Er verkörpert den Rock’n Roll schlechthin – Elvis Presley gilt als bedeutendster Musiker der Popgeschichte und ist mit über einer Milliarde verkaufter Platten der erfolgreichste Solo-Künstler aller Zeiten. Mit körperbetonten Bühnenauftritten bringt er Rhythmus und Musikgefühl der Afroamerikaner in die Ohren der weißen Jugend und gilt als Identifikationsfigur einer ganzen Generation
Elvis Presley wird am 8. Januar 1935 in East Tupelo im US-Bundesstaat Mississippi als Elvis Aron Presley geboren. Der Sohn des Baumwollpflückers und Fabrikarbeiters Vernon Elvis Presley und der Näherin Gladys Love Presley wächst als behütetes Kind in einfachen Verhältnissen auf. Schon im Kindesalter entdeckt er seine Liebe zur Musik – in der Familie wird gesungen und musiziert. In der Schule und in der Kirche fällt er durch seinen intensiven Gesangsstil auf und mit zehn Jahren hat er bei einem örtlichen Gesangswettbewerb seinen ersten öffentlichen Auftritt. Kurz darauf erhält er seine erste Gitarre und bringt sich das Spiel selber bei, schon damals begeistert er sich für Country-Musik, Gospel und schwarzen Blues. Die Familie zieht nach Memphis/Tennessee um, wo Elvis Presley 1958 auf der Humes High School seinen Abschluss macht. Mit seinem ersten selbstverdienten Geld in einem Maschinenreparaturservice lässt er in einem professionellen Aufnahmestudio die Ballade „My Happiness“ auf Schallplatte pressen – ein Geburtstagsgeschenk für seine Mutter.
Danach arbeitet Elvis Presley zunächst als Kraftfahrer und verdient sich mit Live-Auftritten auf Partys etwas dazu – für kurze Zeit tritt er auch als Sänger in einigen Bands auf. Er nimmt erneut zwei Songs auf eigene Kosten auf, diesmal wird man auf ihn aufmerksam und 1954 beginnt Elvis Presley zusammen mit dem Gitarristen Scotty Moore und dem Bassisten Bill Black diverse Country-Songs neu zu interpretieren. Durch eine Fusion von schwarzem Rhythm & Blues und weißem Country wird ein neuer Sound geboren – der Song „That’s All Right Mama“ gilt als erster Rockabilly-Titel der Geschichte. Das Lied wird enorm erfolgreich und zahlreiche Radiohörer halten Elvis Presley zunächst für einen schwarzen Sänger – er muss in einer Sendung während eines Interviews die Zuhörer persönlich davon überzeugen, dass er Absolvent der nur Weißen vorbehaltenen Humes High School ist.
Schon bald folgen erste Live-Auftritte und Elvis Presley avanciert in kürzester Zeit zum Teenager-Idol – eine Hysterie nie gekannten Ausmaßes setzt ein und es kommt zu tumultartigen Szenen. Für Furore sorgt der Sänger mit seinen ausgesprochen körperbetonten und sexuell aufgeladenen Bühnenauftritten in einer Zeit, in der es noch als unanständig gilt, zur Musik seine Hüften zu bewegen. Elternverbände, religiöse Gruppierungen sowie Lehrerorganisationen laufen Sturm gegen den Musiker aus den Südstaaten, der den plötzlichen Aufruhr nicht so ganz nachvollziehen kann. Zwar existiert das Musikgenre Rock’n Roll bereits seit einigen Jahren, doch die Charterfolge und Fernsehauftritte lassen Elvis Presley – jung, gutaussehend und sexy – zur Leitfigur einer ganzen Teenagergeneration werden. Rock’n Roll und sein berühmtester Repräsentant Elvis Presley werden in den nächsten Jahren für alles verantwortlich gemacht, was als gesellschaftlicher Missstand empfunden wird – abweichende Moral, Rassenvermischung, Jugendkriminalität und Gottlosigkeit.
Im Laufe der fünfziger Jahre entwickeln sich Songs wie „I Don’t Care If the Sun Don’t Shine“, „Baby Let’s Play House“, „Blue Moon“, „Good Rockin’ Tonight“, „Mystery Train“ und „I Forgot to Remember To Forget“ zu Kassenschlagern – 1956 erhält Elvis Presley für „Heartbreak Hotel“ seine erste „Goldene Schallplatte“. Zahlreiche Musiker kopieren seinen Stil und ab 1957 geht der Rockabilly-Sound dann im allgemeinen Mainstream-Rock’n-Roll auf.
Bald wird auch Hollywood auf den attraktiven Sänger aufmerksam und Elvis Presley – der vorhat sich wie vor ihm Bing Crosby oder Frank Sinatra ein zweites Standbein in der Schauspielerei zu schaffen – übernimmt in diversen eher harmlosen Filmen Rollen, in denen er vorwiegend sich selbst spielt. Sein Filmdebüt gibt er in „Love Me Tender“ („Pulverdampf und heiße Lieder“, 1956) – danach sieht man ihn in „Loving You“ („Gold aus heißer Kehle“, 1957), in „Jailhouse Rock“ („Jailhouse Rock – Rhythmus hinter Gittern“, 1957), in „King Creole“ („Mein Leben ist der Rhythmus“, 1958) neben Walter Matthau, in „G.I. Blues“ („Café Europa“, 1960), in „Flaming Star“ („Flammender Stern“, 1960), in „Girls! Girls! Girls!“ (1962), in „Fun In Acapulco“ („Acapulco“, 1963) neben Ursula Andress, in „Viva Las Vegas“ („Tolle Nächte in Las Vegas“, 1964), in „Roustabout“ („König der heißen Rhythmen“, 1964) mit Barbara Stanwyck, in „Paradise, Hawaiian Style“ („Südsee-Paradies“, 1966), in „Easy Come, Easy Go“ („Seemann, ahoi!“, 1966), in „Charro!“ (1969) und in „Change Of Habit“ („Ein himmlischer Schwindel“, 1969). Insgesamt spielt Elvis Presley in einunddreißig Filmen die Hauptrolle.
1957 wird Elvis Presley in die US-Army einberufen und tritt zunächst in Arkansas seinen Wehrdienst an, er leistet diesen unter anderem auch im hessischen Friedberg ab, wo er 1959 seine spätere Ehefrau – die damals erst vierzehnjährige Priscilla Beaulieu – kennenlernt. Elvis Presley verlässt die Armee nach zwei Jahren mit dem Dienstgrad eines Unteroffiziers.
Als Elvis Presley in die USA zurückkehrt hat sich die dortige Musiklandschaft beträchtlich geändert – die Rock’n Roll-Welle ist verebbt, Musikfreunde favorisieren nun Beat und Pop und die British-Invasion der sechziger Jahre steht bevor. Doch der Sänger – der sich schon immer in den unterschiedlichsten Genres zuhause fühlt – erkennt durchaus die neuen künstlerischen Möglichkeiten und knüpft mit Songs wie „Stuck On You“, „It’s Now Or Never“, „Are You Lonesome Tonight“, „Surrender“, „I Feel So Bad“, „Marie Is The Name Of His Latest Flame“, „Can’t Help Falling in Love“, „Little Sister“, „Good Luck Charm“, „Follow That Dream“, „She’s Not You“, „Return To Sender“ und „You’re The Devil In Disguise“ nahtlos an die alten Erfolge an.
1967 heiratet Elvis Presley in Las Vegas die inzwischen volljährige Priscilla Ann Beaulieu, mit der er bereits seit 1963 zusammenlebt – 1968 kommt das einzige gemeinsame Kind Lisa Marie Presley zur Welt. Die Familie lebt auf dem Anwesen „Graceland“ in Memphis im US-Bundesstaat Tennessee.
Mitte der sechziger Jahre beginnt der Stern von Elvis Presley allmählich zu sinken, neue Teenageridole wie die „Rolling Stones“ und die „Beatles“ aus Großbritannien beherrschen die Hitparaden. Etliche seiner Songs wie „Guitar Man“, „Big Boss Man“, „High Heel Sneakers“ und „You’ll Never Walk Alone“ sind zwar immer noch in den Charts zu finden, wenn auch nicht mehr auf den vordersten Plätzen. 1968 feiert Elvis Presley in einem persönlichen TV-Special sein Debüt als Entertainer, welches von Kritikern und Publikum mit Erstaunen aufgenommen wird. Die renommierte Zeitung „New York Times“, die den Sänger einst als vulgär bezeichnet, feiert ihn nun als charismatisch.
Die siebziger Jahre stehen ganz im Zeichen zahlreicher Live-Auftritte – bis zu seinem Tod 1977 gibt Elvis Presley über tausend Konzerte, welche in der ganzen Welt ausgestrahlt werden und ihn endgültig zum internationalen Superstar machen. Während dieser Zeit entstehen einige der größten Hits des Sängers, wie „Long Black Limousine“, „Don’t Cry Daddy“, „Wearin’ That Loved On Look“, „Kentucky Rain“, „From A Jack To A King“, „Rubberneckin“, „Stranger In My Own Hometown“, „Any Day Now“, „After Loving You“, „Power Of My Love“, „Gentle On My Mind“, „In The Ghetto“, „Suspicious Minds“, „Always On My Mind“, „If You Talk In Your Sleep“, „It’s Midnight“, „Promised Land“, „My Boy“ und „I’ve Got A Thing About You Baby“.
Zu den absoluten Höhepunkten in der Karriere von Elvis Presley zählen seine legendären Bühnen-Shows in Las Vegas – der Sänger belebt die jahrelang vom legendären „Rat-Pack“ dominierte Wüstenstadt neu und setzt dabei völlig neue Maßstäbe. Er singt seine alten Hits aus den fünfziger Jahren, interpretiert Songs von den „Beatles“ und reißt mit einer Mischung aus schnellen, rockigen Nummern und ruhigeren Stücken das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Unvergessen ist die in Deutschland erst nach seinem Tod bekannt gewordene „Lach-Version“ seines Klassikers „Are You Lonesome Tonight“. Elvis Presleys Shows sind stets ausverkauft und ziehen ein neues Publikum nach Las Vegas – bis heute ist sein Name eng mit der Vergnügungs-Metropole verbunden.
Bereits seit den sechziger Jahren leidet Elvis Presley unter Herz- und Kreislaufbeschwerden, auch machen ihm immer wieder Migräne-Attacken, Rückenschmerzen und Gewichtsprobleme zu schaffen – der Sänger wird medikamentenabhängig und hohe Kortison-Dosen führen zu einem aufgedunsenen Äußeren. 1972 trennt sich seine Frau Priscilla von ihm, ein Jahr später folgt die Scheidung.
1971 wird Elvis Presley als bis dahin jüngster Preisträger mit dem „Lifetime Achievement Award“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der Sänger wird vierzehnmal für einen „Grammy“ nominiert – dreimal erhält er die Auszeichnung.
Elvis Presley stirbt am 16. August 1977 im Alter von zweiundvierzig Jahren an den Folgen eines Herzstillstandes auf seinem Anwesen „Graceland“ in Memphis. Unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit wird der Sänger auf dem Forrest Hill Friedhof neben seiner Mutter beigesetzt.
Bis zu seinem Tod verkauft Elvis Presley weltweit zwischen vierhundert und fünfhundert Millionen Tonträger – inzwischen sind es über eine Milliarde. Damit ist Elvis Presley insgesamt gesehen bis heute der kommerziell erfolgreichste Solokünstler aller Zeiten. Auch ist er bis heute der einzige Musiker, der Nummer-1-Hits in den Pop-, Country-, und Rhythm & Blues-Charts hat – in der Pop-Kategorie ist er mit 165 Songs der unangefochtene Spitzenreiter. Er gilt als erfolgreichste Musiker der Pop-Charts zwischen 1955 und 2008 – mit weitem Abstand vor den „Beatles“, Elton John, Madonna und Mariah Carey. Weniger bekannt ist, das Elvis Presley hinter Bing Crosby und Gene Autry auch der dritterfolgreichste Interpret von Weihnachtssongs ist.
Elvis Presley wird von unzähligen nachfolgenden Musikern wie Ian Gillan von „Deep Purple“, Greg Lake von „Emerson, Lake & Palmer“, Bono von „U2“, Robert Plant von „Led Zeppelin“, Keith Richards von den „Rolling Stones“, Bruce Springsteen, Bob Dylan, Elton John und den „Beatles“ als auch von klassisch ausgebildeten Sängern wie Placido Domingo und Kiri Te Kanawa gleichermaßen verehrt. Zahlreiche seiner Songs werden in den Jahrzehnten nach seinem Tod gecovert.
Elvis Presleys ehemaliger Wohnsitz „Graceland“ ist seit 1982 für Besichtigungen geöffnet und wird 2006 aufgrund seiner historischen Bedeutung von der US-Regierung als „National Historic Landmark“ ausgezeichnet. Mit etwa 600.000 Besuchern gilt das Anwesen nach dem Weißen Haus in Washington als das zweitbekannteste Haus der USA.