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Arndt von Bohlen und Halbach

Als letzter Erbe der Industriellen-Dynastie Krupp führt der „Märchen­könig der deutschen Industriegeschichte“ ein kurzes und ausschweifendes Jet-Set-Leben zwischen Palm Beach, München und Marrakesch – von den Deutschen als extravaganter Nichtsnutz und jüngster Frührentner der Nation belächelt, wird er wegen seiner zahlreichen philanthropischen Projekte in Thailand bis heute hochgeachtet

Arndt von Bohlen und Halbach wird am 24. Januar 1938 als einziger Sohn von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach und dessen zweiter Frau Anneliese in Berlin-Charlottenburg geboren. Nach der Scheidung der Eltern wächst er ohne Vater bei seiner Mutter auf und besucht verschiedene Internate in Bayern und der Schweiz. Das Verhältnis zu seinem Vater bleibt ein Leben lang unterkühlt – bei Empfängen und Jubilarehrungen in der Essener „Villa Hügel“ repräsentiert er pflichtschuldig aber ohne Begeisterung an der Seite von Alfried Krupp, doch bleiben sich beide fremd.

Nach dem Abitur studiert Arndt von Bohlen und Halbach in Freiburg im Breisgau und in München Volks- und Betriebswirtschaft sowie Jura. Um sein Erbe als Unternehmer und Alleininhaber gut vorbereitet antreten zu können absolviert er außerdem diverse Praktika in der väterlichen Firma Krupp.

Nachdem Alfried Krupp zu Beginn der sechziger Jahre klar wird, dass sein einziger Sohn Arndt weder den Willen noch die Fähigkeit hat, das Familienunternehmen in der sechsten Generation zu leiten und die Rezession jener Jahre zusätzliche Schwierigkeiten bringt, wird die Firma Krupp in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und Alfried Krupp von Bohlen und Halbach scheidet aus der Unternehmensführung aus, bleibt aber Alleininhaber der Firma. Nach dem Tod des Patriarchen wird die „Krupp AG“ in eine Stiftung umgewandelt – 1966 verzichtet Arndt von Bohlen und Halbach gegen eine jährliche Apanage von zwei Millionen Mark auf die Erbschaft sowie auf den Namen Krupp. Zusätzlich zu der steuerfreien Apanage durch die „Krupp AG“ erbt er nach dem Tode seines Vaters auch dessen Privatvermögen – darunter das österreichische Schloss Blühnbach sowie Häuser in Marrakesch und auf Sylt, Wohnungen in München und New York sowie zahlreiche wertvolle Gemälde.

Fortan lebt Arndt von Bohlen und Halbach ein Jet-Set-Leben mit Strandorgien, Champagner-Bädern und geradezu obszönem Reichtum – beim Karneval in Rio lässt er sich mit Goldkrone und Smaragden als Aztekenkaiser verkleiden, am Strand der Côte d’Azur spielt er mit jungen Männern Pfänderspiele, legt am Schluss auch seinen 80.000-Mark-Ring ab – und verliert ihn im Sand. Im Hafen von Saint-Tropez präsentiert er sich den Kameras halb nackt auf seiner Jacht – mit Lorbeerkranz und einem Goldzepter in der Hand. Zu seinen legendären Partys erscheint alles, was in den siebziger Jahren Rang und Namen hat – Keith Richards, Ex-Kaiserin Soraya, Jean-Paul Belmondo, Anthony Quinn, Bianca Jagger, Helmut Berger und Yves St. Laurent.

Während sein Großvater Friedrich Alfred Krupp 1902 nach dem Bekanntwerden seiner Homosexualität unter ungeklärten Umständen stirbt, lebt sein Enkel Arndt von Bohlen und Halbach seine Sexualität offen aus. 1969 heiratet er auf Schloss Blühnbach bei Werfen im Salzburger Land die aus altem österreichischen Adel stammende Henriette „Hetti“ von Auersperg, die er auf einer Schiffsreise nach Brasilien kennenlernt. Seiner Frau gelingt es, den Kreis der Schranzen, Liebhaber und raffinierten Schnorrer, denen Arndt von Bohlen und Halbach nahezu hilflos ausgeliefert ist, entscheidend zu dezimieren.

Die Freundschaft zum thailändischen Königspaar Bumiphol und Sirikit – die Arndt von Bohlen und Halbach 1961 in der „Villa Hügel“ in Essen kennenlernt, prägt ihn bis zum Schluss. Er baut Schulen in den Elendsvierteln von Bangkok und spendet Unsummen für Leprastationen und Altersheime – bis heute wird der exzentrische Industriellen-Sohn in dem asiatischen Land als Volksheld verehrt.

Wenige Monate vor seinem Tod versammelt Arndt von Bohlen und Halbach Freunde auf seinem Familienschloss, wo er – spät zum katholischen Glauben konvertiert – mit viel Pomp als Ritter in einen hohen katholischen Orden aufgenommen wird.

Arndt von Bohlen und Halbach stirbt im Alter von achtundvierzig Jahren am 8. Mai 1986 in München-Großhadern an den Spätfolgen seiner zahllosen Schönheitsoperationen. Er wird in der Gruft der Schlosskapelle von Schloss Blühnbach beigesetzt.