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Rose Kennedy

Sie ist die Matriarchin und heimliche Herrscherin des Elite-Klans der Kennedys – als „Mutter der Nation“ begründet Rose Kennedy eine Polit-Dynastie und sorgt mit harter Hand dafür, dass ihre Kinder auf einflussreiche Positionen gelangen. Sie wird in den USA wie eine First Lady verehrt – als die Dame hochbetagt stirbt, trauert eine ganze Nation

Rose Kennedy wird am 22. Juli 1890 in Boston im US-Bundesstaat Massachusetts als Rose Elizabeth Fitzgerald geboren. Sie ist das älteste Kind des Politikers und Bostoner Bürgermeisters John F. Fitzgerald und seiner Frau Mary Josephine Hannon. 1914 heiratet sie Joseph P. Kennedy, mit dem sie neun Kinder hat. Der Älteste, Joe junior, wird 1944 über dem Ärmelkanal abgeschossen. John F. Kennedy (1917-1963) erfüllt, was erst Joe zugedacht wird – die US-Präsidentschaft. Tochter Rosemary (1918-2005) lebt nach einer missglückten Hirnoperation anonym in einem Heim. Kathleen (1920-1948) stirbt bei einem Flugzeugabsturz. Eunice Shriver (1921-2009), die Gründerin der „Special Olympics“ ist die Schwiegermutter des kalifornischen Gouverneurs Arnold Schwarzenegger. Patricia Lawford (1924-2006) ist mit dem britischen Schauspieler Peter Lawford verheiratet. Robert F. Kennedy (1925-1968) wird als Präsidentschaftskandidat ermordet. Edward „Ted“ Kennedy (1932-2009) – zuletzt der Familienpatriarch – sitzt siebenundvierzig Jahre im US-Senat.

„Das ist das Lineal, mit dem meine Kinder von Zeit zu Zeit den Hintern versohlt bekamen“, erzählt Rose Kennedy in einem Gespräch. „Ich bin überzeugt, dass sie das gelegentlich brauchten, besonders als sie klein waren.“ Die Dame gilt als sehr streng und sieht diese Aufgabe als Job, den sie mit eiserner Disziplin erledigt: „Rose war keine liebevolle Mutter. Sie umarmte ihre Kinder nicht und sagte ihnen auch nicht, dass sie sie liebte“ schreibt ein Biograph und Kenner der Familie. „Zuneigung holte sich der Nachwuchs beim Kindermädchen“. Dieser Erziehungsstil stärkt offenbar für den Lebenskampf. Denn nach dem Willen ihres Vaters Joseph Patrick ist für die Söhne klar – die Kennedys müssen ganz nach oben, wer nur Zweitbester ist, hat verloren.

Der Clan als Elite-Schmiede – aus Geschwistern machen die Eltern Rivalen. Hat der Vater seine Millionen noch mit zwielichtigen Bankgeschäften und Alkoholschmuggel gemacht, bringt sein Sohn es bis an die Spitze des Landes. „Wenn dein Sohn zum Präsidenten gewählt wird und du weißt, es ist dein Sohn, der die Zuneigung und das Vertrauen von Millionen gewonnen hat, dann ist das so bewegend, dass man kaum darüber sprechen kann“, sagt Rose Kennedy in einem Interview. Als ihr zweiter Sohn, John Fitzgerald, im November 1960 auf dem Höhepunkt seiner Karriere ist und zum US-Präsident gewählt wird, versucht Rose Kennedy weiterhin, die Kontrolle über ihn zu behalten – sie bestimmt seinen Kleidungsstil und befiehlt ihm, die Hände aus den Taschen zu nehmen, damit der Anzug nicht zerknittert.

Rose Kennedy verliert noch zu Lebzeiten vier ihrer Kinder und vier ihrer Enkelkinder. Als tiefgläubige Katholikin erträgt sie alles – auch ihren chronisch untreuen Ehemann, der eine Affäre nach der anderen hat, sowie die politische Erfolglosigkeit der Enkelgeneration. 1984 erleidet die Matriarchin im Alter von dreiundneunzig Jahren einen schweren Schlaganfall. Die letzten elf Jahre ihres Lebens verbringt sie in geistiger Umnachtung.

Rose Kennedy stirbt am 22. Januar 1995 auf dem Familiensitz in Hyannis Port im Alter von hundertvier Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung.