Mit seiner bis dahin völlig unbekannten Musik sorgt er im sittenstrengen Amerika der fünfziger Jahre für eine Welle der Empörung, von der Jugend wird der Mann mit der schwarzen Lederjacke und der unverwechselbaren Haartolle dagegen ekstatisch gefeiert – Bill Haley löst mit seinem berühmten „Rock Around The Clock“ eine musikalische Revolution aus und wird nicht zu Unrecht „Vater des Rock’n’Roll“ genannt
Bill Haley wird als William John Cliffton Haley, Jr. am 6. Juli 1925 in Highland Park im US-Bundesstaat Michigan in eine musikalische Familie hineingeboren – sein Vater spielt Banjo und seine Mutter Klavier. Er wächst mit den verschiedenen Stilrichtungen der Country-Musik auf und träumt bereits als kleiner Junge davon, einmal als singender und jodelnder Cowboy durch die Lande zu ziehen. Mit vier Jahren verliert er bei einer Operation sein linkes Augenlicht, was ihn bei späteren Bühnenauftritten einschränkt.
Im Alter von fünfzehn Jahren verlässt Bill Haley seine Familie, um als Musiker bei den damals sehr populären Cowboy-Shows aufzutreten. 1946 lässt er sich in Chester im US-Bundesstaat Pennsylvania nieder, im selben Jahr nimmt er zusammen mit der Western-Formation „The Down Homers“ seine erste Schallplatte auf und wird in Indiana zu einem der besten Jodler Amerikas gewählt.
1947 gründet Bill Haley gemeinsam mit James Allsman die Formation „The Four Aces Of Western Swing“, mit der er erste lokale Bekanntheit erlangt – in ausgefallenen Cowboy-Kostümen spielt die Band „Western-Swing“ mit Pop-und Jazz-Elementen. Gegen Ende der vierziger Jahre ruft Bill Haley die Gruppe „Bill Haley & the Saddlemen“ ins Leben, mit der er Rockabilly-Songs interpretiert.
1952 verabschiedet sich Bill Haley vom Cowboy-Image, ändert den Namen seiner Gruppe in „Bill Haley & His Comets“ und feiert mit „Crazy Man, Crazy“ einen ersten Chart-Erfolg – ein Jahr später wird die Band vom Cash Box Magazine als „One Of The Best Small Instrumental Groups“ gelistet.
1954 feiert Bill Haley mit „Rock Around The Clock“ seinen internationalen Durchbruch – der Song aus dem Film „Blackboard Jungle“ („Die Saat der Gewalt“) schlägt weltweit kometengleich ein, gilt als erster Rock’n’Roll-Titel überhaupt und markiert die Geburtsstunde eines völlig neuen Musikgenres. In Deutschland und England ist „Rock Around The Clock“ die erste ausländische Schallplatte, die über eine Million Mal verkauft und mit einer „Goldenen Schallplatte“ ausgezeichnet wird – der Titel gilt nach Elton Johns „Candle In The Wind“ und Bing Crosbys „White Christmas“ als meist verkaufte Single aller Zeiten.
Weitere Erfolgshits von Bill Haley sind „See You Later Alligator“, „Dim, Dim The Lights“, „Happy Baby“, „Razzle Dazzle“, „The Saint’s Rock’n’Roll“, „Burn That Candle“, „R-O-C-K“, „Rip It Up“, „Mambo Rock“ und „Rudy’s Rock“ – von 1955 bis 1956 dominiert Bill Haley die Musikszene, bevor durch seinen großen Erfolg ermutigt schon bald weitere talentierte Mitstreiter auf der musikalischen Bühne erscheinen. Einer davon ist Elvis Presley, mit dem Bill Haley 1955 gemeinsam auf Tournee geht und der sich in den folgenden Jahren zum größten Star der Rock’n’Roll-Ära entwickelt.
Trotz seiner großen Erfolge wird Bill Haley die Anerkennung in Europa vom Musik-Establishment jahrelang verwehrt – seine Musik gilt als subversiv, er selbst wird als Krawallmacher bezeichnet, der die Jugend aufstachelt. In den USA wird er vom FBI beschattet, im franquistischen Spanien erhält er Auftrittsverbot und bei Konzerten in Deutschland kommt es zu schweren Tumulten – legendär ist die Saalschlacht im „Berliner Sportpalast“, wo 1958 bei Ausschreitungen fünfzig Menschen verletzt und diverse Jugendliche verhaftet werden.
Geschäftstüchtige Filmproduzenten erkennen frühzeitig den Hype um Bill Haley und bieten dem Sänger einen Filmvertrag an – in „Hier bin ich – hier bleib ich“ singt Bill Haley seine Stücke „Hot Dog Buddy Buddy“ und „Whoa Mabel“ sowie im Duett mit Caterina Valente das Lied „Viva la Rock And Roll“.
1958 hat Bill Haley mit „Skinny Minnie“ seinen letzten größeren Hit in den US-Charts. Trotz mehrfachem Wechsel der Plattenfirmen kann er in den folgenden Jahren nicht mehr an alte Erfolge anknüpfen – er geht auf ausgedehnte Welttourneen, gibt im legendären Hamburger Star-Club ein zehntägiges Gastspiel und bestreitet 1964 in Berlin ein sogenanntes „Wiedergutmachungskonzert“ für das desaströse Konzert vom Berliner Sportpalast von 1958.
Zu Beginn der sechziger Jahre wendet sich die Jugend den britischen Gruppen „Rolling Stones“ und „Beatles“ zu – der Rock’n’Roll von Bill Haley gilt als altmodisch. 1969 erklimmt „Rock Around The Clock“ noch einmal die britischen Charts und Bill Haley feiert ein kleines Comeback. In jenen Jahren bestreitet er vorwiegend Auftritte in Revival-Shows – zuletzt 1972 zusammen mit Chuck Berry und Bo Diddley im Londoner Wembley-Stadion.
1979 wird Bill Haley für sein musikalisches Schaffen von der britischen Königin Elizabeth ausgezeichnet.
Insgesamt kann Bill Haley in den Top-40 der USA neunundzwanzig und in den britischen Top-40 einundzwanzig Chart-Platzierungen vorweisen – zwischen 1953 und 1957 sind „Bill Haley & the Comets“ die erfolgreichste Rock-’n’-Roll-Band der Welt.
Am 9. Februar 1981 stirbt Bill Haley im texanischen Harlingen an den Folgen einer langjährigen Krebserkrankung. Er wird eingeäschert – da seine Urne unter ungeklärten Umständen verschwindet, gibt es bis heute keine offizielle Begräbnisstätte.
1987 wird Bill Haley posthum in die „Rock’n’Roll Hall Of Fame“ aufgenommen und 2007 wird in München ein „Bill-Haley-Museum“ eröffnet, in dem Fotos, Platten, Originalinstrumente, „Goldenen Schallplatten“, Auszeichnungen und Memorabilia des Sängers ausgestellt werden.