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Fritz Wunderlich

Der Tenor mit der strahlenden und klaren Stimme gilt als einer der größten Sänger des vorigen Jahrhunderts – als bedeutendster Mozart-Interpret seiner Zeit setzt er neue Maßstäbe, die noch bis heute Gültigkeit haben. Neben der Oper umfasst das Repertoire von Fritz Wunderlich auch Partien der großen Oratorien, Operetten, Lieder sowie Unterhaltungsmusik – die Einzigartigkeit seiner Stimme ist auf zahlreichen Rundfunkaufnahmen dokumentiert

Fritz Wunderlich wird am 26. September 1930 in Kusel in Rheinland-Pfalz als Friedrich Karl Otto Wunderlich geboren. Der Sohn des Cellisten, Kapellmeisters und Chordirigenten Paul Wunderlich und dessen Frau Anna wächst in einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater – von den örtlichen Nationalsozialisten um seine Stellung gebracht und unter einer schweren Kriegsverletzung leidend – nimmt sich das Leben, als Fritz Wunderlich fünf Jahre alt ist. Um nicht zu verarmen, gibt die Mutter Musikunterricht – schon früh lernt der Sänger verschiedene Musikinstrumente und begleitet seine Mutter und seine ältere Schwester, wenn sie abends zur musikalischen Unterhaltung aufspielen. Sein späteres Gesangs- und Musikstudium an der Musikhochschule Freiburg finanziert er sich durch Tanzmusik.

Seinen ersten offiziellen Opernauftritt hat Fritz Wunderlich 1954 bei einer Hochschulaufführung in Freiburg als „Tamino“ in Mozarts „Zauberflöte“. 1955 wird er an die Württembergische Staatsoper in Stuttgart engagiert, wo er anfangs kleinere Partien wie einen der Meister in Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ singt. Drei Jahre später wechselt er an die Frankfurter Oper und erhält schon bald eine Einladung zu den Salzburger Festspielen, wo er unter anderem als „Henry Morosus“ in „Die schweigsame Frau“ von Richard Strauss Aufsehen erregt. 1962 wird er von der Münchener Oper – dessen Ensemblemitglied er seit 1960 ist – zum „Bayerischen Kammersänger“ ernannt. Ab 1962 gastiert Fritz Wunderlich an der Wiener Staatsoper, deren Ensemble er ab 1963 bis zu seinem Tod angehört. Seit 1959 ist er regelmäßig Gast der Salzburger Festspiele – weitere Engagements führen ihn unter anderem nach Berlin, Aix-en-Provence, Florenz, Venedig, Buenos Aires, London, Edinburgh und Mailand.

Zu den herausragendsten Partien von Fritz Wunderlich gehören der „Apollo“ in Monteverdis „L’Orfeo“, der „Pylades“ in Glucks „Iphigenie auf Tauris“, der „Lensky“ in Tschaikowskys „Eugen Onegin“, der „Baron Kronthal“ in Lortzings „Der Wildschütz“ und der „Graf Almavira“ in Rossinis „Der Barbier von Sevilla“. Auch brilliert er als „Ruggiero“ in Händels „Alcina“ sowie in dessen „Xerxes“, er singt Verdis „Alfredo“ in „La Traviata“, den „Rodolfo“ in Puccinis „La Boheme“, den „Fenton“ in Nicolais „Die lustigen Weiber von Windsor“ wie den „Andres“ in Alban Bergs „Wozzek“ sowie die Titelrolle in Pfitzners „Palestrina“. Bei den Ansbacher Festspielen interpretiert er beeindruckend den „Evangelisten“ in Johann Sebastian Bachs „Matthäus-Passion“. Fritz Wunderlichs Interpretationen von Liedern – unter anderem von Schubert, Mahler, Strauss, Schumann und Beethoven – entstehen in Zusammenarbeit mit dem Liedbegleiter Hubert Giesen und finden auch heute noch einhellige Bewunderung.

Freundschaftlich verbunden ist Fritz Wunderlich mit dem Bariton Hermann Prey, der oft mit ihm auf der Bühne steht. Einen väterlichen Freund findet der Sänger in dem Bassisten Gottlob Frick.

Seine Heimatverbundenheit zeigt Fritz Wunderlich mit dem von ihm getexteten und vertonten „Kusellied“.

1956 heiratet Fritz Wunderlich die Harfenistin Eva Jungnitsch – aus der Ehe gehen die Kinder Constanze, Wolfgang und Barbara hervor. Die Familie wohnt zunächst in Stuttgart, später in München.

Seine letzte Partie singt Fritz Wunderlich bei den Festspielen in Edinburgh in der Rolle, mit der sein kometenhafter Aufstieg beginnt – dem „Tamino“ in Mozarts „Die Zauberflöte“. 1965 unterzeichnet Fritz Wunderlich einen Vertrag für eine Produktion an der New Yorker Metropolitan Opera – diesen Höhepunkt einer jeden Sängerkarriere erlebt er nicht mehr.

Fritz Wunderlich stirbt am 17. September 1966 – wenige Tage vor seinem sechsunddreißigsten Geburtstag – auf tragische Weise in der Heidelberger Universitätsklinik. Im Jagdhaus eines Freundes zieht er sich bei einem Sturz eine schwere Kopfverletzung zu, deren Folgen er trotz einer Operation nicht überlebt. Er wird unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt.

In seinem Geburtsort Kusel richtet das Heimatmuseum zu Ehren ihres großen „Sohnes“ eine kleine Ausstellung ein, in der Tondokumente, Briefe und Fotos sowie einige Kostüme, die der Sänger trug, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.