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Russ Meyer

Der auch „Fellini der Erotik“ genannte Kalifornier sorgt in den sechziger und siebziger Jahren mit trashigen Sexfilmen für Furore – Russ Meyers Vorliebe für extreme Oberweiten bringt ihm eine große Fangemeinde ein, in den USA wird er als erster feministischer Regisseur gefeiert und seine Filme genießen heute Kultstatus

Russell Albion „Russ“ Meyer wird am 21. März 1922 im kalifornischen Oakland geboren. Sein deutschstämmiger Vater – der Polizist William Arthur Meyer – verlässt die Familie noch vor seiner Geburt, so dass Russ Meyer bei seiner Mutter Lydia Lucinda Howe aufwächst. Als er vierzehn Jahre alt ist verkauft seine Mutter ihren Ehering, um ihrem Sohn eine Kamera zu kaufen – Russ Meyer beginnt erste Filme zu drehen. Lebenslang hat Russ Meyer ein inniges Verhältnis zu seiner Mutter.

Während des Zweiten Weltkriegs ist Russ Meyer als Kriegsberichterstatter in Europa stationiert, nach seiner Rückkehr in die USA arbeitet er zunächst als Fotograf, unter anderem für das neue Männer-Magazin „Playboy“.

1958 gründet Russ Meyer eine eigene Produktionsfirma – der große finanzielle Erfolg des von ihm produzierten Films „The Immoral Mr. Teas“ („Der unmoralische Mr. Teas“) ermöglicht es ihm, sich von nun an ausschließlich dem Filmemachen zu widmen.

Bis zum Ende der siebziger Jahre dreht Russ Meyer um die zwanzig Filme mit – in der deutschen Übersetzung – albernen Trash-Titeln wie „Die Satansweiber von Tittfield“, „Lorna – Zuviel für einen Mann“, „Drunter, drüber und drauf“ oder „Die Liebestollen Hexen“. Seine Darstellerinnen – die exotische Namen wie Babette Bardot, Raven de la Croix, Tura Satana, Lorna Maitland, Kitten Natividad, Lori Williams und Pandora Peaks tragen – wählt er stets entsprechend seiner Vorliebe für abnorm große Oberweiten aus.

In den sechziger Jahren gelten Russ Meyers Filme als Pornografie – während er von Sittenwächtern angefeindet wird, werden die Streifen von einer eingefleischten Fangemeinde als Kult gefeiert. Heute werden die Filme in Unterscheidung zu Hardcore-Pornofilmen als „Softcore“ bezeichnet.

Russ Meyer ist für seine reaktionäre politische Einstellung und seinen Chauvinismus bekannt – den Golfkrieg hält er für „eine wunderbare Sache“, er verabscheut Bill Clinton und wählt aus Überzeugung die Republikaner. Seine Partnerinnen wählt er nach der Formel aus – je größer der Brustumfang, desto kleiner der Verstand. In seinen Filmen haben jedoch die Frauen das Sagen – Männer tauchen lediglich als Dorftrottel, Sabbergreise, dümmliche Motorradrocker und schwachsinnige Muskelmänner auf, die nicht wissen, wie sie ihre Frauen befriedigen sollen.

Heute wird Russ Meyer in den USA als „erster feministischen Regisseur Amerikas“ bezeichnet. 1972 nimmt er mit fünf Filmen an der Kasseler Documenta teil, 1983 gibt es eine Russ-Meyer-Retrospektive in der Pariser Cinémathèque française, drei seiner Filme werden in die Sammlung des MOMA in New York aufgenommen.

Russ Meyer ist insgesamt dreimal verheiratet – die Ehen mit Betty Valdovinos, Eve Turner und Edy Williams werden geschieden. Danach lebt er mehrere Jahre mit der Schauspielerin Kitten Natividad und später mit der Stripperin Melissa Mounds zusammen.

Russ Meyer stirbt am 18. September 2004 im Alter von zweiundachtzig Jahren in Los Angeles – auf seinem Grabstein steht „König der Nacktfilme“ und „Ich war glücklich, es zu tun“…