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Trude Herr

Mit ihren frivolen Schlagern mischt das Kölner Urgestein die biedere Welt der deutschen Nachkriegsunterhaltung gehörig auf – unzählige Male verkörpert Trude Herr die füllige Ulknudel, die sich nicht unterkriegen lässt. Sie steht mit den großen Stars ihrer Zeit vor der Kamera, schreibt Bühnenstücke und wird noch Jahre nach ihrem Tod als „Duse vom Rhein“ verehrt

Trude Herr kommt am 4. Mai 1927 in Köln-Kalk zur Welt – sie ist die Tochter des Lokomotivführers Robert Herr und dessen Frau Agathe. Als KPD-Mitglied befindet sich der Vater von 1933 bis 1945 fast ohne Unterbrechung in Haft. Für ihn schreibt sie später das Lied „Papa“, in dem sie sich für ihre Zeit mit ihrem Vater bedankt. Trude Herr besucht ab 1933 die „Evangelische Volksschule Mühleim“. 1943 ausgebombt, lebt sie mit ihrer Mutter und ihren zwei Geschwistern im hessischen Ewersbach und ist als Schreibkraft im örtlichen Standesamt und in der Krankenhausverwaltung Dillenburg tätig.

1946 arbeitet Trude Herr als Statistin an einer Aachener Wanderbühne, zwei Jahre später erhält sie kleinere Rollen am Kölner „Volkstheater Millowitsch“, wo sie Gustav Schellhardt kennenlernt, der lange Jahre ihr Mentor, treuer Freund und Weggefährte ist. Mit ihm zusammen gründet sie die wenig erfolgreiche „Kölner Lustspielbühne“. Um sich über Wasser zu halten, arbeitet Trude Herr eine zeitlang als Barfrau im Kölner Szenelokal „Barberina“. Ab den fünfziger Jahren macht sich Trude Herr bei den Veranstaltungen der verschiedenen Kölner Karnevals-Vereine – wo sie als Büttenrednerin großen Applaus erntet – und auf Betriebsfesten einen Namen.

Bundesweit bekannt wird Trude Herr 1960 mit ihrem Stimmungs-Schlager „Ich will keine Schokolade“. In der nachfolgenden Zeit wirkt sie in zahlreichen Schlagerrevuen, TV-Shows und Unterhaltungsabenden als Stimmungskanone mit – ihre größten Hits sind „In der Spelunke zur alten Unke“ (1960), „Weil ich so sexy bin“, „Autofahrerblues“ (1962), „Morgens bin ich immer müde“ oder der „Spiegeltwist“ (1963).

1969 lernt Trude Herr auf einer Afrikareise den zum Volk der Tuareg gehörenden Tunesier Ahmed M’Barek kennen, den sie heiratet – die Ehe hält bis 1976. 1977 eröffnet sie als Alternative zum etablierten „Millowitsch-Theater“ in der Kölner Severinstraße ihr „Theater im Vringsveedel“. Ohne städtische Zuschüsse steht die Bühne finanziell ständig auf schwachen Füßen und wird auch wegen der zunehmenden Gesundheitsprobleme von Trude Herr 1986 geschlossen. Danach geht die Komödiantin auf die Fidschi-Inseln, um dort Champignons zu züchten. Vorher nimmt sie noch das Lied „Niemals geht man so ganz“ auf, das sie mit Wolfgang Niedecken („BAP“) und Tommy Engel („Bläck Fööss“) interpretiert – sie erreicht damit den zwanzigsten Platz in den deutschen Charts. 1988 erhält sie das „Bundesverdienstkreuz“.

Ihren letzten großen Filmauftritt hat Trude Herr 1984 im Fernsehspiel „Die Millionärin“, für das sie auch das Drehbuch schreibt und Regie führt. Trude Herr zieht sich 1991 ins südfranzösische Lauris zurück – am 15. März 1991 stirbt sie in Aix-en-Provence an Herzversagen.