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Enrico Caruso


Er gilt als bedeutendste Figur der Opernwelt und in der Fachwelt als größter Sänger aller Zeiten – bewundert für seine Präsenz und die strahlende Kraft seiner Stimme setzt Enrico Caruso neue Maßstäbe. Als erster Künstler überhaupt besingt er eine Schallplatte, mit seinem über achtzig Opernrollen und mehr als fünfhundert Liedern umfassendem Repertoire absolviert er in seiner dreißigjährigen Karriere rund zweitausend Auftritte auf den Bühnen der weltweit bedeutendsten Opernhäuser

Enrico Caruso 1910, Foto: By Copyright by Laveccha Studio, Chicago (no. 3). (Commons) [Public domain], via Wikimedia Commons

Enrico Caruso wird am 25. Februar 1873 als Errico Caruso in Neapel geboren, wo er als drittes von sieben Kindern in ärmlichen Verhältnissen aufwächst. Seine Mutter ermöglicht ihm eine Schulbildung, bereits als Kind singt er im Kirchenchor. Nach dem Tod der Mutter wendet er sich ganz dem Gesang zu, verdient auf Feiern und in Cafés seinen Lebensunterhalt und nimmt bei den renommierten Gesangslehrern Guglielmo Vergine und Vinzenco Lombardi Unterricht.

Seinen ersten großen Erfolg hat Enrico Caruso in der Oper „L’amico Fritz“ von Pietro Mascagni im Teatro Nuovo in seiner Heimatstadt Neapel – der er Zeit seines Lebens durch eine zwiespältige Liebe verbunden bleibt, da man ihm dort nicht die nötige Anerkennung zollt. Seiner Ansicht nach betrachtet man ihn dort stets als Gassenjungen, der unter den Balkonen singt. Seinen Schwur, dort nie mehr zu singen, sondern nur zum Spaghetti-Essen wiederzukommen, hält er zeitlebens.

Gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts avanciert Enrico Caruso in Italien zur Attraktion – in Venedig steht er 1897 bei der Uraufführung von „L’Arlesiana“ von Francesco Cilèa als „Federico“ auf der Opernbühne – die Kritiken sind überwältigend. Seinen großen Durchbruch feiert er 1898 in Mailand als „Loris“ in der Uraufführung von Umberto Giordanos Oper „Fedora“, auch steht er dort unter dem Dirigenten Arturo Toscanini bei der Uraufführung der Oper „Germania“ von Alberto Franchetti als „Friedrich“ und als „Maurizio“ in der Oper Adriana Lecouvreur auf der Bühne.

Seinen endgültigen internationalen Durchbruch feiert Enrico Caruso 1903 an der New Yorker Metropolitan Opera als Herzog im „Rigoletto“ von Giuseppe Verdi. Das New Yorker Publikum ist dermaßen begeistert, dass er die Arie „La donna è mobile“ wiederholen muss. In den nächsten Jahren eröffnet er dort als festes Ensemblemitglied achtzehn Saisons in Folge.

Enrico Caruso ist berühmt für seine warme und für einen Tenor sehr dunkle Stimme sowie seine unübertroffene Bühnendarstellung – das Volumen und die Weichheit seiner Stimme sind bis heute unerreicht. Auch begründet er einen völlig neuen Gesangsstil, in dem nicht nur das schöne Abliefern an der Rampe im Vordergrund steht, sondern das Einswerden mit der dargestellten Figur. Nach ihm kann niemand mehr zur alten Form des Singens zurückkehren, „Caruso“ ist bis heute ein Synonym für hervorragender „Sänger“ und wohl die größte Ehrenbezeugung, die die Nachwelt einem Operndarsteller darbringen kann.

Bei seinen vielen Gastspielen wird Enrico Caruso mit zahlreichen Ehrenbezeugungen überhäuft, in Berlin sammeln sich 30.000 Menschen vor der Oper, um ihn für eine Minute zu sehen. Auch gilt Enrico Caruso als erster Großverdiener der Opernszene und als erster, der ganze Arenen mit seinem Gesang füllt – 1919 singt er in in Mexiko-Stadt vor 25.000 Menschen. Zwischen 1903 und 1920 steht er knapp neunhundert Mal auf der Bühne der New Yorker Metropolitan Opera – somit singt er dort mehr Vorstellungen, als an allen anderen Opernhäusern weltweit.

Bis 1920 spielt Enrico Caruso knapp neunhundert Titel auf Schallplatte auf und trägt damit wesentlich zur Verbreitung des neuen Mediums bei. Darunter sind nicht nur Opernarien, sondern wie „O sole mio“ auch viele neapolitanische Volkslieder, denen er damit zu Weltruhm verhilft. Sein 1904 aufgenommenes „Vesti La Giubba“ aus Leoncavallos Oper „Pagliacci“ gilt mit über einer Million verkaufter Schallplatten seit der Veröffentlichung 1904 als erster Millionenseller der Schallplattenindustrie.

Enrico Caruso wirkt 1918 in zwei Stummfilmen mit, von denen nur noch der Film „My Cousin“ als Kopie vorhanden ist. Eine fiktive Fassung vom Leben des Sängers wird 1951 mit Mario Lanza in der Hauptrolle unter dem Titel „Der große Caruso“ verfilmt – der Film ist in Italien wegen seines relativ frei erfundenen Inhalts lange Zeit verboten.

Acht Jahre lang lebt Enrico Caruso mit der Opernsängerin Ada Giachetti zusammen – mit ihr hat er die Söhne Rodolfo und Enrico. Nach der Trennung von Ada ist der Tenor einige Zeit mit deren Schwester liiert, danach heiratet er die amerikanische Millionärstochter Dorothy Park Benjamin – aus der Ehe geht Tochter Gloria hervor.

Seine letzte Vorstellung gibt Enrico Caruso 1920 an der Metropolitan Opera in „Die Jüdin“ von Jacques Fromental Halévy. 1920 erkrankt er nach einer Erkältung an einer Rippenfellentzündung – obwohl er starke Schmerzen hat tritt er weiter auf, wird erst 1920 nach einem Zusammenbruch operiert und überlebt nur knapp. Um sich zu erholen, begibt sich der Sänger zu einem Erholungsurlaub in seine italienische Heimat, wo er nach einigen Monaten unerwartet einen Rückfall erleidet. Bevor er sich auf den Weg nach Rom zu seinen Ärzten machen kann, stirbt Enrico Caruso am 2. August 1921 mit achtundvierzig Jahren im Hotel Vesuvio in Neapel.

Neben Vertretern des europäischen Hochadels und des öffentlichen Lebens nehmen rund hunderttausend Trauergäste an den Trauerfeierlichkeiten teil. Geschäfte bleiben geschlossen und öffentliche Gebäude tragen die Flaggen auf Halbmast. König Viktor Emanuel III. von Italien öffnet selbst die Tore der Basilika San Francesco di Paola an der neapolitanischen Piazza del Plebiscito für die Totenmesse, in der bis dahin nur königliche Zeremonien stattfinden.

Von 1921 bis 1930 wird Enrico Caruso in einem Glassarg aufgebahrt – erst auf Drängen seiner Frau wird der Sarg geschlossen. Seitdem ruht der Körper des Sängers in einem prunkvollen Mausoleum auf dem Friedhof Santa Maria del Pianto in Neapel, wo ihn noch heute unzählige Verehrer besuchen.