Mit ihren Drehbüchern für mehrere deutsche Kinoklassiker geht sie in die Filmgeschichte ein, wegen ihrer Nähe zum Dritten Reich gilt sie bis heute als umstritten – Thea von Harbou gehört zu den bedeutendsten Frauen des frühen deutschen Films, zu dessen Aufstieg sie maßgeblich beiträgt
Thea Gabriele von Harbou wird am 27. Dezember 1888 im nordfränkischen Tauperlitz in eine verarmte deutsch-dänische Adelsfamilie hineingeboren – ihre Eltern sind der Förster Theodor von Harbou und dessen Frau Clotilde Constance, ihr Bruder der spätere UFA-Fotograf Horst von Harbou.
In der Nähe von Dresden besucht Thea von Harbou ein Gymnasium und begeistert sich früh für die Bücher von Karl May, erste literarische und schauspielerische Gehversuche unternimmt sie bereits als Jugendliche – 1905 erscheint ihr erster Roman „Wenn’s Morgen wird“ in der Berliner Deutschen Zeitung.
Nach der Schule möchte Thea von Harbou – gegen den Willen ihrer Eltern – Schauspielerin werden, 1906 debütiert sie am Düsseldorfer Schauspielhaus. Danach folgen Bühnen in Weimar, Chemnitz und Aachen. In jener Zeit verfasst sie mehrere erfolgreiche Romane – unter anderem „Die Flucht der Beate Hoyermann“ (1916) und „Das indische Grabmal“ (1917), das 1921 als Vorlage für den gleichnamigen Film dient.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs beginnt Thea von Harbou als Drehbuchautorin zu arbeiten – schnell avanciert sie zur bedeutendsten Vertreterin ihrer Branche. Unter anderem schreibt sie die Bücher für „Das Testament des Dr. Mause“ (1921), „Die Nibelungen“ (1924), „M“ (1931) und „Metropolis“ (1927) – mit dem Regisseur dieses Kultfilms Fritz Lang ist sie mehrere Jahre verheiratet. Als prominentes Künstlerpaar der Weimarer Republik führen beide ein glamouröses Leben und prägen das Bild der „Goldenen Zwanziger“ mit. Die Ehe endet als Fritz Lang mit der Schauspielerin Gerda Maurus eine Liaison eingeht – Thea von Harbou lernt daraufhin den wesentlich jüngeren Inder Ayi Tendulkar kennen, mit dem sie in den folgenden Jahren zusammenlebt.
1933 wird Thea von Harbou Vorsitzende des offiziellen und gleichgeschalteten Verbandes deutscher Tonfilmautoren. Auch wenn sie in jener Zeit eine vielbeschäftigte Autorin ist, sind ihre Regieversuche weniger erfolgreich – ihre beiden Filme „Elisabeth und der Narr“ (1933) und „Hanneles Himmelfahrt“ (1934) floppen. Der Film „Der Herrscher“ von Veit Harlan – für den sie das Drehbuch schreibt – wird von Propagandaminister Joseph Goebbels 1937 mit dem „Nationalen Filmpreis“ ausgezeichnet. Ab 1940 ist Thea von Harbou Mitglied der NSDAP.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird Thea von Harbou kurzzeitig interniert und ab 1948 arbeitet sie wieder für den Film im Bereich Synchronisation ausländischer Filme – wie für den Kinoklassiker „Der dritte Mann“ (1949).
In den fünfziger Jahren schreibt Thea von Habou diverse Drehbücher fürs deutsche Nachkriegskino – unter anderen für den Antikriegsfilm „Es kommt ein Tag“ (1950), den Arztfilm „Dr. Holl“ (1950) und den Heimatfilm „Dein Herz ist meine Heimat“ (1953).
Von 1914 bis 1921 ist Thea von Harbou mit dem Schauspieler Rudolf Klein-Rogge und von 1922 bis 1933 mit dem Filmregisseur Fritz Lang verheiratet – sie hat keine Kinder.
1954 stürzt Thea von Harbou nach einem Kinobesuch in Berlin schwer – sie stirbt am 1. Juli 1954 mit vierundfünfzig Jahren an den Folgen des Unfalls. Sie wird auf dem Berliner Friedhof Heerstraße in einem Ehrengrab beigesetzt.
Thea von Harbou wird heute neben Leni Riefenstahl als bedeutendste Frau des frühen deutschen Films angesehen – nicht zuletzt wegen ihrer Zusammenarbeit mit Regielegende Fritz Lang. Die zeitgenössische Kritik bemängelt in ihren Filmen allerdings auch das Banale, Triviale, Schwülstige und auch das Rassistische.