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Edda Seippel

Sie ist jahrelang eine der großen Charakterschauspielerinnen Deutschlands – mit einem Gesichtsausdruck aus Vorwurf und Enttäuschung und einer Stimme von gedehnter Unleidlichkeit spielt sich Edda Seippel über die Bühnen des Landes und wird dem deutschen Fernseh-Publikum durch ihre Rolle als Mutter Kempowski in „Tadellöser & Wolff“ bekannt

Edda Seippel kommt am 19. Dezember 1919 in Braunschweig – wo sie mit ihrem Bruder aufwächst und das Lyzeum Kleine Burg besucht – als Tochter eines Buchhändlers und einer Lehrerin zur Welt. Das Lyzeum verläßt sie ohne Abschluss. Mit elf Jahren möchte sie Balletttänzerin werden – sie erhält eine Tanzausbildung und steht im Braunschweiger „Kabarett der Namenlosen“ bereits als Vierzehnjährige auf der Bühne.

Edda Seippel gibt ihr Debüt 1937 am Theater Neustrelitz, wo sie bis 1938 bleibt. Weitere Bühnenstationen sind die Wanderbühne Koblenz, das Deutsche Theater in Göttingen (1939/40) und das Theater Breslau (1940 bis 1942). Dann spielt sie 1942 bis 1946 und 1950 bis 1955 am Deutschen Schauspielhaus sowie 1946 bis 1949 an den Kammerspielen in Hamburg, 1949/50 am Staatstheater Stuttgart und 1956 bis 1958 an den Städtischen Bühnen Frankfurt. Danach ist sie freischaffend und wirkt unter anderem 1962 an den Münchner Kammerspielen und zuletzt am Residenztheater.

Bis zu ihrem großen Durchbruch in der Fernsehverfilmung von Walter Kempowskis Familienroman „Tadellöser & Wolff“ (1974) unter der Regie von Eberhard Fechner gilt Edda Seippel als Geheimtip unter Theaterbesuchern und Freunden des deutschen Fernsehspiels. Seit ihrer Darstellung der Margarethe Kempowski aber ist sie in aller Munde. Für diese Rolle hat sie vieles aus ihrer eigenen Familie bezogen, sagt sie. Es ist aber vor allem ihre Stimme, der unverwechselbare Tonfall, der einen wesentlichen Teil ihrer Schauspieler-Persönlichkeit ausmacht. 1976 mimt sie erneut eine Mutterrolle, die der Titelheldin in Éric Rohmers „La Marquise d’ O…“ („Die Marquise von O.“) neben Bruno Ganz und 1978 spielt sie die Sophie von Quindt im Mehrteiler „Jauche und Levkojen“ nach dem gleichnamigen Roman von Christine Brückner unter der Regie von Günter Gräwert. 1980 wird ihr die „Goldene Kamera“ verliehen.

Als Valentine Chantrel und Partnerin von Harald Juhnke spielt sie in Wolfgang Spiers Komödie „Es bleibt in der Familie“ (1981). Rolf von Sydow besetzt sie als Friederike Gollwitz und Filmehefrau von Martin Held in „Der Raub der Sabinerinnen“ (1983) ebenso wie in Peter Schamonis „Frühlingssinfonie“ (1983), wo man sie als Mutter von Robert Schumann alias Herbert Grönemeyer erlebt. In Tom Toelles „Gin Romme“ (1983) – nach dem Theaterstück von J. Coburn – glänzt sie an der Seite von Klaus Schwarzkopf. Auch in diversen Krimiserien hat sie Gastauftritte.

Zuletzt ist Edda Seippel 1988 als Evelyn Hamanns resolute Mutter Tietze in Loriots „Ödipussi“ zu sehen.

Edda Seippel stirbt am 12. Mai 1993 in München mit vierundsiebzig Jahren an einem Krebsleiden. Der Berliner Tagesspiegel schreibt in einem Nachruf: „Sie zeigte sich immer mit heiterem Gemüt, tatkräftig und realitätsnah und doch wieder wie weggerückt von allem. Zugehörig dem Allgemeinen und doch wie von anderswoher eingepflanzt.“