tochter Margot geboren, ein Jahr später fällt Maria Hellwigs erster Mann Joseph Fischer in Russland. 1948 lernt sie ihren zweiten Ehemann Addi Hellwig kennen, der auch ihr Mentor und Manager wird. Während ihre Tochter bei der Großmutter in der oberbayerischen Heimat aufwächst, sammelt Maria Hellwig an der Hamburger Volksoper Erfahrungen im Operettenfach – „Weil die Dienerin krank wurde, kam ich zu einer Rolle in „Land des Lächelns“, so die die Sängerin.
Ihrer Tochter zuliebe kehrt sie mit ihrem Mann nach Reit im Winkl zurück, wo Jodler-König Franzl Lang ihr den berühmten Jodelschlag zeigt – wochenlang übt sie ihn zu Hause im Keller. Mehr als genug, um wenig später das Publikum in der berühmte Münchner Volksbühne Platzl zu begeistern.
Film und Funk werden aufmerksam, sie nimmt erste Schallplatten auf, tourt mit Max Greger durch Russland, USA, Kanada und Japan und spielt in Heimatfilmen mit. 1963 singt Maria Hellwig erstmals mit ihrer Tochter Margot. Zehn Jahre später erobert sie das Fernsehen im Sturm – die Volksmusik-Sendung „Die Musik kommt“ beschert ihr jahrelang höchste Einschaltquoten. Nach der deutschen Wiedervereinigung gewinnt sie in den neuen Bundesländern viele Fans hinzu. „Die können wenigstens zuhören“ so die Sängerin damals. 1964 eröffnet Maria Hellwig in Reit im Winkl mit ihrem Mann das Restaurant-Café „Zum Kuhstall“.
Von der Jugend wird Maria Hellwig stets belächelt, parodiert und verspottet. Aber die Eltern der jungen Leute lieben die Frau, die stets im Dirndl auftritt. Die Hellwigs sammeln „Goldene Schallplatten“ wie andere Leute Briefmarken, bleiben aber recht bescheiden. Jahrelang lebt die Sängerin in ihrem Mehrfamilienhaus in Reit am Winkl, wo sie einen Weg nach ihr benannt haben – „bodenständig“ nennt Tochter Margot das.
Bei Tonaufnahmen in München erleidet Maria Hellwigs Ehemann 1996 einen Herzinfarkt. Nach seinem Tod übergibt die Sängerin ihren „Kuhstall“ ihrem Kollegen Thomas Berger. Ihr Körper rebelliert, für Monate ist die Stimme ohne Glanz. Außerdem erleidet sie einen Augeninfarkt und ist seitdem fast blind. „Ich habe gebetet, dass ich sterben kann“ gibt sie später zu. Doch mit Hilfe ihrer Tochter kämpft sie sich ins Leben zurück. Sechsundachtzig Jahre alt ist Maria Hellwig, als sie 2006 zusammen mit ihrer Tochter beim deutschen Vorentscheid zum Grand Prix der Volksmusik antritt. Ein Zeichen will sie damit setzen, „dass Menschen auch im Alter noch aktiv sein können“ sagt sie damals. „Meine Mutter jammert nicht“ bestätigt Margot.
Ihren neunzigsten Geburtstag feiert Maria Hellwig – die 2006 „Krone der Volksmusik“ für ihr Lebenswerk erhält – mit Verwandten, Freunden und Kollegen in ihrem geliebten Cafe „Kuhstall“ in Reit im Winkl. Die populäre Volksmusik-Sängerin stirbt am 26. November 2010 im Alter von neunzig Jahren im oberbayerischen Ruhpolding.