Als „Meister des Filmmelodrams“ ist er beim Publikum enorm beliebt und bei der Kritik als schnulzig und kitschig verschrien – mittlerweile gehört Douglas Sirk zu den am meisten geschätzten Regisseuren des vergangenen Jahrhunderts. Er verhilft Stars wie Zarah Leander und Rock Hudson zum Aufstieg und beeinflusst mit seinem Werk Generationen von Filmemachern
Douglas Sirk wird am 26. April 1897 als Hans Detlef Sierck in Hamburg geboren. Der Sohn dänischer Eltern – sein Vater ist Lehrer – verbringt seine Jugendzeit in Hamburg und in Dänemark und dient nach dem Abitur als Soldat bei der Reichsmarine. Danach studiert er ab 1917 in Jena, München, Freiburg und Hamburg Jura und Philosophie und arbeitet nach dem Abschluss zunächst als Redakteur bei einer Hamburger Zeitung. Ab 1920 ist er am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg Hilfsdramaturg, von 1923 bis 1929 Oberspielleiter am Bremer Schauspielhaus und von 1929 bis 1935 Intendant des Alten Theaters in Leipzig.
Obwohl er ein Gegner der Nationalsozialisten ist, erhält Douglas Sirk 1934 von der Berliner Filmproduktionsfirma UFA – die nach der Abwanderung vieler Künstler gute Regisseure sucht – einen Vertrag als Regisseur. In den folgenden Jahren dreht er Filme wie „April, April!“ (1935), „Das Mädchen vom Moorhof“ (1935), „Stützen der Gesellschaft“ (1935), „Das Hofkonzert“ mit Marta Eggerth und die populären Filme „Zu neuen Ufern“ (1937) und „La Habanera“ (1937) mit Zarah Leander, welche dadurch deutschlandweit zum Star aufsteigt. Sein größter Erfolg in Deutschland ist der Film „Schlussakkord“ (1936) mit Lil Dagover und Willy Birgel.
Mit Rücksicht auf seine jüdische Frau – der Schauspielerin Hilde Jary – setzt sich Douglas Sirk 1937 erst nach Wien und dann nach Frankreich ab, wo er den Film „Accord final“ (1937) dreht. 1939 gestaltet er in Rotterdam den Film „Boefje“ nach einem Drehbuch von Carl Zuckmayer, danach siedelt er mit seiner Frau in die USA über. Seinen Sohn Klaus Detlef Sierck aus seiner ersten Ehe mit der Schauspielerin Lydia Brinken kann er nicht überzeugen mitzukommen – er fällt 1944 als Soldat der Wehrmacht in der Ukraine.
In Hollywood angekommen nennt er sich fortan Douglas Sirk und versucht sein Glück zunächst als Drehbuchautor. 1943 erhält er für den Anti-Nazi-Film „Hitler’s Madman“ – ein Film über Reinhard Heydrich und die Zerstörung des tschechischen Dorfes Lidice – seinen ersten Regieauftrag, danach folgt das Melodram „Summerstorm“ („Sommersturm“, 1944).
Nach dem Ende des Krieges kehrt Douglas Kirk für kurze Zeit nach Deutschland zurück, geht jedoch wenig später wieder in die USA, wo er in den fünfziger Jahren zu einem der erfolgreichsten Regisseure von Melodramen avanciert. Er dreht Filme wie „Sleep, My Love“ („Schlingen der Angst“, 1947) mit Claudette Colbert, „All I Desire“ („All meine Sehnsucht“, 1953) mit Barbara Stanwyck, „Magnificent Obession“ („Die wunderbare Macht“, 1954) und „All That Heaven Allows“ („Was der Himmel erlaubt“, 1955) mit Jane Wyman und Rock Hudson, „Written On The Wind“ („In den Wind geschrieben“, 1956) mit Lauren Bacall, „Battle Hymn“ („Der Engel mit den blutigen Flügeln“, 1956), „The Tarnished Angels“ („Duell in den Wolken“, 1957) und „A Time To Love And A Time To Die“ („Zeit zu lieben und Zeit zu sterben“, 1958) mit Lilo Pulver und Klaus Kinski. Der letzte Film von Douglas Sirk ist „Imitation of Life“ („Solange es Menschen gibt“, 1959) mit Lana Turner.
Douglas Sirk gewinnt durch seine Arbeit den besonderen Respekt der französischen Regisseure Jean-Luc Godard und François Truffaut – die sich begeistert vom innovativen Einsatz neuer Techniken wie Cinemascope und Technicolor zeigen – und gilt als großes Vorbild von Rainer Werner Fassbinder und Pedro Almodóvar
In den sechziger Jahren bricht Douglas Sirk seine Filmkarriere ab und kehrt nach Europa zurück, um sich im schweizerischen Lugano ins Privatleben zurückzuziehen. Er unterrichtet von 1974 bis 1978 als Gastdozent an der Hochschule für Fernsehen und Film München und leitet noch verschiedene Theaterinszenierungen – insbesondere am Münchener Residenztheater und am Hamburger Thalia-Theater. 1978 erhält der Regisseur für sein Lebenswerk den „Deutschen Filmpreis“ und 1986 den „Bayerischen Filmpreis“.
Douglas Sirk stirbt am 14. Januar 1987 im Alter von neunundachtzig Jahren in Lugano im Tessin.