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Winfried Glatzeder

Seit seiner Hauptrolle im DDR-Kultfilm „Die Legende von Paul und Paula“ gehört er zu den bekanntesten deutschen Schauspielern – Winfried Glatzeder wird wegen seiner Schlaksigkeit und seinen dunklen Locken auch „Belmondo des Ostens“ genannt, er spielt in diversen Filmproduktionen und brilliert auch auf der Theaterbühne

Franz Winfried Glatzeder wird am 26. April 1945 im westpreußischen Zoppot geboren und wächst in Ost-Berlin bei seinen Großeltern in privilegierten Verhältnissen auf – sein Großvater ist kurzzeitig Bezirksbürgermeister der Ost-Berliner Stadtteile Lichtenberg und Friedrichshain. Seine Mutter ist jüdischer Abstammung und versteckt während des Nationalsozialismus seine Großmutter, um sie vor der Deportation zu bewahren – kurz nach seiner Geburt wird sie in die Psychiatrie eingewiesen, wo sie an Tuberkulose erkrankt und deswegen mehrere Jahre in Sanatorien verbringt. Sein Vater stirbt 1944 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft.

Winfried Glatzeder besucht die Schule in Ost-Berlin, wo er das erste Mal mit Schauspielerei und Kabarett in Berührung kommt. Danach absolviert er eine Ausbildung zum Maschinenbaufacharbeiter und studiert von 1965 bis 1969 an der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen Schauspielerei. Während des Studiums spielt er unter anderem im Stück „Wie es Euch gefällt“ in einer Übersetzung von Heiner Müller mit, das nach wenigen Aufführungen wegen Obszönität verboten wird.

1969 hat Winfried Glatzeder sein erstes Bühnen-Engagement am Potsdamer Hans-Otto-Theater – danach ist er bis 1982 festes Ensemblemitglied der Berliner Volksbühne. Gleichzeitig hat er erste kleinere Auftritte in Kinofilmen – unter anderem in „Ein Lord am Alexanderplatz“ (1969) neben Angelica Domröse und Armin Mueller-Stahl, in „Spur des Falken“ (1968) mit Gojko Mitić und Rolf Hoppe, in „Jungfer, Sie gefällt mir“ (1969), in „Hart am Wind“ (1970), in „Unterwegs zu Lenin“ (1970) und in „Du und ich und Klein-Paris“ (1971). Die Rolle des Studenten „Bel(o)mondo“ im TV-Mehrteiler „Unbekannte Bürger“ (1969) bringt ihm den Spitznamen „Belmondo des Ostens“ ein.

Seinen Durchbruch feiert Winfried Glatzeder 1971 mit einer Hauptrolle in „Zeit der Störche“ – einer der erfolgreichsten DEFA-Komödien. Danach spielt er in „Tecumseh“ (1972), in „Der Mann, der nach der Oma kam“ (1972) und in „Die Legende von Paul und Paula“ neben Angelica Domröse – der Film wird auch in diversen westeuropäischen Kinos gezeigt und entwickelt sich im Laufe der Zeit zum gesamtdeutschen Kultfilm.

Durch diesen Erfolg gehört Winfried Glatzeder schon bald zum männlichen Top-Star der DDR und kann sich fortan seine Rollen aussuchen – unter anderem ist er in „Till Eulenspiegel“ (1975), in „Nelken in Aspik“ (1976) neben Armin Mueller-Stahl und Eva-Maria Hagen, in „Die Flucht“ (1977) und in „Zünd an, es kommt die Feuerwehr“ (1979) zu sehen.

Wegen zunehmender Gängelung im behäbigen Filmbetrieb der DDR stellt Winfried Glatzeder 1981 einen Antrag auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR – 1982 zieht er mit seiner Familie nach Westdeutschland, wo er beinahe nahtlos seine Karriere fortsetzt.

Neben einigen Rollen in Filmen wie „Didi – Der Doppelgänger“ (1984) neben Dieter Hallervorden und Ruth Maria Kubitschek, „Vergesst Mozart“ (1984) und „Rosa Luxemburg“ (1986) mit Barbara Sukowa ist Winfried Glatzeder in den folgenden Jahrzehnten hauptsächlich in Fernsehserien zu sehen – unter anderem in „Praxis Bülowbogen“, „Rivalen der Rennbahn“, „Liebling Kreuzberg“, „Spreepiraten“, „Drei Damen vom Grill“, „Der Alte“, „Derrick“, „Abenteuer Airport“, „Ein Heim für Tiere“, „Die Männer vom K3“, „Sterne des Südens“, „Berlin, Berlin“, „Unser Charlie“, „Die Wache“ und „Polizeiruf 110“. 1999 hat er einen Kurzauftritt in Leander Hausmanns Kultfilm „Sonnenallee“ als Referenz an den Film „Die Legende von Paul und Paula“.

Großer Beliebtheit erfreut sich Winfried Glatzeder von 1996 bis 1998 als Kommissar Ernst Roiter in der beliebten Krimi-Reihe „Tatort“.

Neben seiner Filmarbeit verfolgt Winfried Glatzeder weiterhin seine Theaterlaufbahn – an zahlreichen Bühnen beeindruckt er unter anderem als „Malvolio“ in Shakespeares „Was ihr wollt’“, als „Sganarell“ in Müllers „Don Juan“ oder als „Clov“ in Becketts „Endspiel“ sowie in den Boulevardstücken „Pension Schöller“ und „Mein Freund Harvey“. 2006 kann man ihn bei den Bad Segeberger „Karl-May-Festpielen“ sehen und 2008, 2010 und 2011 spielt er bei den „Jedermann-Festspielen“ im Berliner Dom die Hauptrolle des Jedermann.

Seine bislang letzten Filmauftritte hat Winfried Glatzeder 2006 in „Die Boxerin“, 2013 in „Die Lebenden“ und 2015 in „Der letzte Sommer der Reichen“.

2008 veröffentlicht Winfried Glatzeder seine Autobiografie „Paul & ich“ und 2014 nimmt er an der TV-Reality-Show „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ teil und erreicht dort den fünften Platz.

Winfried Glatzeder ist seit 1970 mit seiner Frau Marion verheiratet – aus der Ehe gehen die Söhne Robert und Philipp hervor. Einen weiteren Sohn hat er aus einer früheren Beziehung. Er lebt in Berlin.