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Richard Tauber

Er ist der „König des Belcanto“ und landet mit „Dein ist mein ganzes Herz“ einen Welthit – Richard Tauber gilt als einer der größten Tenöre des zwanzigsten Jahrhunderts. Lange vor Pavarotti, Domingo und Carreras reißt er die Mauern zwischen E- und U-Musik ein, macht die Operetten von Franz Lehár populär, setzt sich und sein Leben medial in Szene und wird von Musikfreunden rund um den Globus wie ein Popstar gefeiert

Richard Tauber wird als Richard Denemy am 16. Mai 1891 in einem Zimmer des Linzer Hotels „Zum schwarzen Bären“ als unehelicher Sohn der Soubrette Elisabeth Denemy und des ungarischen Schauspielers und Intendanten Anton Richard Tauber geboren. Wegen des Berufs seiner Mutter und seines unehelichen Status wächst er in Linz in einer Pflegefamilie auf, besucht die Volksschule und wird erst 1913 von seinem Vater adoptiert. Mit zwölf Jahren zieht er zu seinem Vater nach Wiesbaden, wo er fünf Jahre lang das Gymnasium besucht. Nach dem Abitur studiert er von 1908 bis 1910 in Frankfurt am Main Klavier und Komposition und danach zwischen 1911 und 1912 in Freiburg im Breisgau Gesang.

1913 debütiert Richard Tauber am Stadttheater in Chemnitz als Tamino in Mozarts „Zauberflöte“ – im selben Jahr wird er an der Dresdener Oper als „Königlicher Hofopernsänger“ engagiert, wo er unter anderem als „Max“ in Webers „Freischütz“, als „Mathias“ in Kienzls „Der Evangelimann“ und als „Alfredo“ in Verdis „La Traviata“ glänzt. Zwischen 1919 und 1920 wechselt Richard Tauber von der Berliner Staatsoper an die Volksoper nach Wien.

1921 tritt Richard Tauber in Salzburg zum ersten Mal in der Operette „Zigeunerliebe“ seines Freundes Franz Lehár auf – der Wechsel des Fachs kommt beim Publikum gut an, fortan schreibt ihm Franz Lehár die Tenorpartien seiner Werke auf den Leib. Beide profitieren enorm voneinander – ohne den Jahrhunderttenor hätte es für Franz Léhar kein fulminantes Comeback gegeben und ohne den österreichischen „Operettenkönig“ wäre aus Richard Tauber nie einer der international bekanntesten Tenöre des zwanzigsten Jahrhunderts geworden. In jenen Jahren beginnen Richard Taubers regelmäßige Engagements bei den Salzburger Festspielen.

1926 heiratet Richard Tauber die Soubrette Carlotta Vanconti, die Ehe hält nur zwei Jahre lang, bereits 1928 lässt sich das Paar wieder scheiden und Carlotta Vanconti wird mit einer Million Mark abgefunden. Richard Tauber ist durch die Scheidung finanziell angeschlagen, seine „Richard-Tauber-Tonfilm-Gesellschaft“ geht 1931 in Konkurs.

Zu Beginn der dreißiger Jahre wird Richard Tauber mit dem Lied „Dein ist mein ganzes Herz“ aus Franz Lehárs Operette „Das Land des Lächelns“ über Nacht zum Weltstar.

1933 übernehmen in Deutschland die Nationalsozialisten die Macht und Richard Tauber gilt wegen seines jüdischen Großvaters nach den Nürnberger Gesetzen als Halbjude – er wird vorm Berliner Hotel Kempinski von einem SA-Trupp mit den Worten „Judenlümmel, raus aus Deutschland“ angegriffen und niedergeschlagen. In dieser Zeit lebt er mit der Sängerin Mary Losseff zusammen, obwohl er noch mit Carlotta Vanconti verheiratet ist. Die Beziehung endet tragisch durch die Alkoholkrankheit der Sängerin.

1935 lernt Richard Tauber bei den Dreharbeiten zum Film „Heart’s Desire“ die britischen Schauspielerin Diana Napier kennen und heiratet sie ein Jahr später – aber auch diese Ehe ist nicht von Dauer, schon während des Krieges gehen beide wieder getrennte Wege. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 unternimmt Richard Tauber eine Welttournee und emigriert danach nach Großbritannien, wo er sich im Londoner Westend niederlässt.

Während des Zweiten Weltkriegs tritt Richard Tauber in vielen Städten Großbritanniens zur Truppenbetreuung auf, 1940 wird ihm die britische Staatsbürgerschaft verliehen. Er wirkt beim „London Philharmonic Orchestra“ als Dirigent und feiert mit der Operette „Old Chelsea“ in London eine weitere Premiere. Kritiker verleihen ihm wegen seines Äußeren den Namen „Der Mann mit dem Monokel“. Im englischen Exil singt Richard Tauber neben seinen Operettenliedern – von vielen seiner Hits gibt es englischsprachige Versionen wie „You Are My Heart’s Delight“ – auch weiterhin Tenorpartien, Serenaden, Elegien und Schlager und bleibt auch nach Kriegsende in London.

Nachdem ein Gastspiel in den USA – wo er am New Yorker Broadway in der amerikanisierten Fassung von „Land des Lächelns“ auftritt – zum Desaster gerät, gibt Richard Tauber 1946 in Zürich ein Abschiedskonzert, um sich fortan nur noch dem Komponieren und Dirigieren zu widmen. In dieser Zeit lebt er mit Esther Moncrieff zusammen. 1947 gibt er in London zusammen mit dem Ensemble der Wiener Staatsoper mit dem „Ottavio“ aus Mozarts „Don Giovanni“ seine Abschiedsvorstellung von Bühne.

Richard Tauber stirbt am 8. Januar 1948 in London mit nur sechsundfünfzig Jahren an den Folgen eines Krebsleidens. Er wird auf dem Londoner Brompton Cemetery beigesetzt. Trotz seiner Berühmtheit und immenser Einnahmen hinterlässt er horrende Steuerschulden. Während der Trauerfeier in der Londoner Royal Albert Hall wird dafür unter den siebentausend Anwesenden gesammelt.