Sie ist Liedermacherin und Lyrikerin, singt vom Lebensanspruch des Einzelnen und kämpft zeitlebens gegen Gleichgültigkeit, Gefühlsarmut und Unmenschlichkeit – in ihrer über dreißigjährigen Laufbahn füllt Bettina Wegner auf großen Tourneen Hallen und Stadien und beeinflusst mit ihren einfühlsam-literarischen Liedern zahlreiche nachwachsende Musikerkollegen
Bettina Wegner wird am 4. November 1947 im West-Berliner Stadtteil Lichterfelde geboren. Nach der Gründung der DDR 1949 ziehen ihre Eltern – beides überzeugte Kommunisten – in den Ostteil der damals geteilten Stadt, wo sie den Beruf einer Bibliotheksfacharbeiterin lernt und 1966 ein Studium an der Schauspielschule Berlin beginnt. Nachdem sie 1968 Flugblätter gegen die Intervention der Warschauer-Pakt-Staaten in der Tschechoslowakei verteilt, wird sie exmatrikuliert, verhaftet und wegen „staatsfeindlicher Hetze“ zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Die Untersuchungshaft und die Zensur prägen fortan ihre Haltung und vor allem die Texte ihrer Lieder nachhaltig. Nach ihrer Reabilitation holt sie an einer Abendschule ihr Abitur nach und absolviert eine Ausbildung zur Sängerin. Mit dem Abschlussdiplom einer „staatlich geprüften Schlagersängerin“ und der Berechtigung, in der Öffentlichkeit zu singen, verdient sich Bettina Wegner fortan ihren Lebensunterhalt als freiberufliche Künstlerin.
In den siebziger Jahren gerät Bettina Wegner erneut mit den staatlichen Instanzen der DDR in Konflikt – sie veranstaltet zwischen 1973 und 1976 zusammen mit ihrem damaligen Ehemann, dem Schriftsteller und Journalisten Klaus Schlesinger, regierungskritische Bühnenprogramme, die von staatlichen Stellen schon bald verboten werden. Nach ihrem öffentlichem Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann 1976 werden ihre Auftrittsmöglichkeiten immer weiter beschnitten, sie wird bespitzelt und unter Druck gesetzt – allein in einigen Kirchen kann sie noch Konzerte geben.
Als „Devisenbringerin“ darf Bettina Wegner – mittlerweile auch in der Bundesrepublik populär – in den Westen reisen. 1983 wird sie vom DDR-Kulturministerium wegen angeblichen Zoll- und Devisenvergehen vor die Wahl gestellt, ins Gefängnis zu gehen oder ausgebürgert zu werden. Die Sängerin siedelt daraufhin mit ihren Kindern nach West-Berlin über – der Verlust der Heimat und der kommunistischen Ideale werden in den achtziger Jahren zu den wichtigsten Themen ihrer Lieder.
1989 tritt Bettina Wegner zum ersten Mal nach dem Fall der Mauer gemeinsam mit anderen ausgebürgerten Liedermachern in Ost-Berlin auf, auch gehört sie zu den Mitunterzeichnern des Appells zur Gründung von Komitees für Gerechtigkeit. In den folgenden Jahren gibt sie mit der Reihe „Lieder der Welt“ Konzerte in Flüchtlingslagern, 1997 geht sie auf große Deutschland-Tournee.
Als überzeugte Antifaschistin ist Bettina Wegner immer wieder bei Initiativen gegen Rechts zu Gast, wo sie gemeinsam mit Kollegen wie Herbert Grönemeyer, Joan Baez, Susanne Vega, Angelo Branduardi, Chris de Burgh, Georg Danzer, Ludwig Hirsch und Konstantin Wecker auftritt.
2007 beendet Bettina Wegner mit einer Abschiedstournee ihre mehr als fünfunddreißig Jahre andauernde Karriere.
Bettina Wegner hat drei Söhne und lebt in Berlin.