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Franz Josef Strauß

Der wortgewaltige Münchner ist einer umstrittensten Nachkriegspolitiker des Landes – zielstrebig, ehrgeizig und hochgebildet regiert er Bayern jahrelang wie ein barocker König. Franz Josef Strauß ist bekannt für seine bissigen Bemerkungen, er mischt mit knüppelharter Rhetorik so manche Bundestagsdebatte auf und dient einer ganzen Generation als Hassfigur. Von seinen Anhängern wird er bis heute als Ikone bajuwarischer Lebensart verehrt und gefeiert

Franz Josef Strauß wird am 6. September 1915 in München als zweites Kind des Metzgers Franz Josef Strauß und dessen Frau Walburga geboren. Er wächst in der bayrischen Hauptstadt in einem streng-katholischen Haus auf – die Familie ist monarchistisch und antipreußisch eingestellt und befürwortet die Trennung Bayerns vom Deutschen Reich. 1934 macht er am Münchner Maximiliansgymnasium das bayernweit beste Abitur, danach erhält er ein Stipendium für ein Lehramtsstudium der Altphilologie und Geschichte. Da er keiner nationalsozialistischen Organisation angehört, wird seine Immatrikulation zunächst abgelehnt – erst nach einer Beschwerde seines ehemaligen Tutors und Lehrers wird er zugelassen.

1939 wird Franz Josef Strauß von der Wehrmacht eingezogen – während des Zweiten Weltkrieges nimmt er am Westfeldzug sowie am Krieg gegen die Sowjetunion teil. Die Erlebnisse jener Jahre prägen ihn nachhaltig. Während des Krieges beendet er sein Studium mit dem Zweiten Staatsexamen fürs Lehramt und arbeitet eine Zeit lang als Assistent an der Universität München – danach schlägt er eine Beamtenlaufbahn ein.

Nach dem Ende des Krieges und der Entlassung aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft gehört Franz Josef Strauß 1946 zu den Mitbegründern des CSU-Kreisverbandes Schongau – 1949 wird er zum ersten Generalsekretär der CSU ernannt. 1952 wird er stellvertretender Vorsitzender der CSU und 1961 als Nachfolger des zurückgetretenen Hanns Seidel bis zu seinem Tod 1987 Parteivorsitzender. Als Abgeordneter des Wahlkreises Weilheim in Oberbayern gehört Franz Josef Strauß länger als drei Jahrzehnte lang dem Deutschen Bundestag an.

Franz Josef Strauß ist ein rhetorisch gewandter und talentierter Redner, seine Reden im Deutschen Bundestag sind berühmt wie berüchtigt – er nimmt kein Blatt vor den Mund und bezeichnet Journalisten schon mal als „Ratten“ und „Schmeißfliegen“. 1953 wird er als bis dahin jüngster Bundesminister für besondere Aufgaben ins Kabinett von Konrad Adenauer berufen, 1955 wird ihm das neugegründete Ministerium für Atomfragen übertragen. Als „Atom-Minister“ setzt er sich entschieden für die Erforschung und die zivile Nutzung der Kernenergie ein. 1956 wird Franz Josef Strauß zum Verteidigungsminister ernannt. Mit Nachdruck engagiert er sich im Rahmen der Wiedergutmachung für die militärische Unterstützung des neugegründeten Staates Israel.

Die politische Karriere von Franz Josef Strauß ist von etlichen Skandalen überschattet, welche hauptsächlich durch Recherchen des Hamburger Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ ans Tageslicht kommen. Schon bald avanciert dessen Chefredakteur Rudolf Augstein zu Franz Josef Strauß‘ Intimfeind – dieser lässt den Hamburger Journalisten 1962 festnehmen, was zur „Spiegel-Affäre“ führt. Dem Nachrichtenmagazin wird vorgeworfen, bei den Nachforschungen zu einem kritischen Artikel über die Bundeswehr Landesverrat begangen zu haben. Das Verhalten von Franz Josef Strauß führt zu einer Regierungskrise – 1962 muss er vom Amt des Verteidigungsministers zurücktreten. Die Affäre wird im Nachhinein als wesentliche Stärkung der bundesdeutschen Pressefreiheit und der Rolle des investigativen Journalismus gesehen.

Ab 1966 ist Franz Josef Strauß unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger Bundesminister der Finanzen – in dessen Großer Koalition arbeitet der Bayer vertrauensvoll und erfolgreich mit dem sozialdemokratischen Wirtschaftsminister Karl Schiller zusammen. Nachdem 1969 Willy Brandt Bundeskanzler wird, kritisiert Franz Josef Strauß immer wieder dessen Ostpolitik.

Wenig Berührungsängste – besonders wenn es um wirtschaftliche Interessen geht – hat Franz Josef Strauß mit den Machthabern autokratischer Regimes. 1973 kommentiert er die Machtübernahme der chilenischen Militärs mit den Worten: „Angesichts des Chaos, das in Chile geherrscht hat, erhält das Wort Ordnung für die Chilenen plötzlich wieder einen süßen Klang.“ 1977 trifft er in der chilenischen Hauptstadt den Diktator Augusto Pinochet, auch wird ihm von der Universität Santiago de Chile die „Ehrendoktorwürde der Rechtswissenschaft“ verliehen. 1975 wird Franz Josef Strauß als erster westdeutscher Politiker vom chinesischen Parteichef Mao Zedong empfangen. Auch unterhält er freundschaftliche Beziehungen zu Paraguays Diktator Alfredo Stroessner, zum togolesischen Präsidenten Gnassingbé Eyadéma und zum südafrikanischen Präsidenten Pieter Willem Botha, der wegen seiner Apartheidspolitik international isoliert ist.

1980 wird Franz Josef Strauß von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion als Kanzlerkandidat ins Rennen geschickt – die Wahlen gewinnt der damals sehr populäre Amtsinhaber Helmut Schmidt. Franz-Josef Strauss zieht sich nach Bayern zurück, wo er von 1978 bis zu seinem Tod 1988 das Amt des Ministerpräsidenten bekleidet. In seine Amtszeit fallen unter anderem der Bau des umstrittenen Main-Donau-Kanals sowie der von starken Protesten aus der Bevölkerung begleitete Bau der atomaren Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf. Als bayerischer Ministerpräsident betreibt Franz Josef Strauß Außenpolitik nach eigenen Maßstäben – 1983 sorgt er durch das Einfädeln eines Milliardenkredites für die bereits damals bankrotte DDR für Aufregung.

1957 heiratet Franz Josef Strauß Marianne Zwicknagl, die 1984 bei einem Autounfall ums Leben kommt – aus der Ehe gehen die Kinder Max, Franz Georg und Monika hervor.

Franz Josef Strauß stirbt am 3. Oktober 1988 im Regensburger Krankenhaus der Barmherzigen Brüder an den Folgen Herz-Kreislaufversagens – zwei Tage später wird sein Leichnam nach München überführt. Nach einer Trauerfeier im Bayerischen Landtag, einem Staatsakt in der Münchner Residenz und einem Trauerzug durch die Münchner Innenstadt wird der Sarg unter der Anteilnahme Tausender im engsten Familienkreis in der Familiengruft in Rott am Inn beigesetzt.

Franz Josef Strauß erhält im Laufe seines Lebens zahlreiche Ehrungen – unter anderem das „Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“, den „Karl-Valentin-Orden“, den „Bayerischen Verdienstorden“, das „Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich“ sowie Ehrendoktorwürden der Universitäten von Cleveland, Chicago, Detroit, Santiago de Chile und München. Auch ist er Ehrenbürger von München und Regensburg.

Nach seinem Tod werden zahlreiche Bauten, Straßen und Plätze nach Franz Josef Strauß benannt – unter anderem der Münchner Großflughafen, ein Teil des Münchner Altstadtrings, Brücken in Passau und Nürnberg sowie eine Straße in Regensburg. Die „Hanns-Seidel-Stiftung“ verleiht seit 1996 einen Franz-Josef-Strauß-Preis.