Startseite » Regisseure » Billy Wilder

Billy Wilder

Mit zahlreichen Klassikern der Kinogeschichte zählt er zu den einflussreichsten Filmregisseuren des letzten Jahrhunderts – sein Werk umfasst mehr als sechzig Filme, die sich durch Originalität, temporeichen Humor und pikante Konstellationen auszeichnen. Billy Wilder wird einundzwanzig Mal für einen „Oscar“ nominiert – sechsmal erhält er die begehrte Trophäe

Samuel „Billy“ Wilder wird am 22. Juni 1906 in Sucha – dem heutigen polnischen Sucha Beskidzka – im österreichisch-ungarischen Galizien geboren. Sein jüdischer Vater Max Wilder betreibt in Krakau ein Hotel sowie mehrere Bahnhofsrestaurants – während des Ersten Weltkrieges zieht die Familie aus Angst vor der herannahenden russischen Armee nach Wien. Billy Wilder, der sich schon als Junge für amerikanische Autos, Sport, Jazzmusik und vor allem fürs Kino interessiert, wird von seiner von Amerika begeisterten Mutter Eugenia schon als Kind „Billy“ gerufen. Nach seiner Matura am Wiener Realgymnasium beginnt Billy Wilder ein Jurastudium, was er dann allerdings abbricht, um den Beruf des Reporters zu ergreifen. Er arbeitet zunächst für die Wiener Boulevardzeitung „Die Stunde“ – als jedoch herauskommt, dass die Zeitung Wiener Geschäftsleute und Prominente mit der Drohung erpresst, unvorteilhafte Artikel über sie zu veröffentlichen und damit den ersten großen Medienskandal der noch jungen Republik Österreich hervorruft, beschließt Billy Wilder das Fach zu wechseln.

Gegen Ende der zwanziger Jahre geht Billy Wilder in die damals führende europäische Kulturmetropole Berlin und erschließt sich als Ghostwriter für bekannte Drehbuchautoren – unter anderem für den Filmklassiker „Menschen am Sonntag“ (1929) – eine zusätzliche Einkommensquelle. Gemeinsam mit Erich Kästner schreibt er unter dem Namen Samuel Wilder 1931 das Drehbuch für die Erstverfilmung von „Emil und die Detektive“ (1931), auch schließt er Freundschaften mit Egon Erwin Kisch, Erich Maria Remarque und Klabund. Unmittelbar nach der Machtübernahme der NSDAP und dem Berliner Reichstagsbrand flieht Billy Wilder 1933 nach Paris und geht 1934 auf Einladung des Produzenten Joe May – für den er sein erstes US-Drehbuch schreibt – in die USA, wo er bei der Filmproduktionsfirma „Columbia“ angestellt wird.

Binnen weniger Jahre avanciert Billy Wilder in der kalifornischen Filmmetropole zu einem der gefragtesten und bestbezahltesten Drehbuchautoren – er schreibt die Drehbücher zu Komödien wie „Ninotschka“ (1939) – bei dem sein Vorbild Ernst Lubitsch Regie führt – und führt 1942 erstmals Regie im Film „The Major And The Minor“ („Der Major und das Mädchen“). Bereits 1946 erhält er je einen „Oscar“ als Regisseur und Drehbuchautor für den Film „The Lost Weekend“ („Das verlorene Wochenende“). Nach dem Ende des Krieges kommt Billy Wilder – dessen Mutter, Großmutter und Stiefvater in Auschwitz ermordet werden – im Auftrag der amerikanischen Regierung nach Deutschland zurück um im kriegszerstörten Berlin 1947 den Film „A Foreign Affair“ („Eine auswärtige Affäre“) zu inszenieren.

Ab den fünfziger Jahren erschafft Billy Wilder internationale Filmklassiker wie „Sunset Boulevard“ („Boulevard der Dämmerung“, 1950) mit Gloria Swanson, Erich von Stroheim und William Holden, „Sabrina“ (1954) mit Humphrey Bogart und Audrey Hepburn, „The Seven Year Itch“ („Das verflixte siebte Jahr“, 1955) und „Some Like It Hot“ („Manche mögen’s heiß“, 1959) mit Marilyn Monroe, „Witness For The Prosecution“ („Zeugin der Anklage“, 1958) mit Marlene Dietrich, Charles Laughton und Tyrone Power, „The Apartment“ („Das Appartement“, 1960) und „Irma la Douce“ („Das Mädchen Irma la Douce“, 1963) mit Shirley MacLaine und Jack Lemmon sowie die erst in den achtziger Jahren populär gewordene Ost-West-Farce „One, Two, Three“ („Eins, Zwei, Drei“, 1961) mit James Cagney, Horst Buchholz und Lilo Pulver.

Der Regiestil von Billy Wilder ist vor allem von seiner Herkunft aus dem schreibenden Fach geprägt – als erfolgreicher Autor glaubt er an die Macht und Bedeutung des Drehbuches und lässt bei den Dreharbeiten kaum Änderungen zu. Dennoch ist ihm die Bildgestaltung sehr wichtig. Er liebt den Schwarzweißfilm und nutzt ihn noch, als der Farbfilm längst Standard ist – seine besten Filme dreht er in Schwarzweiß. Seine Filme zeichnen sich stets durch eine straffe Handlung sowie durch spritzige Dialoge aus. Um der bigotten Gesellschaft den moralischen Spiegel vorzuhalten, integriert er recht oft schlüpfrige Details und nach den damals geltenden Moralvorstellungen anstößige Themen, wobei er sich einer ausgefeilten Symbolsprache bedient. Seine Hauptdarsteller sind keine strahlenden Helden, sondern eher normale Durchschnittsmenschen mit Fehlern und Schwächen, die aber aufgrund besonderer Herausforderungen in bestimmten Situationen über sich hinauswachsen.

Die letzten Filme von Billy Wilder – wie „Avanti, Avanti“ (1972) und „Fedora“ (1978) mit Hildegard Knef – haben aufgrund der veränderten Sehgewohnheiten des Publikums nur noch wenig kommerziellen Erfolg und werden von der Kritik überwiegend negativ besprochen. Seine letzte Regiearbeit ist der Film „Buddy, Buddy“ (1981) mit Jack Lemmon und Walter Matthau in den Hauptrollen.

Billy Wilder ist von 1936 bis 1947 mit Judith Coppicus-Iribe verheiratet – gemeinsam haben sie Tochter Victoria. Ab 1949 ist der Regisseur mit der Schauspielerin und Sängerin Audrey Young verheiratet.

Am 27. April 2002 – kurz vor seinem sechsundneunzigsten Geburtstag – stirbt Billy Wilder an den Folgen einer Lungenentzündung im kalifornischen Beverly Hills. Sein Grab befindet sich auf dem Westwood Village Memorial Park Cemetery.