Sie ist betörend, unvergleichlich und einzigartig und wird auch als „Göttliche“ und „Schwedische Sphinx“ bezeichnet – Greta Garbo zählt zu den größten Schauspielerinnen des vergangenen Jahrhunderts und gilt heute als ewige Leinwandlegende. Die attraktive Schwedin übernimmt in diversen Hollywood-Produktionen tragische Frauenrollen, lockt Millionen in die Kinos und setzt mit ihrem stilprägenden Erscheinungsbild modische Trends. Bereits in jungen Jahren zieht sich die Diva vom Filmgeschäft zurück und entwickelt sich in der folgenden Zeit zum geheimnisvollen Mysterium
Greta Garbo 1925, Foto: By Alexander Binder (died 1929) [Public domain, Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons
Greta Garbo kommt am 18. September 1905 in Stockholm als Greta Lovisa Gustafsson zur Welt und wächst in einfachen Verhältnissen in einem Stockholmer Arbeiterviertel auf. Sie ist das jüngste von drei Kindern von Karl Alfred Gustafsson und Anna Lovisa Johansson. Im Alter von vierzehn Jahren stirbt ihr Vater nach langer Krankheit, sie muss die Schule verlassen und zunächst als Hilfskraft in einem Friseursalon und später als Verkäuferin in einem Warenhaus arbeiten, für das sie später als Hut-Model tätig ist. Nebenbei wirkt sie in zwei kurzen Werbefilmen mit.
Schon früh beschließt Greta Garbo Schauspielerin zu werden und 1922 nimmt man sie nach einer erfolgreichen Aufnahmeprüfung in die renommierte Schauspielakademie des Königlichen Dramatischen Theaters in Stockholm auf. In der Komödie „Luffar-Petter“ kann man sie das erste Mal in einem Film sehen. Nach ihrer Bekanntschaft mit dem international bekannten schwedischen Regisseur Mauritz Stiller erhält Greta Garbo 1923 eine Nebenrolle im Spielfilm „Gösta Berling“. Danach reist sie nach Deutschland, wo sie in Georg Wilhelm Pabsts „Die freudlose Gasse“ (1925) in einer Nebenrolle zu sehen ist.
Ihr Mentor Mauritz Stiller unterschreibt nach einem Zusammentreffen mit dem MGM-Studio-Chef Louis B. Mayer – der sehr angetan von der jungen Schwedin ist – einen dreijährigen Studiovertrag und Greta Garbo geht nach Hollywood. 1926 dreht sie dort „Torrent“ („Fluten der Leidenschaft“) und „The Temptress“ („Dämon Weib“) – 1927 hat sie ihren Durchbruch als hoffnungsvolles Nachwuchstalent in „Flesh And The Devil“ („Es war“). Ein Jahr später kann man sie in ihrer Paraderolle in „Love“ („Anna Karenina“) sehen. Der Film wird in zwei verschiedenen Versionen gedreht – für den US-Markt mit einem Happy-End, während der Rest der Welt, der mit Tolstois Werk eher vertraut ist, den tragischen Schluss der Vorlage zu sehen bekommt. Danach folgen Filme wie „The Mysterious Lady“ („Der Krieg im Dunkel“, 1928), „A Woman Of Affair“ („Eine schamlose Frau“, 1928) und „The Single Standard“ („Unsichtbare Fesseln“, 1929).
Mit dem Aufkommen des Tonfilms kann Greta Garbo trotz ihres schwedischen Akzents direkt an ihre Stummfilm-Erfolge anknüpfen, was vielen ihrer Kollegen – wie Vilma Banky, Emil Jannings oder Pola Negri – nicht vergönnt ist. Ihre Filme werden mit dem Slogan „Die Garbo spricht“ beworben – in ihrem Tonfilm-Debüt in „Anna Christie“ (1930) nach dem gleichnamigen Stück von Eugene O’Neill tritt Greta Garbo erst nach einer Viertelstunde auf, setzt sich schweigend hin und sagt in ihrem englisch-schwedischen Akzent: „Gimme a whiskey, ginger ale on the side and don’t be stingy, baby“ („Whiskey, aber nicht zu knapp“).
Danach dreht Greta Garbo „Susan Lenox – Her Fall And Rise“ („Helgas Fall und Aufstieg“, 1931) mit Clark Gable, „Mata Hari (1931), „Grand Hotel“ („Menschen im Hotel“, 1932) an der Seite von Joan Crawford – in diesem Film spricht sie einen der berühmtesten Filmsätze überhaupt „I want to be alone“. Man kann sie in „Queen Christina“ („Königin Christine“, 1933), in „Camille“ („Die Kameliendame“, 1936) mit Robert Taylor und in „Ninotschka“ (1939) sehen. Ihr letzter Film ist „Two-Faced Woman“ („Die Frau mit den zwei Gesichtern“, 1941). Obwohl Greta Garbo viermal für einen „Oscar“ nominiert wird, erhält sie die begehrte Trophäe nie.
Greta Garbo Einfluss auf ihre Schauspielkolleginnen ist weitreichend – der Stil der eleganten Schwedin wird oft kopiert und setzt Modetrends. Filmlegenden wie Marlene Dietrich, Joan Crawford und Bette Davis orientieren sich an ihr.
Nach ihrem enttäuschenden letzten Film „Two-Faced Woman“ („Die Frau mit den zwei Gesichtern“) gibt Greta Garbo 1946 im Alter von sechsunddreißig Jahren ihre Hollywoodkarriere völlig auf – nichts kann sie mehr dazu bewegen, noch einmal vor eine Filmkamera zu treten. 1954 weigert sie sich in „Not As A Stranger“ neben Frank Sinatra mitzuwirken, auch lehnt sie die Hauptrolle in „Anastasia“ ab, welche dann Ingrid Bergman übernimmt. In der folgenden Zeit erhält sie noch unzählige Rollenangebote – unter anderem von Orson Welles, Ingmar Bergman und Charles Chaplin – doch die Diva lehnt ab.
1951 nimmt Greta Garbo die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an und 1954 wird sie für ihr Gesamtwerk mit einem „Oscar“ ausgezeichnet, den sie nicht selber entgegennimmt. Bis zu ihrem Tod 1990 lebt Greta Garbo zurückgezogen abwechselnd in ihrer New Yorker Wohnung sowie in Klosters in der Schweiz. Sie reist viel, pflegt ihren prominenten Freundeskreis und vermeidet öffentliche Auftritte. Eine persönliche Einladung von Königin Elisabeth II. zum Tee lehnt sie mit der Begründung ab, sie habe nichts anzuziehen. Als sich das frisch vermählte schwedische Königspaar Silvia und Carl XVI. Gustaf einmal in New York aufhält und um einen Besuch bei der Schauspiellegende bittet, willigt diese ein – zu dritt spielen sie „Monopoly“.
Greta Garbo ist nie verheiratet, sie sagt: „Nicht zu heiraten war wahrscheinlich ein Fehler, aber ich bekam immer im letzten Augenblick Angst und lief davon. Immer sagte mir etwas in meinem Unterbewußtsein, daß ich keine gute Ehefrau abgeben würde.“ Insider sind der Meinung, dass die Schauspielerin in späteren Jahren Mitglied des sogenannten „Knitting Circle“ ist, eines losen Kreises lesbischer Hollywoodgrößen.
Die Liste Greta Garbos tatsächlicher oder angeblicher Liebhaber ist lang – eine väterliche Freundschaft hat sie bis zu dessen frühen Tod zu ihrem Entdecker Mauritz Stiller, auch ihr nächster Verehrer, der Schwede Lars Saxon, stirbt früh. Es folgen der Schauspieler John Gilbert, der Industriellen-Sohn Wilhelm Sörensen, der Bauingenieur Max Gumpel, der Filmregisseur Rouben Mamoulian, der berühmte Komponist Leopold Stokowski, der Diätspezialist Gayelord Hauser und der New Yorker Millionär George Schlee. Mit der spanischen Autorin Mercedes d’Acosta und mit dem berühmten britischen Photographen Sir Cecil Beaton verbindet die Schauspielerin eine lange Freundschaft.
In der Zeit nach ihrem Rückzug taucht Greta Garbo gelegentlich in Europa als Glanzlicht auf den Feiern der High-Society auf, wo sie mit Winston Churchill, den Rothschilds und Aristoteles Onassis zusammentrifft. Legendär sind die täglichen langen Spaziergänge der Diva quer durch New York – unerkannt im langen Mantel, Schlapphut und Sonnenbrille. Dank guter Investments verfügt die Schauspielerin zeitlebens über ein komfortables Einkommen, hat jedoch eine eher bescheidene Lebensweise.
Greta Garbo stirbt am 15. April 1990 in New York. Erst im neuen Jahrhundert wird ihre Urne nach Europa gebracht und auf dem Stockholmer Waldriedhof Skogskyrkogaarden – wo auch ihre Eltern beerdigt sind – beigesetzt.