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Elisabeth Schwarzkopf

Sie ist eine der größten Sängerinnen des zwanzigsten Jahrhunderts und gilt als letzte große Diva der Opernwelt. Vier Dekaden lang singt Elisabeth Schwarzkopf an den großen Bühnen der Welt – geschätzt wird die auch als „lyrisch beseelte Priesterin der Vollkommenheit“ bezeichnete Sopranistin vor allem wegen ihrer Interpretationen von Opern von Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss

Olga Maria Elisabeth Frederike Legge-Schwarzkopf kommt am 9. Dezember 1915 als einziges Kind des Altphilologen und Oberstudiendirektors Friedrich Schwarzkopf und seiner Frau Elisabeth im westpreußischen Jarotschin – das damals zum Deutschen Reich gehört – zur Welt. Schon von Kindesbeinen an zeigt sie großes Interesse an Musik, lernt Klavier, Gitarre, Violine und Orgel und singt bereits im Alter von dreizehn Jahren in einer Schulaufführung in Magdeburg die Eurydice aus Glucks „Orfeo e Euridice“.

1934 beginnt Elisabeth Schwarzkopf ein Gesangstudium an der Berliner Hochschule für Musik – zunächst als Altistin und Mezzosopran, später als Koloratur-Sopran. 1938 debütiert sie am Deutschen Opernhaus in Berlin-Charlottenburg als Blumenmädchen im „Parsifal“ und erregt auch mit kleineren Partien wie dem ersten Knaben in Mozarts „Zauberflöte“ oder der „Valencienne“ in Léhars „Die lustige Witwe“ für Aufsehen. 1944 wird Elisabeth Schwarzkopf an die Wiener Staatsoper engagiert, wo sie mit der „Zerbinetta“ in „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss oder als „Rosina“ in Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ Publikum und Kritiker gleichermaßen überzeugt.

Ihr Verhältnis zu den Nationalsozialisten bleibt ambivalent – Kritiker werfen ihr typische Verdrängungsmechanismen und rücksichtslosen Karrierismus vor. Die Sängerin macht sowohl in der unmittelbaren Nachkriegszeit wie in Konfrontation mit diversen Enthüllungen widersprüchliche Angaben bezüglich ihrer NSDAP-Parteimitgliedschaft, leugnet diese zunächst um sie wenig später mit unterschiedlichen Erklärungen zu verteidigen. Angeblich sei sie nur auf Anraten des Vaters Parteimitglied geworden, der jedoch selbst zuvor wegen des Verbots einer Veranstaltung der Nationalsozialisten an seiner Schule seine Stellung als Direktor verloren habe. Schwerer wirken die Vorwürfe diverser Gesangsauftritte auf Parteiveranstaltungen und während des Krieges vor Einheiten der Waffen-SS. Elisabeth Schwarzkopf bezeichnet sich wie so viele andere Künstler der damaligen Zeit stets als unpolitisch und nur ihrem künstlerischen Wirken verpflichtet – „Nur das, was für das Singen Bedeutung hatte, habe ich getan“ sagt die Diva in einem Interview.

Nach dem Ende des Krieges spielt Elisabeth Schwarzkopf im Ausweichquartier der Staatsoper im Theater an der Wien erneut die „Mimi“ und die „Violetta“ und avanciert im Laufe der Zeit auch auf internationalen Bühnen zu einer der gefragtesten Sopranistinnen. Josef Krips und Herbert von Karajan bauen um sie herum das berühmte „Wiener Mozart-Ensemble“ auf. Auf Europatourneen der Wiener Staatsoper gibt sie 1947 die „Donna Elvira“ in Mozarts „Don Giovanni“ im Londoner Royal Opera House und 1948 an der Mailänder Scala die Marschallin aus Strauss’ „Rosenkavalier“. 1949 kommt es zu jenem berühmt gewordenen Gesamtgastspiel der Wiener Staatsoper in London, bei dem Elisabeth Schwarzkopf die „Elvira“ singt und der in England im Exil lebende Richard Tauber als „Don Ottavio“ in sein altes Ensemble zurückkehrt.

Bei den Salzburger Festspielen feiert Elisabeth Schwarzkopf bis Mitte der sechziger Jahre als Mozart-Interpretin Triumphe, sei es als „Donna Elvira“, als „Gräfin“ in „Figaros Hochzeit“, als „Pamina“ in „Die Zauberflöte“ oder als „Fiordiligi“ in „Così fan tutte“ – auch glänzt sie als „Marzelline“ in Beethovens „Fidelio“ ebenso wie als „Alice Ford“ in Verdis „Falstaff“. Ihr Debüt an der New Yorker Metropolitan Opera gibt sie 1964 in ihrer Paraderolle als „Marschallin“. Legendär bleibt auch ihre Aufnahme der „Vier letzten Lieder“ von Richard Strauss unter George Szell von 1966.

Seit 1951 lebt Elisabeth Schwarzkopf mehrere Jahre lang in London, 1953 heiratet sie den berühmten Plattenproduzenten und „Klassikpapst“ Walter Legge – die Ehe hält bis zu dessen Tod 1979. Bei den Bayreuther Festspielen kann man Elisabeth Schwarzkopf 1951 als grandiose „Eva“ in Wagners „Die Meistersingern von Nürnberg“ und als „Woglinde“ im „Nibelungenring“ erleben – es bleibt ihr einziger Ausflug in die Welt Richard Wagners. Zu ihrem weiteren Repertoire zählt die „Marguérite“ in Gounods „Faust“, die weibliche Titelpartie in Claude Debussy’s „Pelléas et Mélisande“, die „Fatima“ in Webers „Abu Hassan“, die „Giulietta“ in Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“, die Titelrollen in Orffs „Die Kluge“ oder Massenets „Manon Lescaut, die „Liù“ in Puccinis „Turandot“ ebenso eindrucksvoll wie die „Mimi“ in „La Bohème“ oder die „Madame Butterfly“.

Berühmt wird Elisabeth Schwarzkopf auch als hervorragende Oratorien-Interpretin wie mit Bachs „Matthäus-Passion“, Händels „Messiah“ oder Beethovens „Missa Solemnis“ ebenso wie mit dem Kunstlied von Schubert, Schumann, Mahler und Wolf. Darüber hinaus macht sich Sängerin auch als Opernregisseurin einen Namen – 1981 inszeniert sie an der Oper von Brüssel den „Rosenkavalier“ von Richard Strauss.

Ab den achtziger Jahren beginnt Elisabeth Schwarzkopf Meisterklassen zu unterrichten – als mitleidlose Kritikerin ist ihre rücksichtslose Härte gegenüber ihren Schülern gefürchtet, dennoch sind ihre Kurse ungemein begehrt. Im Laufe der Jahre unterrichtet sie rund fünfhundert Sängerinnen und Sänger – zu ihren Schülern zählen unter anderem Renée Fleming, Thomas Hampson und Matthias Goerne.

1971 feiert Elisabeth Schwarzkopf im Brüsseler Monnaie-Theater in ihrer Paraderolle der „Marschallin“ den Abschied von der Opernbühne. In den folgenden Jahren widmet sie sich verstärkt dem Lied, der letzte Liederabend findet 1979 in Zürich statt. Seit 2001 lebt die Sängerin im österreichischen Vorarlberg und gibt weiterhin privaten Unterricht. Zu ihrem neunzigsten Geburtstag geben der Bariton Matthias Goerne mit Eric Schneider am Klavier einen Liederabend mit Hugo-Wolf-Liedern nach ihrer Wahl.

Der schwedische König Gustav VI. Adolf verleiht Elisabeth Schwarzkopf 1964 den Orden „Litteris et artibus“, 1983 wird sie in das Kapitel des Ordens „Pour le mérite“ für Wissenschaft und Künste gewählt. 1990 wird sie vom Land Baden-Württemberg mit einer Ehren-Professur geehrt. Die Sängerin erhält außerdem 1976 die Ehrendoktorwürden der Universität Cambridge, 1982 der American University Washington und 1990 der Universität Glasgow. 1992 erhebt die britische Königin Elizabeth II. sie zur „Dame Of The British Empire“.

Elisabeth Schwarzkopf stirbt am 3. August 2006 im Alter von neunzig Jahren in ihrer österreichischen Wahlheimat Schruns/Vorarlberg. Ihre Urne wird in Zumikon bei Zürich neben ihren Eltern beigesetzt.