Sie ist der erste weibliche Filmstar in der Geschichte des Kinos und gilt als eines der ersten Sexsymbole – als „Duse des Films“ beeindruckt Asta Nielsen mit zurückhaltender Gestik und enormer Ausdruckskraft, auch hat sie einen maßgeblichen Anteil daran, dass sich das neue Medium Film zur anerkannten Kunstform erhebt
Asta Nielsen in Ihrer Berliner Wohnung 1925, Foto: Waldemar Titzenthaler
Asta Sofie Amalie Nielsen kommt am 11. September 1881 in Kopenhagen zur Welt. Ihre Mutter Ida Frederikke Nielsen arbeitet als Waschfrau, ihr Vater Jens Christian Nielsen ist einfacher Arbeiter. Mit ihrer älteren Schwester Johanne wächst sie in ärmlichen Verhältnissen auf. 1882 lässt sich die Familie von Asta Nielsen im schwedischen Malmö nieder, 1890 kehrt sie wieder nach Kopenhagen zurück und kurz vor ihrem vierzehnten Geburtstages verstirbt ihr Vater.
Schon in frühen Jahren kommt Asta Nielsen mit dem Theater in Berührung, sie wirkt im Chor des Königlichen Theaters in Kopenhagen mit und beschließt nach ihrem Schulabschluss, Schauspielerin zu werden – durch den Autor Peter Jerndorff erhält sie kostenlos privaten Schauspielunterricht, er vermittelt ihr auch ein Stipendium für die Schauspielschule. Während ihres ersten Engagements am Königlichen Theater erhält sie keine ihrem Talent und ihren Wünschen angemessenen Rollen und so wechselt sie ans Dagmar-Theater, wo sie von 1902 bis 1905 unter Vertrag steht. Doch auch dieses Engagement verläuft letztendlich enttäuschend, da sie lediglich kleine Rollen angeboten bekommt. Von 1905 bis 1908 schließt sie sich dem Künstler-Ensemble „Acht“ für eine Tournee durch Schweden und Norwegen an. Zurückgekehrt nach Dänemark tritt Asta Nielsen 1908 ein dreijähriges Engagement am neu eröffneten Neuen Theater in Kopenhagen an.
Im Alter von zwanzig Jahren bekommt Asta Nielsen ihr einziges Kind – Tochter Jesta – über deren Vater sie sich stets ausschweigt. Zu einer Heirat mit ihrem damaligen Verlobten, über den nie mehr zu erfahren ist, kann sich Asta trotz Drängen ihrer Mutter nicht entschließen. „Statt einem zufälligen Vater hat Jesta drei Mütter gehabt: meine Mutter, meine Schwester Johanne und mich, besser konnte sie nicht fahren“ sagt Asta Nielsen in ihren Erinnerungen.
Die neue Kunstgattung Film hat in der damaligen Zeit noch ein anrüchig-exotisches Image – Theaterschauspielern ist es verboten, an Filmaufnahmen mitzuwirken. Das erste Drehbuch-Angebot des norwegischen Dichters Thomas Krag lehnt Asta Nielsen daher auch ab. Doch das Zusammentreffen mit dem am Theater als Ausstatter tätigen Schriftstellers Urban Gad – der später ihr Ehemann wird – setzt 1910 den Startpunkt für Asta Nielsens Interesse am Film und ihre Filmkarriere – sie lässt sich in Berlin nieder und schöpft fortan in dramatischen Rollen die vielfältigen Möglichkeiten ihres Ausdrucks aus. Meist spielt sie Rollen konfliktbeladener Frauen, deren Verhalten nicht den gesellschaftlichen Konventionen entspricht, so in „Der fremde Vogel“ (1911) und „Die arme Jenny“ (1912). Doch Asta Nielsen hat auch Talent für komische Rollen und ist beim Publikum damit vor allem in „Engelein“ (1914) so erfolgreich, dass eine Fortsetzung gedreht wird.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges geht Asta Nielsen nach Dänemark zurück und kehrt erst nach dem Ende des Krieges wieder nach Deutschland zurück. 1918 wird sie von Urban Gad, ihrem Ehemann und Regisseur von dreiunddreißig gemeinsamen Filmen, geschieden und 1919 heiratet sie den schwedischen Oberleutnant und Sohn eines Reeders, Freddy Wingaardh, von dem sie sich 1927 scheiden lässt.
Bis zum Beginn der Tonfilm-Ära kann man Asta Nielsen noch neben der jungen Greta Garbo in „Die freudlose Gasse (1925) von Georg Wilhelm Pabst und in „Dirnentragödie“ (1927) von Bruno Rahn sehen. Ihre Filmkarriere endet mit dem Tonfilm, sie dreht nur einen einzigen – „Unmögliche Liebe“ (1932). Obwohl sie eine angenehme Stimme hat, geht ihr gekonntes Mienenspiel in diesem neuen Medium unter. Weitere Filmangebote lehnt Asta Nielsen kontinuierlich ab und widmet sich fortan dem Theater. 1935 kehrt die große Schauspielerin nach fünfundzwanzig triumphalen Jahren in Deutschland in ihre dänische Heimat zurück. Obwohl sie sich bei einem Galadiner ihrem Tischherrn Adolf Hitler gegenüber „flegelhaft“ benimmt, hätte Nazideutschland sich gern weiter mit ihr geschmückt, aber sie hat kein Interesse.
Anfang der sechziger Jahre begeht ihre einzige Tochter Jesta Selbstmord – dies stürzt Asta Nielsen in tiefe Depressionen. Im Alter von achtundachtzig Jahren heiratet sie in dritter Ehe den achtzehn Jahre jüngeren Kunsthändler Christian Theede – er ist die große Liebe ihres Lebens. 1963 wird Asta Nielsen mit dem „Filmband in Gold“ für ihr langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film ausgezeichnet.
Asta Nielsen stirbt am 25. Mai 1972 im Alter von einundneunzig Jahren in ihrer Geburtsstadt Kopenhagen an den Folgen eines schweren Unfalls. Sie wird auf dem Kopenhagener Westfriedhof in einem anonymen Gemeinschaftsgrab beigesetzt.
Im Berliner Stadtteil Charlottenburg ist am Haus Fasanenstraße 69 – wo Asta Nielsen zwischen 1931 und 1937 wohnt – eine Gedenktafel angebracht.